Der Schlaf ist zwar vom gesunden biologischen Rhythmus nicht wegzudenken, ruft aber bis heute noch geheimnisvolle Assoziationen hervor. Viel mehr waren sie natürlich früher, als die Wissenschaft sehr wenig über den Zustand des Schlafs und des Träumens wusste. Überall auf der Welt, so auch in Bulgarien, gibt es zahlreiche Legenden und Mythen über den Schlaf und die Träume, stets in bizarren Geschichten umhüllt.
Die bulgarische Folklore kennt viele Legenden und Überlieferungen über den Schlaf und die Traumdeutung. Oft wird der Schlaf als den kleinen Tod dargestellt. Selbst in der heutigen bulgarischen Umgangssprache gibt es grausige Redewendungen, wie „Man schläft wie geköpft“ oder „Man schläft wie eine Leiche“. Euphemistisch umschreibt man bis heute noch den Tod als „den ewigen Schlaf“. Daher wundert es nicht, dass unsere Vorfahren den Schlaf als einen Grenzzustand zwischen Leben und Tod ansahen und sich zum Teil vor ihm fürchteten. Während des Schlafs verlasse der Geist den Körper und seine Erlebnisse während dieser nächtlichen Wanderung seien die Träume. Daher galt es früher als schlechtes Omen, wenn man einen schlafenden Menschen erschreckt oder gar aufweckt, da der Geist den Weg zurück in den Körper womöglich nicht finden könne.
Früher durfte man sich auch nicht einfach irgendwohin zum Schlafen hinlegen. Alte Volkslieder erzählen, dass im Wald die Waldfeen die Seele des Eingeschlafenen entführen. Andererseits aber gibt es zahlreiche alte Glauben, wie man heimtückische Krankheiten kurieren kann, wenn man an einem bestimmten Tag an einem bestimmten Ort übernachtet. So ein Tag ist der Johannistag am 24. Juni. Wer zeitig genug aufstehe, um den Sonnenaufgang zu bewundern, könne beobachten, wie die Sonne schwankt und sich die Tropfen Tau vom Haar schüttelt, die auf die Erde fallen. Aus diesem Grund betrachtet man den Tau an diesem Morgen als besonders gesundheitsspendend. Daher glaubten kranke Menschen, dass sie in der Nacht auf Johannistag im Wald übernachten sollten, um wieder gesund zu werden. Und die jungen und unverheirateten Mädchen glaubten früher, ihren künftigen Auserwählten im Traum zu sehen, wenn sie am Heiligabend ein Stück vom Weihnachtsbrot unter den Kissen legen.
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