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Bulgarien strebt strategische Positionierung am Gasmarkt durch South-Stream-Alternative an

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EU-Kommissionsvizepräsident Maros Sefcovic und Ministerpräsident Bojko Borissow waren sich darüber einig gewesen, dass Europa sichere Lösungen im Energiebereich braucht.
Foto: BGNES

Bulgarien kündigte an, ein Drehkreuz für die Gaslieferungen in Mittel- und Südosteuropa werden zu wollen. Bei der Energiekonferenz gestern in Sofia stellte der bulgarische Ministerpräsident Bojko Borissow den Vorschlag seiner Regierung vor, einen überregionalen Gasspeicher im Wert von 2,2 Milliarden Euro einrichten zu wollen. Dank seiner geografischen Lage kann Bulgarien zum strategischen Partner bei den Lieferungen und der Verteilung von Erdgas werden", sagte Regierungschef Borissow. Darüber hinaus müssen zusätzlich 844 Kilometer Rohre gelegt werden.

Am Energieforum in Sofia beteiligten sich die Energieminister aus Österreich, Kroatien, Griechenland, Ungarn, Italien, Rumänien, Slowenien, der Slowakei und Bulgarien sowie der EU-Kommissionsvizepräsident für die Energieunion, Maros Sefcovic und EU- Energiekommissar Miguel Arias Cañete. Auslöser für das Treffen war die Moskauer Absage des Projekts der South-Stream-Gasleitung nach Mittel- und Osteuropa. Die unter dem Schwarzen Meer geplante Pipeline hätte in Bulgarien auf EU-Gebiet an Land gehen sollen. Da das Projekt jedoch gegen EU-Recht verstößt und deshalb von Bulgarien und der EU-Kommission blockiert wurde, entschied sich Moskau für die Verlegung der Pipeline durch die Türkei und Griechenland, um EU-Land Bulgarien zu umgehen.

Das Projekt South Stream ist nicht abgebrochen“, hat der bulgarische Ministerpräsident Borissow auf dem Sofioter Forum erklärt. „Bulgarien hat nichts getan, was die Bauarbeiten der Gasleitung hätte stoppen sollen. Das EU-Recht besagt allerdings, dass im Sinne des Dritten Energiepakets die Fernleitungen auch Dritten zugänglich sein sollen. Dieses Recht gilt übrigens auch für Griechenland und für Rumänien“, so der bulgarische Regierungschef.

Borissows Worte waren mehr an Moskau gerichtet, als ob er dadurch versuchte, die von Russlands Präsident Putin zugewiesene Schuld für das gescheiterte Pipelineprojekt an Bulgarien zurückzuweisen. Und noch etwas – die Alternative der bulgarischen Regierung zu South Stream würde etwa die Hälfte des zunächst geplanten Projekts kosten.

Kurz zusammengefasst geht es darum, das Problem mit den Gaslieferungen für unsere Region pragmatisch und ohne überflüssige Gefühlsausbrüche zu lösen“, sagte Borissow. „Es ist, gelinde gesagt, merkwürdig, wie Russland beschlossen hat, aus dem Projekt auszusteigen – durch Pressemitteilungen und Interviews von Gazprom-Chef Alexej Miller“, kommentierte Ministerpräsident Borissow.

Hauptaugenmerk der hochrangigen Energiekonferenz in Sofia war, die Abhängigkeit der EU-Staaten in Südosteuropa von russischen Erdgaslieferungen zu verringern. Die einst kommunistischen Länder sind trotz ihrer EU-Mitgliedschaft vom russischen Gas abhängig, was insbesondere für Bulgarien zutrifft.

"Wir haben vereinbart, dass jeder Staat Südosteuropas Gas aus mindestens drei verschiedenen Quellen beziehen sollte", sagte der EU-Vizepräsident für die Energieunion, Maros Sefcovic. „Bei unserem Energieforum in Sofia haben wir alle wichtigen Infrastruktur- und Energieprojekte besprochen, die in den kommenden zwei bis drei Jahren umgesetzt werden müssen. Dabei geht es um Finanzierung aus den EU-Geldern. Unser Ziel ist, unsere Gasnetze besser miteinander zu koppeln und die Energielieferungen zu diversifizieren. Aus diesem Grund haben wir verschiedene Projekte diskutiert“, betonte Sefcovic.

Die große Frage nun ist, ob Borissow es schaffen kann, die Europäische Kommission von seinem Vorstoß zur alternativen Route der gescheiterten South-Stream-Pipeline zu überzeugen, insbesondere angesichts der angespannten Lage in den Beziehungen zwischen EU und Russland. Und noch etwas – wird es Bulgarien schaffen, Russland von der Einhaltung des Dritten Energiepakets der EU zu überzeugen? Und nicht zuletzt geht es um einen Tanz auf Messers Schneide zwischen den Interessen Russlands und der EU. Bulgarien ist da nur Austragungsort.

Übersetzung und Redaktion: Vessela Vladkova



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