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Zerfällt das Imperium von Zwetan Wassilew und in wessen Hände geraten die Bruchstücke?

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Zwetan Wassilew
Foto: BGNES

Allem Anschein nach tut sich etwas ziemlich Beunruhigendes im Wirtschaftsimperium des Geschäftsmannes und Bankers Zwetan Wassilew, den manche gar als „Oligarch“ bezeichnen. Es werden Zerfallserscheinungen sichtbar, was logisch ist, denn er ist auf der Flucht vor der bulgarischen Justiz in Serbien. Dort ist er allerdings praktisch auf freiem Fuß und der Auslieferungsantrag der bulgarischen Staatsanwaltschaft würde jüngst von einem serbischen Gericht abgelehnt.

Wassilew war Besitzer von Unternehmen, Banken, Betrieben, Medien und sogar Fußballclubs in einem Gesamtwert, der etwa 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts des Landes entspricht. Nach einer Serie von Konflikten und Skandalen, in denen auch höchst einflussreiche Politiker verwickelt wurden, wurde seine Korporative Handelsbank KTB geschlossen, ihr wurde später auch die Lizenz entzogen und sie meldete Konkurs an. Dieser kostet den Staat rund 2 Milliarden Euro, die von Garantiefonds der Banken und vom Staat getragen werden, der dafür eine Anleihe aufnehmen musste.

Jetzt ist an der Reihe die ehemalige staatliche Telekom BTC, besser bekannt unter der neuen Marke „Vivacom“, und vier für die bulgarische Wirtschaft wichtige Unternehmen, darunter ein Betrieb aus dem Rüstungsbereich. Der bislang unbekannte europäische Investmentfonds, hinter dem eine Gruppe von französischen, belgischen und russischen Geschäftsleuten steht, hat diese Unternehmen überraschend gekauft – für den symbolischen Preis von nur 1 (einen) Euro, jedoch mit der Übernahme der Verpflichtung, ihre Schulden zu decken, die mehr als 900.000 Euro betragen, und die Telecom wieder auf die Beine zu bringen – mit der erklärten Absicht, sie danach wieder zu verkaufen.

Die ziemlich undurchsichtige Transaktion und die daran beteiligten Personen sorgten für viel Aufsehen in der Öffentlichkeit und in den Medien in Bulgarien. Einige sehen eine deutliche Spur nach Russland – zur Russischen orthodoxen Kirche, zu russischen Oligarchen, die auf der Sperrliste der USA und der EU im Rahmen der Sanktionen gegen Russland stehen, und sogar zu Präsident Putin selbst.

Russland ist ein wirtschaftlich starker Staat mit einen breiten Spektrum von Interessen - auch und besonders im geschichtlich, kulturell und religiös nahe stehenden Bulgarien. In der geopolitischen Konfrontation zwischen Russland und dem Westen steht Bulgarien als Mitglied der EU und der NATO klar auf der Seite des Westens. Prinzipiell und besonders unter diesen Bedingungen ist es für den bulgarischen Staat alles andere als leicht, die Vivacom und die vier anderen für die bulgarische Wirtschaft strategisch wichtigen Unternehmen in diese Hände zu übergeben. Auf der anderen Seite stehen aber knapp 1 Milliarde Euro und das unter den Bedingungen einer sich erhöhenden Staatsverschuldung. Auf jeden Fall wird die Regierung, bevor sie sich endgültig entscheidet, die Herkunft der Mittel der „europäischen Investoren“ überprüfen müssen.

Übersetzung: Petar Georgiew



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