Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Die Feierlichkeiten zum 9. Mai entzweien die Bulgaren

Foto: BGNES

Der 9. Mai brachte zum wiederholten Mal die politischen Geister in Bulgarien in Wallung und erinnerte erneut daran, dass auch nach einem Vierteljahrhundert des Übergangs zu Demokratie und Marktwirtschaft die bulgarische Gesellschaft zu bestimmten Themen der Geschichte noch geteilter Meinung ist.

In einer Erklärung zum 70. Jahrestag der Kapitulation von Hitler-Deutschland im Zweiten Weltkrieg und aus Anlass des Europatages am 9. Mai, verurteilte das bulgarische Parlament alle Formen von Fremdenhass, Extremismus, Neofaschismus und Gewalt und forderte die Unterlassung von Aktionen, die zu neuen Trennlinien in Europa führen könnten. Im Verlauf der Debatten wurde der Antrag der Sozialisten, die Rolle des Widerstandes gegen den Faschismus und den Hauptverdienst für die Niederlage des Hitler-Faschismus der Sowjetunion zuzusprechen, nicht angenommen. Die Rechte unterstützte die Erklärung des Parlaments als einen Schritt in Richtung einer gemeinsamen Auffassung der schwierigsten Momente in der Geschichte, denn die lange Abwesenheit dieser Geschichtsbewältigung belastet die bulgarische Gesellschaft.

Eine gemeinsame Auffassung des problematischen Datums "9. Mai" gibt es auch international nicht und in der Kontroverse darum nahmen die bulgarischen Behörden diesmal eine beispiellos kategorische Position ein. Präsident Rossen Plewneliew lehnte es ab, am 9. Mai an den Feierlichkeiten in Moskau anlässlich des Tag des Sieges teilzunehmen, und beteiligt sich stattdessen an einer Konferenz zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Polen. Auf die Frage, ob die Teilnahme an dieser Konferenz etwas wie eine Gegenaktion gegen die Feierlichkeiten am 9. Mai in Moskau sei, betonte das Staatoberhaupt, dass der Europatag nicht dem Andenken und den Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg widerspricht. Eben deswegen, betonte er weiter, wird am 9. Mai in Bulgarien die Europäische Flagge gehisst, doch es werden auch 23 Urnen von den Schauplätzen aller blutigen Schlachten beigesetzt, in denen bulgarische Soldaten und Offiziere im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben.

Die heftigen Reaktionen im Parlament seitens der Kräfte, die den endgültigen Text der Erklärung zum 9. Mai kritisierten, zeigen jedoch, dass trotz des großen Zeitabstands, die Frage in Bulgarien weiterhin eine Problemfrage ist und die Gesellschaft spaltet. Zwar nicht so schmerzhaft wie noch vor einiger Zeit, aber immer noch. Wie lange wird das wohl noch so sein?



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Martin Tschilew, Duisburg: Es gibt ein reges Interesse für die Europawahl

Der Wahltag in der deutschen Stadt Duisburg in Nordrhein-Westfalen verläuft friedlich. Zwischen 300 und 500 Bulgaren werden sich an der Wahl beteiligen. Unser Landsmann Martin Tschilew, der im Wahllokal am Hauptbahnhof der Stadt tätig ist, äußert..

veröffentlicht am 09.06.24 um 16:53

Martina Schopowa aus Wien: Es gibt Interesse an den Wahlen, aber auch schrecklichen Überdruss und Unsicherheit

Der Wahltag der Bulgaren in Wien, die für das nationale und das europäische Parlament stimmen, verläuft reibungslos, bestätigt Martina Schopowa für Radio Bulgarien. Sie gehört zur Wahlkommission der Sektion, die bei der Ständigen Vertretung der..

veröffentlicht am 09.06.24 um 15:09
Das Wahllokal in Brisbane

Bulgaren in Australien wählen

Die Wahlen in Australien verlaufen reibungslos. Die Wahlbeteiligung ist im Vergleich zu früheren Wahlen geringer. Wahllokale gibt es in Sydney, Melbourne, Perth, Brisbane und in der bulgarischen Botschaft in der Hauptstadt Camberra.  In Neuseeland..

veröffentlicht am 09.06.24 um 13:48