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Iwajlo Zahariew über den Glauben, die Familie und den Schauspielerruhm

Foto: Privat

Die Schauspieler haben meistens Starallüren und sind eitel. Nicht so einer ist Iwajlo Zahariew. Sein Name wurde vor einigen Jahren durch seine Rolle des guten Cops in der populären bulgarischen Krimifolge „Under Cover“ bekannt. Am wichtigsten für den jungen Mann seien aber die Familie, die Freunde, der Glaube an Gott und erst dann komme der Schauspielerberuf. Er sieht sich als Glückspilz, weil er seine Arbeit als Hobby betrachtet, dass ihm Lohn bringt.

Die Familie ist für ihn der gemütlichste Ort, wo er zu 100 % er selbst sein kann, wo keine Harnische und Mauern notwendig sind. Er wird von seiner Frau Mirjana voll unterstützt. Kürzlich vergrößerte sich ihre Familie und Iwajlo Zahariew ist nun Vater von zwei Söhnen: Philip und Damjan. Was will er ihnen beibringen?

Vor allem, dass sie ihre eigenen Talente entdecken, frei Denken können und vom gesellschaftlichen Status quo nicht eingeschränkt werden. Dass sie eine der wichtigsten Fragen stellen: Warum? Ich werde mich freuen auch meinen Glauben an sie weiterzugeben, aber an erster Stelle wird die Freiheit sein, damit sie die Wahl haben es zu tun.“

Iwajlo Zahariew selbst hat eine aktive Bürgerhaltung. Er wurde zu einem der Vertreter derjenigen, die gegen die Regierung von Orescharski protestierten. „In einer Gesellschaft, die frei ist, muss man sich frei äußern können. Falls jemand unsere Freiheit rauben will, muss man sich erheben“, meint er. Darüber, wie er zum Glauben gekommen ist, erzählt er so:

Es war kein Augenblick der Krise. Im Gegenteil, ich war mit Freunden, hatte begonnen mich aktiver mit Theater zu befassen. Der Glaube kam, als ich begann mir Fragen zu stellen. Dank einem Freund begann ich die Antworten in der Bibel zu suchen. Am interessantesten ist, dass als ich sie fand, sie nicht nur antworteten, sondern auch mein Herz erfüllten. Deswegen wurde das Christentum ein Teil von mir. Daher betrachte ich mich als eingeweihten Christen und das steht im Vordergrund in meinen Gedanken.“

Zur verbreiteten Meinung, dass der Glaube für schwache Menschen ist, sagt Iwajlo Zahariew: „Die schwachen Menschen geben ihren Schwächen nach. Das Christentum ist das genaue Gegenteil – es bedeutet es zu schaffen trotz der eigenen Mängel und man soll der Mensch sein, den Gott vorbestimmt hat. Um den Nächsten zu lieben, muss man zunächst sich selbst lieben. Falls man ein Wrack ist, kann man die anderen nicht lieben. Jesus sagt: nimmt zuerst den Balken aus deinem Auge und hole erst dann den Splitter aus dem Auge des anderen. Man muss mit sich selbst fertig werden und das ist keineswegs leicht.“

Iwajlo Zahariew engagiert sich aktiv für verschiedene Sachen. So z.B. hilft er Drogenabhängigen. Zusammen mit Freunden gründeten sie die Vereinigung „Ausweg“, die Menschen unterstützt, die mit Abhängigkeiten kämpfen und versuchen eine neue Grundlage für ihr Leben zu errichten. „Ich mache es, weil ich glaube, dass das zu positivem Wandel in der Gesellschaft führen wird“, sagt Iwajlo Zahariew.

Selbst seine Arbeit als Schauspieler ist oft sozial engagiert: „Wir haben eine Aufführung, die heißt „Der Retter“, die wir vor Oberschülern spielen. Wir erzählen ihnen die grausame Geschichte eines heroinabhängigen Mädchens. Mein Held versucht ihr zu helfen, aber letztendlich stirbt sie wegen ihres Dealers. Eine wirklich traurige Geschichte, die, ich hoffe, unsere Zuschauer erreichen und ihnen zeigen wird, dass man das Rauschgift nicht auf die leichte Schulter nehmen darf. Meistens gibt es nach der Vorstellung eine halbe bis ganze Stunde Diskussionen mit den Schülern. Ich spreche mit ihnen über solche Themen.“

Mit seinen 30 Jahren spielte Iwajlo Zahariew mehrere Rollen im Kino, sowie im Theater. Er würde lieber ungebundener Schauspieler sein, wie sein Professor an der Nationalen Akademie für Theater, Film und bildende Kunst Atanas Atanassow. Zu seiner Berufswahl sagt er:

Schon als ich klein war, spielten wir mit meiner Cousine kleine Szenen vor Oma und Opa. Wir machten sie nach oder spielten irgendein Märchen. Das war für mich immer eine Art mich auszudrücken, zu zeigen, wie ich die Welt sehe. Seit der 8. Klasse war ich an einer Schule mit einer Schauspielerklasse. Die Theaterakademie war ein natürlicher Schritt weiter und nach dem Abschluss schaute ich mich nach Projekten um.“

Iwajlo Zahariew wird mit dem Hollywood-Star Keanu Reeves verglichen. Er gibt zu, dass ihm solche Vergleiche schmeicheln. Der Ruhm ist ihm zufolge in seinem Beruf normal, jedoch: „Falls ein Schauspieler seinem Publikum nicht bekannt ist, gibt es ein Problem. Die Frage ist, was macht er mit dem Ruhm. Der Glaube hilft mir sehr dabei, nicht abzuheben. Die Freunde halten mich ebenfalls fest mit den Beinen auf der Erde, so dass ich nicht zu mir sage: „Man hat mich im Fernsehen gezeigt, ich bin groß.Nein. Ich will nach neuen künstlerischen Projekten schauen, anstatt persönliche Vorteile aus meinem Ruhm herauszupressen.“

Übersetzung: Vladimir Daskalov



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