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Die Feierlichkeiten zum 9. Mai entzweien die Bulgaren

Foto: BGNES

Der 9. Mai brachte zum wiederholten Mal die politischen Geister in Bulgarien in Wallung und erinnerte erneut daran, dass auch nach einem Vierteljahrhundert des Übergangs zu Demokratie und Marktwirtschaft die bulgarische Gesellschaft zu bestimmten Themen der Geschichte noch geteilter Meinung ist.

In einer Erklärung zum 70. Jahrestag der Kapitulation von Hitler-Deutschland im Zweiten Weltkrieg und aus Anlass des Europatages am 9. Mai, verurteilte das bulgarische Parlament alle Formen von Fremdenhass, Extremismus, Neofaschismus und Gewalt und forderte die Unterlassung von Aktionen, die zu neuen Trennlinien in Europa führen könnten. Im Verlauf der Debatten wurde der Antrag der Sozialisten, die Rolle des Widerstandes gegen den Faschismus und den Hauptverdienst für die Niederlage des Hitler-Faschismus der Sowjetunion zuzusprechen, nicht angenommen. Die Rechte unterstützte die Erklärung des Parlaments als einen Schritt in Richtung einer gemeinsamen Auffassung der schwierigsten Momente in der Geschichte, denn die lange Abwesenheit dieser Geschichtsbewältigung belastet die bulgarische Gesellschaft.

Eine gemeinsame Auffassung des problematischen Datums "9. Mai" gibt es auch international nicht und in der Kontroverse darum nahmen die bulgarischen Behörden diesmal eine beispiellos kategorische Position ein. Präsident Rossen Plewneliew lehnte es ab, am 9. Mai an den Feierlichkeiten in Moskau anlässlich des Tag des Sieges teilzunehmen, und beteiligt sich stattdessen an einer Konferenz zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Polen. Auf die Frage, ob die Teilnahme an dieser Konferenz etwas wie eine Gegenaktion gegen die Feierlichkeiten am 9. Mai in Moskau sei, betonte das Staatoberhaupt, dass der Europatag nicht dem Andenken und den Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg widerspricht. Eben deswegen, betonte er weiter, wird am 9. Mai in Bulgarien die Europäische Flagge gehisst, doch es werden auch 23 Urnen von den Schauplätzen aller blutigen Schlachten beigesetzt, in denen bulgarische Soldaten und Offiziere im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben.

Die heftigen Reaktionen im Parlament seitens der Kräfte, die den endgültigen Text der Erklärung zum 9. Mai kritisierten, zeigen jedoch, dass trotz des großen Zeitabstands, die Frage in Bulgarien weiterhin eine Problemfrage ist und die Gesellschaft spaltet. Zwar nicht so schmerzhaft wie noch vor einiger Zeit, aber immer noch. Wie lange wird das wohl noch so sein?



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