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Sofia bekommt erneut Appetit auf den Euro

Foto: Archiv

Just zum Zeitpunkt, als Bulgarien zum ersten Mal in den letzten fast zehn Jahren die Maastrichter Kriterien für die Aufnahme in die Eurozone verletzt hat, indem es die zugelassene Staatsverschuldung von 3% des BIPs überschritt, haben die Experten in Sofia beschlossen, die Frage über den Beitritt in die Währungsunion erneut an die Tagesordnung zu bringen. Wahrscheinlich hat der Beitritt von Litauen, der zu Beginn des Jahres erfolgte, erneut das Interesse der Behörden an die gemeinsame Währung geweckt. Finanzminister Goranow kündigte die Absichten der Regierung ausgerechnet aus Vilnius an. Nun will auch Bulgarien eine Roadmap mit den angestrebten Reformen auf dem Weg zur Eurozone erstellen.

Eigentlich sei die Einführung der gemeinsamen Währung bereits in den Beitrittsverträgen der Mitgliedsstaaten verankert. Sie soll bloß dann erfolgen, wenn die Länder dafür bereit sind. Bislang taten es 19 der EU-Staaten. Außerhalb der Eurozone befinden sich noch Polen, Tschechien, Rumänien, Bulgarien, Ungarn und einige andere Staaten. Es gibt unterschiedliche Gründe für die mäßige Begeisterung dieser Staaten für den Euro. Dazu gehört auch der wachsende Pessimismus über die Vorteile einer solchen radikalen Finanzreform, der angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage in einigen Euro-Staaten nur zu verständlich ist.

Bedingung für die Einführung des Euro bleibt nach wie vor der passende Augenblick. Laut Experten war dieser Moment für Bulgarien der Zeitraum zwischen 2008 und 2009, also vor der Krise. Damals waren die wirtschaftlichen Werte des Landes ausgezeichnet und entsprachen sogar den strengsten Maastrichter Kriterien. Aus dem einen oder dem anderen Grund, aber hauptsächlich wegen der zu großen Vorsicht der bulgarischen Behörden und ihren europäischen Partnern, wurde damals diese Frage gar nicht debattiert.

Warum denn gerade jetzt? Laut Finanzminister Goranow gäbe es darüber eine politische Übereinstimmung und man könnte mit einer Einführung des Euros bis 2020 rechnen. Seiner Meinung nach wird Bulgarien von dem Euro profitieren, seine Einführung wird sich positiv auf die Wirtschaft des Landes auswirken. Bulgarien wird günstigere Kredite bekommen können, man wird auch nicht mehr über die Währungsrisiken besorgt sein, was die ausländischen Investitionen erhöhen wird. Goranow ist auch davon überzeugt, dass es zu keiner Teuerung der Waren und Dienstleistungen kommen wird, da es bereits Mechanismen für die Kontrolle ihrer Preise gäbe.

Eine Reihe von Experten behaupten aber, dass die Eurozone in letzter Zeit zunehmend an Attraktivität verloren hat, was die neuen Kandidaten zum Nachdenken bringt. Eine der großen Hoffnungen, die darauf gesetzt wurden, war die Währungskursstabilität, die aber kaum vorhanden ist und die Erwartungen nicht erfüllt hat. Auch die Prophezeiung, dass die gemeinsame Währung ein Allheilmittel für die wirtschaftliche Probleme der einzelnen Staaten sein wird, ging nicht in Erfüllung. Das wurde am Beispiel von Griechenland deutlich, das in den letzten Jahren kaum mehr zu retten ist. All das, zusammen mit der Tatsache, dass fast 70% der Bulgaren Reserven gegenüber dem Euro haben, führen dazu, dass immer mehr Experten von einem Beitritt in der Eurozone abraten. Aber auch die Euro-Staaten sind eigentlich nicht gerade davon begeistert, uns als Partner zu haben, nicht an letzter Stelle auch wegen der schwachen Konjunktur und der nicht besonders rosigen Prognosen für Bulgarien.

Übersetzung: Milkana Dehler


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