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2014 – Jahr der Stabilisierung des Arbeitsmarktes

Assen Angelow
Foto: Nationales Arbeitsamt

Nach der schweren Wirtschaftskrise setzte 2014 eine Stabilisierung des bulgarischen Arbeitsmarktes ein. Laut Angaben des Nationalen Statistikamtes sei die Arbeitslosigkeit gesunken, bei gleichzeitiger Erhöhung der Beschäftigtenrate. Die Arbeitslosen seien mehr als 50.000 weniger geworden, wobei die Arbeitslosenrate bei 11,2 Prozent lag, 0,1 Prozent weniger als im Jahr davor. Zum Vergleich: der EU-Durchschnitt lag 2014 bei 10 Prozent. Laut dem Nationalen Arbeitsamt sei die Nachfrage nach Arbeitsstellen gestiegen, was auch für die angebotnen freien Stellen galt, die bei 161.000 lagen – 22.000 mehr als 2013. Gesucht wurden vor allem Arbeitnehmer im Gaststättenwesen und der Näh- und Textilindustrie, ferner Gymnasiallehrer, Hilfsarbeiter, Pflanzen- und Tierzüchter, Köche und Kellner. Über die Arbeitsämter konnten 188.000 Arbeitgeber vermittelt werden. Als eine positive Tendenz zeichne sich der Rückgang der Jugend- und Frauenarbeitslosigkeit ab. Die Statistik sagt ferner aus, dass 2014 zum ersten Mal seit 23 Jahren die Arbeitslosigkeit gegen Jahresende spürbar gesunken sei. Eine ähnliche Erscheinung sei einzig im Dezember 2002 beobachtet worden, als das nationale Programm „Von Sozialhilfe zur Beschäftigung“ gestartet wurde und viele Arbeitnehmer jenseits des Arbeitsmarktes einbezogen werden konnten. Worauf ist der Rückgang der Arbeitslosenzahl gerade gegen Jahresende zurückzuführen? Mit dieser Frage wandten wir uns an Assen Angelow, Direktor des Nationalen  Arbeitsamtes:

„Der Hauptgrund ist in der besseren Arbeit der Arbeitsämter mit den Arbeitslosen zu suchen“, sagt Angelow. „Wir haben es geschafft, das Vertrauen der Arbeitslosen zu gewinnen und qualitativ besser zu vermitteln. Im Endeffekt konnten wir beide Seiten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer zufrieden stellen. Eine positive Rolle spielte natürlich auch die verbesserte Wirtschaftslage, das größere Angebot an Arbeitsstellen und die merkliche Erhöhung der Beschäftigung, was von der Statistik belegt wird.“

Nach wie vor sind die Chancen auf Arbeit für Menschen aus Risikogruppen, Arbeitnehmer über 50 Jahre, Langzeitarbeitslose und Behinderte am geringsten. 2014 ist die Arbeitslosigkeit in den genannten Gruppen sogar gestiegen. Das Nationale Arbeitsamt musste zugeben, dass die Beschäftigungspolitik jene Gruppen nur schwer erreiche. Ferner weisen Analysten darauf hin, dass der strukturelle Charakter der Arbeitslosigkeit unverändert geblieben sei, d.h. es bestehe ein Diskrepanz zwischen den angebotenen Arbeitsstellen und den freien Arbeitskräften. Das sei eine der Herausforderungen, denen das Nationale Arbeitsamt 2015 begegnen müsse.

„Wir müssen Wege finden, um auf den strukturellen Charakter der Arbeitslosigkeit Einfluss zu nehmen“, sagt weiter Assen Angelow, Direktor des Nationalen  Arbeitsamtes. „Die Bemühungen müssen auf Arbeitsqualifizierung und Ausbildung ausgerichtet sein, um den Erfordernissen der Wirtschaft und der Regionalmärkte besser entsprechen zu können. Die jeweiligen Arbeitsmärkte weisen nämlich große Unterschiede auf. Es muss also als erstes die Lage analysiert werden. Auf diese Weise ist das Nationale Arbeitsamt noch nie an die Problematik herangegangen.“

Für das Nationale Arbeitsamt steht jedoch nach wie vor das Problem mit dem Haushalt, über den es verfügt. Der Beschäftigungsplan 2015 muss mit etwas mehr als 37 Millionen Euro umgesetzt werden. Die gegen Ende vergangenen Jahres verzeichneten Ergebnisse auf dem Arbeitsmarkt werden zwar als Tendenz weiter anhalten, Wunder dürfe man aber nicht erwarten, meint Assen Angelow und prognostiziert, dass die Arbeitslosigkeit in diesem Jahr keinen bedeutenden Sprung nach unten machen werde, wenigstens im ersten Jahresquartal nicht.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow 




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