Der Nationale Kulturpalast in Sofia wartet wieder mit interessanten Konzerten auf. Drei international bekannte Bulgarinnen, die ihr Leben der Musik gewidmet haben, treffen sich zum zweiten Mal und stellen das Programm „New York – Stockholm – Sofia“ vor.
„Seit Beginn des Jahres hat mich ein Wirbel an Ereignissen erfasst und völlig eingenommen“, gesteht die Geigerin Elmira Darvarova. „Wenn ich morgens aufwache, muss ich erst darüber nachdenken, in welcher Stadt ich eigentlich bin. Im Januar erschien eine CD von mir, die ich mit der japanischen Pianistin Shoko Inoue in Kanada produziert habe, wo sie lebt und arbeitet. Neben der Sonate für Geige und Klavier von César Franck und der „Frühlingssonate“ von Beethoven haben wir auch die Romanzen von Clara Schumann interpretiert. Ich habe übrigens eine Schwäche für Komponistinnen. Daher bin auch sehr glücklich, dass ich einem Werk von Amanda Röntgen-Maier zu neuem Leben verholfen habe. Zusammen mit Antonina Boneva haben wir es in Stockholm zum ersten Mal gespielt. Dieses Stück war 100 Jahre und mehr nicht mehr gespielt worden. Es ist für mich eine große Freude, dass wir es nun auch dem Sofioter Publikum vorstellen können.
Anfang des Jahres nahm ich an einem Projekt in New York teil, das sich „Scheherazade“ nennt. Geladen waren Instrumentalisten der besten Orchester der USA; mir übertrug man die Arbeit des Konzertmeisters. Die Idee des Projekts besteht darin, mittels Dialog und Diplomatie Gewalt zu verhindern, wie es einst Scheherazade mit ihren Märchen getan hat. Das Konzert fand in der Carnegie Hall statt und ich spielte die Soli in dem gleichnamigen Werk von Rimski-Korsakow und den anderen Stücken. Es wurde auch eine gemeinsame CD des Konzertes mit den Brüdern Amaan und Ayaan Ali Khan, herausgegeben. Sie sind die siebente Generation indischer Sarod-Musiker. Zusammen haben wir die verschiedenen Musiktraditionen ineinander verflochten. Die Inder meinen, dass die indische und die europäische Musik die gleichen Wurzeln haben und dass die Musik alle Unterschiede zwischen den Menschen ausgleichen könne. Dieses Projekt haben wir im März in Indien verwirklicht.“
„Ich bin stolz darauf, dass ich unter den Interpreten bin, die vergessene Werke talentierter Komponisten wieder aufnehmen“, sagt weiter die Geigerin Elmira Darvarova. „Jüngst ist die neue Ausgabe der britischen Zeitschrift „Gramophone“ erschienen, in der auf der ersten Seite von der CD die Rede ist, die ich zusammen mit dem Radio-Symphonieorchester Wien produziert habe. Es handelt sich um das Geigenkonzert von Vernon Duke, das ebenfalls fast vergessen war. Er hat es vor 75 Jahren speziell für Jascha Heifetz komponiert. Das Konzert wurde aber nicht eingespielt und verschwand in der Schublade. Die Musik ist herrlich und erinnert in gewisser Weise an Prokofjew, mit dem Duke befreundet war. Dieses Konzert hat eigentlich mein Leben verändert. Ich ließ meine Karriere als Konzertmeisterin fallen, nachdem sich die Witwe von Duke mit der Bitte an mich wandte, das Konzert einzuspielen. Sie hatte die Partitur aufbewahrt und nach einem Interpreten Ausschau gehalten, der ihren Vorstellungen entsprach. Ich nahm an und widmete mich voll und ganz der Konzert- und Aufnahmetätigkeit. Das war vor rund sechs Jahren. Seitdem habe ich sechs CDs produziert. Da ich übrigens die einzige Interpretin bin, die das Violinkonzert von Duke spielt, habe ich von überall in der Welt verschiedene Angebote erhalten. Es zeichnet sich also ab, dass ich es in absehbarer Zeit mit einigen der besten Klangkörper interpretieren werde“, sagte abschließend die Geigerin Elmira Darvarova.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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