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1958: Der 7. Parteitag der BKP

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Foto: archives.bg

1948, auf dem 5. Parteitag der regierenden Bulgarischen Kommunistischen Partei wurde beschlossen, in Bulgarien den Sozialismus aufzubauen. Zehn Jahre später, auf dem 7. Parteitag wird Rechenschaft über die ersten entscheidenden Erfolge auf diesen Weg abgelegt. Auf dem Parteitag gibt es Vertreter der anderen Kommunistischen Parteien und besonders wichtig ist die Anwesenheit von Nikita Chruschtschow, des ersten Sekretärs der Kommunistischen Partei der Sowjetunion. In den kommunistischen Parteien und auch in der Bulgarischen Kommunistischen Partei finden weiterhin Auseinadersetzungen über das Erbe Stalins und damit verbundene Machtkämpfe statt. Der Parteitag stärkte weiterhin den Einfluss von Todor Schiwkow. Das erklärt den Ton des ersten originellen Tondokument aus unseren Archiv vom Parteitag. Wir hören Todor Schiwkow:



Der Parteitag drückt eindrucksvoll die starke Einheit und Geschlossenheit unserer gesamten Partei, ihrer Kader und Mitglieder um das Zentralkomitee“, erklärte Todor Schiwkow. „Worauf gründet sich diese Einheit? Ihre feste Grundlage ist die richtige Parteipolitik – der marxistisch-leninistische Kurs des Zentralkomitees. Die Erfahrungen der internationalen kommunistischen und Arbeiterbewegung und unserer Partei haben vielfach bewiesen, dass ohne eine richtige marxistisch-leninistische Führung die geistige, politische und organisatorische Einheit der Partei nicht bewahrt werden könnte. Die Abweichungen von der richtigen marxistisch-leninistischen Linie nach links oder rechts, die Schwankungen bei ihrer Verfolgung rufen unweigerlich Risse in der Einheit der Partei hervor.“

Der 7. Parteitag wurde zum Parteitag des siegreichen Sozialismus erklärt. Voraussetzung dafür waren der Übergang von 99.99 % der Industrie, Bauwesens und des Verkehrs in Staatsbesitz, und 92 % des landwirtschaftlichen Bodens wurden nunmehr von den landwirtschaftlichen Genossenschaften bewirtschaftet. Diese Umwandlungen führten dazu, dass das Nationaleinkommen in Bulgarien 1957 zweieinhalb Mal höher war als im besten Vorkriegsjahr 1939.

Der Parteitag beschloss noch ehrgeizigere Ziele für die nächsten Jahre. Auf dem neuen Weg gab es keine großen Erfahrungen und es wurde unter dem Einfluss der großen Brüderländer UdSSR und China zum Teil versucht, „große Sprünge“ zu machen.

Die Bedeutung des Parteitages bewertete Todor Schiwkow so:



Genossen, der 7. Parteitag der Bulgarischen kommunistischen Partei hat seine fruchtbare Arbeit beendet. Er wird in die Geschichte der Partei und des bulgarischen Volkes als der Parteitag des siegreichen Sozialismus in unserem Land eingehen“, sagte Todor Schiwkow. „Diese grundlegende Schlussfolgerung, die auf dem Kongress spontan zum Ausdruck kam und seine einstimmige und eindrucksvolle Zustimmung erhielt, ist richtig und genau. Sie bringt die unzweifelhafte Tatsache zum Ausdruck, dass der Sozialismus in der Volksrepublik Bulgarien gesiegt hat und in allen Bereichen des gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und ideologischen Lebens herrscht. Es steht außer Zweifel, dass der 7. Parteitag eine große historische Bedeutung für die Entwicklung der Partei und des Landes hat.

Auch wenn keine überdimensionalen „großen Sprünge“ möglich waren, zeigte Bulgarien in den nächsten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung nach vorne. Im gleichen Jahr wird eine Vereinbarung mit der Sowjetunion über technische Hilfe beim Bau von Industrieunternehmen unterzeichnet. Die Industrieproduktion wuchs in den nächsten 12 Jahren durchschnittlich um 10 % jährlich. Viel schneller wuchsen die Metallurgie, der Maschinenbau, die chemische Industrie und die Stromproduktion. 1958 werden das Kupferkombinat bei Pirdop, das Zementwerk in Dewnja und das Textilwerk „Mariza“ in Plowdiw in Betrieb genommen. In Betrieb genommen wird auch das erste bulgarische unterirdische Wasserkraftwerk „Batak“. Die ersten Tanksellen werden in Sofia, Varna, Plewen usw. gebaut. Es wird mit dem Bau des Fernsehturmes in Sofia begonnen.

Der Außenhandel erhöht sich in den nächsten 12 Jahren um das 7,5-fache. Erfolgreich entwickelt sich die Landwirtschaft. 1970 wurde mehr Weizen produziert als im Jahre 2006, als nach der Wende die sozialistische Landwirtschaft reprivatisiert wurde. Es wurde damals anderthalb Mal mehr Mais als heute produziert, drei Mal mehr Tomaten, Sonnenblumen und Tabak. Bulgarien hatte damals anderthalb Mal mehr Geflügel, zwei Mal mehr Rinder und Schweine, und sechs Mal mehr Schafe. Der Einbruch in der Agrarproduktion durch die Reprivatisierung der bulgarischen Landwirtschaft führte dazu, dass Bulgarien, das seine Industrialisierung durch den Export von Agrarprodukten finanzierte, heute mehr landwirtschaftliche Produkte einführt als ausführt. Deswegen essen wir heute polnische Tomaten und chinesische Bohnen.

Die vom 7. Parteitag der BKP 1958 geplanten wirtschaftlichen Erfolge konnten zum großen Teil verwirklicht werden. Die Feststellung, dass der Sozialismus in Bulgarien für immer gesiegt hat, erwies sich allerdings als falsch.

Was sonst noch passierte 1958?

Es wurde der Bulgarische Bund für Körperkultur und Sport gegründet und die bulgarische Frauenbasketballmannschaft wurde Europa-Meister in Lodz in Polen.

Die mittelalterlichen bulgarischen Hauptstädte Pliska und Preslaw, sowie das Madara-Reiter-Felsrelief wurden zu nationalen Kulturdenkmälern erklärt.

Bei der bulgarischen Küstenstadt Nesebar wurde ein Goldschatz aus den 16. Jahrhundert gefunden.

1958 wurde Angelo Giuseppe Roncalli, der 1925 bis 1934 vatikanischer Nuntius in Bulgarien war, unter dem Namen Johannes XXIII. zum Papst gewählt. Mit dem Zweiten vatikanischen Konzil trug er viel zur Öffnung der katholischen Kirche gegenüber der Gesellschaft bei.

Übersetzung und Redaktion: Vladimir Daskalov



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