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Mittelalterliche Klosteranlage in Kardschali erweckt zu neuem Leben

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Die mittelalterliche Klosteranlage des heiligen Johannes des Täufers in der malerischen Rhodopenstadt Kardschali ist auf dem besten Weg zu neuem geistigen Leben. Die Idee, die geistigen Gemäuer wiederzubeleben und sie in einen Ort zu verwandeln, der die Menschen einander näher bringt, stammt vom Priester Nikolaj Welitschkow.

In Asenowgrad geboren, verschlägt es ihn auf Bitten des Plowdiwer Erzbischofs Nikolaj nach Kardschali. "Vor dreieinhalb Jahren war das Kloster noch verschlossen und von Gras überwuchert. Ich nahm diese Herausforderung an und so begannen wir mit dessen Wiederbelebung. Denn, wenn ein Mensch ein Gotteshaus betritt, soll er sich hier wie im Paradies auf Erden fühlen", meint Priester Nikolaj.

Die Klosteranlage aus dem 6.-7. Jahrhundert war das geistige Zentrum von Achridos - einer der größten mittelalterlichen Diözesen. Während des Eroberungszuges der Osmanen auf dem Balkan wurde sie in Ruinen verwandelt und versank in tiefste Vergessenheit. Bis in die 1930er-Jahre, als Ortsansässige erstmals auf ihre Überreste stoßen. Später folgen archäologische Ausgrabungen und im Jahr 2000 wird die wieder aufgebaute Klosterkirche eingeweiht. Heute ist sie das Domizil von Priester Nikolaj. Gleich zu Beginn gründet er eine Sonntagsschule, die heute von über 70 Kindern besucht wird.

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"Wir hatten keinen Raum, in dem wir uns versammeln konnten. Und so brachten wir ein Ideenprojekt für 1.700 m2 bebaute Fläche auf den Weg", erzählt der Priester. "2014 haben wir den ersten Teil fertiggestellt - die Sonntagsschule für christlich-orthodoxen Religionsunterricht. Geplant sind insgesamt sieben Gebäude in Form von Wehrtürmen im altertümlichen Stil, die den bis heute erhaltenen Mauern angepasst werden sollen. Dabei werden wir auch vom Staat unterstützt. Ein Teil des Klosters soll jedoch nur mit dem Fleiß, der Arbeit und aus Eigenmitteln von Menschen entstehen, die sich Kardschali verbunden fühlen. Das Jahrhunderte alte Antlitz des Klosters war in der Erde vergraben. Jetzt ist es unsere christliche Pflicht, das Werk unserer Vorfahren weiterzuführen."

Die Überreste des mittelalterlichen Klosters sind heute ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung. Deshalb wurden die Wiederherstellungspläne auch mit dem Landesinstitut für materielles Kulturerbe abgestimmt. Der erste Spatenstich soll am 24. Juni, am Johannistag erfolgen - am Festtag des Klosters. "Obwohl wir für den Bau noch keinen Cent haben, können Sie sicher sein, dass er mit Gottes Hilfe bis Oktober stehen wird. Das ist eine Prüfung unser aller, unserer Herzen und unseres Glaubens", ist Priester Nikolaj überzeugt.

Ob die Bürger von Kardschali wie ihre Vorfahren für ein solch geistiges Vorhaben bereit sind, wollen wir weiter wissen.

"Ich spüre, dass sie bereit sind. Diese Dinge werden von meinem Herzen gelenkt. Sie wissen natürlich selbst, dass ein Priester wohl kaum etwas allein aufbauen kann", meint Priester Nikolaj. "Das ist das Werk der Menschen aus Kardschali. Ich persönlich möchte lediglich dieses verstreute Volk vereinen und es dazu anhalten, mit Herz bei der Sache zu sein. Wo immer die Menschen und ihre Kinder auch verstreut sein mögen, sollen sie einen Ort haben, der sie zusammenbringt und vereint. Einen Ort, der uns an unsere Wurzeln, an unseren Glauben erinnert. Aus diesem Grund haben wir uns ganz bewusst dafür entschieden, nicht irgendetwas zu bauen, sondern einen multifunktionellen Saal der Aufklärung, der der Erleuchtung des Volkes dienen soll."

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Im neuen Gebäude sollen Vorträge, Gesänge und Ausstellungen mit Zeichnungen der Sonntagsschüler organisiert werden. Wenn es nach Priester Nikolaj geht, soll die Klosteranlage ein geistiges Zentrum für Kinder aus dem In- und warum nicht auch aus dem Ausland werden.

"Ich kam bereits mit der Überzeugung nach Kardschali, dass es am besten ist, die Kinder in den Glauben einzuführen, damit sie lernen, Gut und Böse zu unterscheiden und den Versuchungen des Teufels zu widerstehen", umschreibt Vater Nikolaj seine Mission. "Und so wandte ich mich zunächst an Menschen, die ihre Kinder im orthodoxen Glauben erziehen wollen. Häufig hört man die Worte, dass die Kirche untätig ist. Doch wir alle sind die Kirche. Vor dreieinhalb Jahren gab ich zu verstehen, dass ich Groß und Klein in der Wahrheit des Glaubens erhellen will, was jedoch nur in der Kirche geht. Mittlerweile kommen über 70 Kinder in die Sonntagsschule. Die Ausbildung basiert nicht auf dicken Büchern, sondern auf Gesprächen, in denen wir auf viele Fragen eine Antwort geben."

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Am meisten interessieren sich die Kids für Dinosaurier, Sterne und den Weltuntergang. "Wir haben innerhalb der Klostermauern zwei Filme mit Bibelgeschichten gedreht. Der eine erzählt vom verlorenen Sohn, der andere von Josef und seinen Brüdern. Auch haben wir eine nunmehr dreijährige Tradition. An Weihnachten schicken wir an alle Kinder der Welt eine Botschaft – in Form eines zehnminütigen Films. Einmal mit Liedern und Gedichten, ein anderes Mal beglückwünschten wir sie in 41 Sprachen. Auch unser diesjähriger Film mit einer Lektion aus der Sonntagsschule ist sehr interessant. Am Johannistag geht unser Schuljahr zu Ende. Dafür bereiten wir ein Stück über Moses und die zehn Gebote Gottes vor. Die Kinder sind sehr eifrig bei der Sache und prägen sich so die Dinge besser ein. Das Christentum ist nicht in einem Buch oder Dokument festgeschrieben, es ist eine Lebensweise. Verschiedene Bibelszenen spielend, verinnerlichen die Kinder die Inhalte des Alten und Neuen Testaments. In dem wir Botschaften an alle Kinder Welt senden, egal welchem Glauben sie nachgehen, öffnen wir ihnen unsere Herzen. Denn in unserer Botschaft heißt es: `Wir sind klein und haben nichts zu geben, außer unsere reinen Herzen und die Liebe, die uns Jesus Christus schenkt."

Übersetzung: Christine Christov

Fotos: bereitgestellt von der Sonntagsschule bei der Klosteranlage des heiligen Johannes des Täufers



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