Eine interessante bulgarisch-französische Konferenz unter dem Motto „Kultur, Innovationen, Entwicklung“ organisiert die bulgarische Volksversammlung am 20. März, dem Internationalen Tag der Frankophonie. Diese Konferenz ist der Rolle der Kulturindustrien in der Entwicklung der modernen Städte gewidmet. Co-Organisatoren sind das bulgarische Außenministerium, das Französische Kulturinstitut und die Vereinigung der Träger des Ordens der Akademischen Palmen.
Sofia kann in letzter Zeit auf die schnelle Entwicklung der Kulturindustrien stolz sein, deren Anteil am BIP der Hauptstadt 8 Prozent ausmacht und weit über dem Europa-Durchschnitt von 4,4 Prozent liegt. Zu den Kulturindustrien werden die Filmindustrie, die Unterhaltungs-Software, Architektur, Design, Handwerke, Kulturtourismus etc. gerechnet. Das rege Kulturtreiben in der bulgarischen Metropole ist auch der Tatsache zu verdanken, dass die Sofioter Stadtgemeinde in den letzen Jahren gezielt mit jungen Künstlern zusammenarbeitet. Genannt seien an dieser Stelle Künstlervereinigungen wie „Transformatoren“, „Zona Cultura“ und „Open Arts“.
„Das ist Teil unserer Philosophie, die seit 2013 der Strategie zur Entwicklung der Kultur in den kommenden 10 Jahren zugrunde liegt“, erläuterte in diesem Zusammenhang der für Kultur zuständige Vizebürgermeister der Stadt Sofia Todor Tschobanow. „Wir treten für eine Umsetzung der Ideen von unten nach oben ein und wollen zusammen mit den Bürgern die besten Lösungen finden. Wir erwarten von den Bürgervereinigungen, uns Projekte und Ideen für besonders problematische Stadtzonen zu unterbreiten, die wir unterstützen können. Gemeint sind Zonen, die aus dem traditionellen Stadtrahmen ausfallen, beispielsweise verlassene Industriegebäude oder Infrastrukturobjekte. Die besten Transformationsideen für die Umgestaltung dieser Objekte kamen von Bürgerformationen.“
Die europäischen Programme zur Förderung der Konkurrenzfähigkeit, die eine Laufzeit von 7 Jahren haben, sind bereits angelaufen. Die Maßnahmen zur Schaffung von Inkubatoren und Innovations-Cluster schließen auch die Kulturindustrien ein.
„Ein interessantes Beispiel wäre dafür die sogenannte „Zone Kultur“, die etappenweise auf einem großen verlassenen Fabrikgelände in Sofia entsteht. Das geschieht dank unserer jahrelangen Unterstützung für die Initiative „Sofia atmet“. Die unterhaltenden Events und Auftritte auf den Straßen der Hauptstadt haben die jungen Leute zusammengeschweißt und so ist ganz ungezwungen ein Inkubator für junge Künstler entstanden“, erläutert Todor Tschobanow.
Nun soll auch einem Teil des ungenutzten Platzes vor dem Sofioter Zentralbahnhof neues Leben eingehaucht werden. „Wir führen Gespräche mit jugendlichen Theatergruppen, mit Organisationen für Liebhaber von Retro-Autos und wollen die Bürger zu Rate ziehen, um die besten Lösungen zu finden“, führt der Sofioter Vizebürgermeister Tschobanow weiter an. In großen europäischen Städten ist man uns da schon einen Schritt voraus, nehmen wir zum Beispiel die altertümliche französische Hafenstadt Marseille.
„Als besonderer Erfolg gilt dort die sogenannte „Kulturfabrik“, die auf dem Gelände einer alten Tabakfabrik entstanden ist. Dem Einsatz der Künstlerorganisationen ist es zu verdanken, dass sie zu den am besten funktionierenden Modellen in Europa zählt. Mittlerweile ist die „Kulturfabrik“ in Marseille völlig selbständig – sowohl in finanzieller als auch in Organisationshinsicht und hilft mit ihren Erfahrungen anderen Städten in Europa, die diesen Weg gehen wollen.“
Auf Initiative der Bürger wurde Sofia in das Netzwerk kreativer Städte im Rahmen des UNESCO-Programms „Creative Cities“ aufgenommen. In diesem konkreten Fall liegt der Akzent auf dem Thema Kino. Einen wesentlichen Beitrag hat hierfür auch das Sofia Film Fest geleistet, das vor 20 Jahren von Filmleuten ins Leben gerufen wurde und von der Zeitschrift Variety mittlerweile zu den einflussreichsten Filmfesten gerechnet wird.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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