Traditionell richten wir im Vorfeld des schönsten bulgarischen Feiertags am 24. Mai unsere Blicke auf würdige Bulgaren. Zu dieser Kategorie zählen Menschen, die in Friedenszeiten Hab und Gut oder ihr eigenes Leben riskieren, um andere Leben zu retten oder in Notsituationen zu helfen. In diesem Jahr gibt es deutlich mehr Bulgaren, die einen solchen Preis verdient haben. Der Saal, in dem die Auszeichnungszeremonie stattfand, platzte aus allen Nähten. Im Mittelpunkt standen die freiwilligen Helfer während der Hochwasserkatastrophen im Vorjahr. Die Geschichte jedes einzelnen Helden ist ein Beispiel für aufopferungsvolle Hilfsbereitschaft.
Insgesamt wurden 35 würdige Bulgaren ausgezeichnet. In deren Umfeld gibt es jedoch noch viele andere, die ihren Mitmenschen geholfen haben. Emblematisch ist das Beispiel von Krassimir Andreew, der mit seinem Pferd Aberdeen die Menschen eines ganzen Dorfes vor den Fluten des Tundscha-Flusses rettete. Als er die Wassermassen kommen sah, war er zwei Tage lang ununterbrochen auf den Beinen, um die Menschen zu evakuieren. "Alles ist eine Frage des Herzens", meinte Krassimir.
"Wenn wir uns in Zeiten der Entbehrung so selbstaufopfernd helfen, sind wir ein tolles Volk", meinte seinerseits Jordan Georgiew, Priester in der Nikolauskirche in Assenowgrad und weiter: "Ich wurde für die Einrichtung einer Armenküche ausgezeichnet. Trotz aller Schwierigkeiten kochen wir jeden Sonntag für 300 Personen. Anfänglich wurde das Essen von der Kirche finanziert, allmählich finden sich jedoch viele Spender. Die Spenden reichen sogar für den ganzen nächsten Monat. Auch geben wir Essen mit nach Hause. Damit kommen die Leute eine Woche lang aus und sind dafür sehr dankbar. Wir haben eine Gruppe freiwilliger Frauen, die jeden Sonntagmorgen ab 5 Uhr in der Küche stehen. Die Bedürftigen kommen dann nach der Sonntagspredigt zu uns. Darunter auch viele Roma und Muslime. Das Essen reicht für alle, wir schicken niemanden fort. Auch andere Priester widmen sich der Barmherzigkeit. Das ist die Pflicht unserer orthodoxen Kirche, auch wenn diese unter den Kommunisten abgeschafft wurde. Heute, da die Leute ärmer sind, fallen auch die Spenden spärlicher aus. Leider erlischt zu unserem Unglück zunehmend auch der Glaube."
Desislaw Dimitrow ist ein junger Mann aus Silistra. Es ist der Retter in der Not, als ein kleines Kind in den trüben Flusswassern zu ertrinken droht. "Ich wollte, dass das Kind weiterlebt und eine glückliche Kindheit hat", erinnert sich dieser würdige Bulgare und weiter: "Am 25. Mai 2014 sah ich, wie ein Kind um Hilfe ruft. Sofort sprang ich aus dem Boot ins Wasser und schwamm hin. An dieser Stelle ist der Fluss etwa 3 m tief. Ich tauchte nach unten und konnte das Kind finden. Dann brachte ich es ans Ufer und kämpfte um sein Leben. Mit künstlicher Beatmung. Ich bin ein bodenständiger Mensch und gebe nicht viel auf Preise und den ganzen Rummel. Der Vorfall war für mich ein Anlass, jungen Menschen zu mehr Besonnenheit zu raten. Ich habe einen dreijährigen Sohn, dem ich diesen Preis widmen möchte. Hoffentlich wird auch er eines Tages ein würdiger Bulgare. Denn es ist sehr wichtig, dass wir uns gegenseitig achten und uns gegenseitig helfen", resümiert Desislaw Dimitrow abschließend.
Übersetzung: Christine Christov
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