Die exotischen Ideen als Ausgleich des gescheiterten South-Stream-Projektes nehmen kein Ende. Der Traum der transeuropäischen Erdgaspipeline durch Bulgarien ist ausgeträumt, nun versucht Sofia seine märchenhaften Alternativen in Brüssel durchzuboxen. Denn Bulgarien erhoffte sich von South Stream nicht nur rein wirtschaftliche, sondern auch geopolitische Präferenzen. Die Spannung in den Beziehungen zwischen dem Westen und Russland haben jedoch diesen Plänen einen Strich unter die Rechnung gezogen. Nun versucht Bulgarien, seinen sicher geglaubten Stammplatz auf der Gaskarte Europas zu retten. Der konkrete Ausmaß dieser Bemühungen ist die Idee von einem Hub an der nördlichen Schwarzmeerküste, der ganz Europa mit Erdgas versorgen werde. Die alternative Idee der bulgarischen Regierung fand jedoch keine begeisterte Aufnahme in Brüssel. Und so fand sich Bulgarien plötzlich in der alten unangenehmen Situation wieder, von einem einzigen Gaslieferanten abhängig zu sein – vom derzeit in Brüssel und Washington so verhassten Russland.
Die Ernüchterung erfolgte im vergangenen Dezember, als die Energieminister der Nachbarländer Rumänien, Bulgarien und Griechenland vereinbart haben, ihre Gasnetze endlich zu koppeln. Denn nur so ist ein Gastransfer in beiden Richtungen möglich. Diese Woche kamen die Energieminister der drei Länder wieder zusammen, diesmal in Sofia. Und es sieht ganz danach aus, dass die gesunde Vernunft gesiegt hat, denn es ist bei weitem realistischer, ein regionales Projekt umzusetzen, als die größenwahnsinnige Idee von dem europäischen Gasverteiler auf bulgarischem Boden. Dazu noch haben alle Beteiligten etwas davon. Rumänien hat ausreichend eigene Gasvorkommen und garantiert sich dadurch neue Absatzmärkte. Bulgarien wird nicht mehr einzig und allein vom russischen Gas abhängig sein. Hinzu kommt, dass durch Bulgarien verschiedene Gasleitungen verlaufen werden, was Transitgebühren bedeutet. Letzteres trifft auch für Griechenland zu. Brüssel fordert seit langem schon, die Arbeit am sog. Südlichen Gaskorridor zu beschleunigen, und deshalb unterstützt die EU-Kommission das trilaterale Projekt. Mehr noch – der sog. "Vertikale Gaskorridor" wird vermutlich aus den EU-Töpfen finanziert.
Übersetzung und Redaktion: Vessela Vladkova
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