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Schulsystem gibt Kindern aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen keine gleichen Chancen

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Das bulgarische Schulsystem gibt den Kindern aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen keine gleichen Chancen. Das geht aus der jüngsten PISA-Studie hervor, die Grundlage einer Analyse der Weltbank über das schulische System in Bulgarien geworden ist. Im Vergleich zu den anderen EU-Ländern sind die schulischen Leistungen der bulgarischen Schüler von ihrem sozialen Umfeld am stärksten abhängig. Schüler aus sozialschwachen Familien haben einen Rückstand im Vergleich zu ihren Altersgenossen von bis zu drei Jahren. Besonders auffallend sind die Leistungsunterschiede zwischen den sog. Eliteschulen und den übrigen Gymnasien sowie zwischen den Schulen auf dem Land und in den Großstädten. Die einzige positive Schlussfolgerung im Weltbankbericht ist, dass der Anteil der leistungsschwächsten Kinder in Bulgarien zurückgeht.

Die Weltbank kommt zum Schluss, dass der Hauptgrund für die negativen Tendenzen in Bulgarien die verfrühte Selektierung der Schüler nach ihren Leistungen ist. Gemeint sind die Aufnahmeprüfungen für die Fachgymnasien nach abgeschlossener siebter Klasse. Die Weltbank empfehlt auch einige Maßnahmen, wie dieses Problem überwunden werden kann. Dazu gehört auch, die Selektierung auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen. Aber auch das Überdenken der Lehrpläne und die Verbesserung des Lernprozesses im Unterricht. Und auch die Europäische Kommission hat dieser Tage einen Bericht über das bulgarische Schulsystem veröffentlicht. Darin wird empfohlen, ein neues Bildungsgesetz zu verabschieden und die Reformen anzukurbeln, so dass die schulische Ausbildung den neuen Anforderungen des Arbeitsmarktes entsprechen.

Konkret betreffen die vorgeschlagenen Maßnahmen die Verbesserung der Berufsbildung und die Förderung des Lernprozesses ein Leben lang“, erläutert Peter Natzew von der Vertretung der EU-Kommission in Bulgarien. „In Bulgarien lernen weniger als zwei Prozent der Menschen ein Leben lang. Zum Vergleich – dieser Anteil liegt in Europa im Durchschnitt bei zehn Prozent und in der EU – bei 15 Prozent. Bulgarien muss darüber hinaus den Zugang von Kindern aus sozialschwachen Familien, und konkret aus der Roma-Minderheit, zur vorschulischen und schulischen Bildung verbessern. Zwar gilt es bereits, dass das Kindergeld an die Roma-Familien nur dann ausgezahlt wird, wenn die Kinder in den Kindergarten und zur Schule gehen, das müsste aber auch strikt eingehalten werden“, sagt Peter Natzew.

Die Sofioter Oberbürgermeisterin Jordanka Fandakowa, eine erfolgreiche Lehrerin und Schulleiterin, forderte unlängst auch, die Bildungsreform schnellstens voran zu bringen. Neue Lehrpläne und elektronische Schulbücher gehören zu den vorgesehenen Novellen des Schulgesetzes.

Die Kommunalverwaltungen sind von diesem Prozess keinesfalls ausgeschlossen, im Gegenteil – sie tragen auch die Verantwortung für die aktuelle Situation“, sagt Fandakowa selbstkritisch. „Die Investitionen in die Schulgebäuden, Kindergärten und den Neubau von Einrichtungen sind in den letzten Jahren deutlich mehr. Allein in Sofia werden bis Jahresende 19 neue Kindergärten eröffnet. Das ist aber nur ein Teil der Probleme, die wir haben. Deshalb ist es wichtig, dass jeder seine Pflichten wahrnimmt und seine Verantwortung trägt“, sagte die Oberbürgermeisterin von Sofia Jordanka Fandakowa.

Übersetzung: Vessela Vladkova



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