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Vom Lazarustag bis zum Georgstag: Banja tanzt und singt

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Foto: Bulfoto




Farbenfroh, erquickend und mit einem Hauch von Jugend - so präsentiert sich in der Stadt Banja bei Karlowo im Frühjahr die Natur. Die Bäume sind aus dem Winterschlaf erwacht und legen ein grünes Kleid an. Und auch die lebhaften Frühlingswasser des Strjama-Flusses bahnen sich an den Südhängen des Stara-Planina-Gebirges plätschernd ihren Weg. Die ungewöhnliche Belebung nach dem langen Winter hat magische Energie freigesetzt, die das Gras zum Wachsen und die Bäume zum Grünen bringt und den Vögeln in den Ästen der Bäume ein fröhliches Zwitschern entlockt. Die erwachende Kraft der Natur nehmen natürlich auch wir Menschen wahr - mit all unseren Sinnen.

Jedes Jahr begehen die Bürger von Banja die Festtage zwischen dem Lazarus- und dem Georgstag mit Liedern und Tänzen. In dieser Region Bulgariens wird die Tradition des  Frühlingsreigens besonders akribisch gewahrt, zumal sie selbst schwere Jahre voller Missgeschicke und Prüfungen überlebt hat. Diese Reigen sind für jedermann. Selbst Kinder reihen sich ein, um die regionstypischen Lieder und Tanzschritte zu lernen. Die Lieder versammeln die Menschen an einem Ort und vermitteln Verbundenheit mit der Natur, die sie mit prallen Ähren, reifen Früchten und wohltuendem Regen beschenken wird. In Banja gehen Lied und Reigen Hand in Hand. Dabei kommt es vor allem auf die geschlossene Reihe an, die von nichts und niemandem unterbrochen werden darf. Dem Reigenführer, einem tanzerfahrenen Mann, folgen die Sängerinnen.

"Bei keinem Festival stellen wir uns wie ein Chor auf. Bei uns gehen die Reigen mit Liedern einher", versichert uns Iwanka Blisnakowa, Leiterin der Gruppe für authentische Folklore des Tschitalischte-Kulturhauses der heiligen Kyrill und Method in Banja.

"Unsere Gruppe zählt 26 Personen, darunter ein Mann, den wir aufgrund seines Enthusiasmus, gemeinsam mit uns auf der Bühne zu tanzen, sehr achten. Unsere Lieder nennen sich Frühjahrsreigen des Liedes und werden an den Festtagen um den Lazarustag und Ostern bis hin zum Georgtag aufgeführt. Das Typische in unserer Region ist, dass sich auch Männer den Reigen anschließen, wogegen der Lazarus-Reigen im Rest des Landes ausschließlich von Mädchen getanzt wird. Die Weiterführung der Tradition verdanken wir unseren lieben Sängerinnen, die trotz Familie und anderen Verpflichtungen fleißig üben. Einige von ihnen arbeiten außerhalb. Abends nach der Abend steigen sie aus dem Bus und eilen zu unseren Proben im Tschitalischte-Kulturhaus. Niemand will eine Probe verpassen, da die Lieder ihrem Leben einen Sinn geben."

Am stärksten in Erinnerung geblieben ist ein Auftritt der Gruppe beim Folklorefestival in der Roschen-Gegend in den Rhodopen. Iwanka Blisnakowa erzählt:

"Auf dieses Festival hatten wir uns sehr lange vorbereitet. Wir wollten einen Großteil unserer Lieder singen. Allerdings war die Bühne dort sehr wacklig. Als wir zu Tanzen begannen, begann die ganze Bühne zu schwanken und wir mussten unsere Vorführung abbrechen. Wir konnten gerade einmal zwei Strophen der Lieder singen und waren damit natürlich nicht zufrieden. Später wurde die schlechte Erinnerung zum Scherz. Heute prüfen wir jede Bühne vor unserem Auftritt. Beim Reigen fasst man sich an den regionstypischen handgemachten Gürteln, die sehr farbenfroh und wunderschön sind. An den Frühjahrsfesttagen versammelt man sich um die Mittagszeit auf dem Dorfplatz. Dann wird bis in die Abendstunden getanzt. Ich persönlich habe in Banja eingeheiratet. Ich war von der herrlichen Natur und dem damals vielköpfigen Dorf sehr angetan. In den 1960-ern füllte der Reigen den gesamten Dorfplatz aus. Natürlich verging kein Jahr ohne den Lazarki-Reigen, wie er bei uns genannt wird. Mit ihm begrüßen wir symbolisch den Lazarus-Tag und verabschieden ihn bis zum Georgstag am 6. Mai. Dafür gibt es ein spezielles Lied, in dem es heißt `der Lazar nimmt Abschied`. Wenn dieses Lied ausklingt, gehen die Menschen auseinander und wieder ihrer täglichen Arbeit nach. Das ist mehr als nur Bühnenkunst, das ist unsere Kunst, die aus dem Alltag und den Erfahrungen unserer Vorfahren gereift ist."

Übersetzung: Christine Christov



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