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Bejagung von Wölfen sorgt für Kontroversen

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Foto: BGNES

Bulgarien zählt zu den wenigen Ländern Europas, in denen nach wie vor Wölfe anzutreffen sind. Dabei sind die einen, wie beispielsweise die Jäger, der Ansicht, der Wolfbestand sei zu hoch. Andere, wie Naturschützer, vertreten die Meinung, dass diese Tiere besonderen Schutz bedürfen. Der Grauwolf steht in ganz Europa unter Naturschutz. Seine Anwesenheit ist ein Zeichen für gesunde Waldökosysteme. Aus Westeuropa sei dieses Raubtier seit langem verschwunden, behauptet Andrej Kowatschew von der Wild-Nature-Vereinigung Balkani. Daraus ergibt sich auch die höhere Verantwortung der Staaten, in deren Wäldern der Wolf noch heimisch ist.

"Im Westen wurde der Wolf bereits im späten Mittelalter von den Menschen vertrieben und ist heute ganz ausgestorben", meint Andrej Kowatschew. "Auch haben die Menschen dort eine starke Abneigung gegenüber sporadisch auftauchenden Tieren. Wenn sich ein Wolf in die Wälder der Schweiz oder Deutschlands verirrt, geht dort das große Geschrei los. Die Bevölkerung dieser Staaten hat sich das Zusammenleben mit diesem Tier längst abgewöhnt. Bei uns hat dieses Miteinander Tradition. Die Menschen bei uns haben sich auf den Wolf eingestellt und wissen, wie sie ihre Herden schützen können. Jede Herde wird von einem Hund begleitet, der sie vor Übergriffen schützt."

Das benachbarte Rumänien verzeichne eine recht große Wolfspopulation. Am weitesten verbreitet sei er jedoch in Russland, vermerkt der Experte. Gegenwärtig  läuft bei uns eine Zählung dieser Tierart. Dabei geht man in unseren Wäldern von 500 bis 1000 Wölfen aus. Auch wurde ein Plan zur Steuerung dieser in Europa seltenen Tierart erstellt. Andrej Kowatschew widerspricht der Behauptung der Jäger, dass die hohe Wolfspopulation die Wildbestände reduziert. Seiner Meinung nach ist genau das Gegenteil der Fall – der Mensch sei drauf und dran, den Wolf und das Wild allgemein zu vernichten.

"Die größte Gefahr geht vom Menschen aus", meint Andrej Kowatschew. "Einerseits raubt die Wilderei dem Wolf seine natürliche Nahrungsgrundlage. Nicht der Wolf tötet das Wild, sondern der Mensch, konkret die Wilderer. Der Wolf ernährt sich in der Tat von Hirschen und Rehen, vernichtet damit jedoch keinesfalls deren Population. Der Wolf ist ein Sanitäter der Natur, der vor allem kranke Tiere angreift. Wogegen es die Wilderer auf Prachtexemplare abgesehen haben. Eine weitere Gefahr ist die Art und Weise, auf die in Bulgarien die Population reguliert wird. Das geschieht in Form von Hetzjagden, die mit der Erlegung des Leittiers die gesamte soziale Struktur des Wolfsrudels durcheinander bringen. Es wäre angebrachter, Jungtiere zu jagen, die noch auf der Suche nach neuen Territorien sind. Das können jedoch nur erfahrene Jäger tun, die ausgewählte Tiere bejagen anstatt auf Hetzjagd zu gehen."

Welche Hauptempfehlungen enthält der erstellte Plan zur Steuerung der Wolfspopulation, der gegenwärtig zur öffentlichen Diskussion steht?

"Erstens, die Bekämpfung der Wilderei, um die Nahrungsgrundlage der Wölfe zu erhalten. Mehr Hirsche und Rehe in den Wäldern würde auch uns Menschen entgegen kommen", verweist Andrej Kowatschew. "Auch wären dann die Herden sicherer. Zweitens – ein Jagdverbot in der Fortpflanzungszeit der Wölfe, d.h. im Frühjahr und Sommer. In dieser Zeit ist der Wolf nicht in Rudeln unterwegs, sondern in Paaren und damit deutlich anfälliger. Diese Idee trifft unter den Jägern nach wie vor auf großen Widerstand. In Nachbarstaaten wie Rumänien wurde diese Maßnahme bereits vor Jahren getroffen und hat keinerlei Probleme hervorgebracht."

Einen starken Verbündeten habe der Wolf in den Kindern, meint Andrej Kowatschew. Sie stünden diesem Tier unvoreingenommen und positiv gegenüber. Deshalb sei es auch so wichtig, mit den Kindern zu arbeiten, damit sie später keine Abneigung gegen das Tier entwickeln, wie es bei einem Teil der früheren Generationen der Fall war.

Übersetzung: Christine Christov



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