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Kaum Optimismus im Bankbereich

Grigor Sarijski
Foto: BTA

„Das zweite Jahr in Folge schreibt das bulgarische Bankwesen keine roten Zahlen, wobei im ersten Jahresquartal ein 30prozentiges Wachstum im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres erzielt wurde. Diese Tendenz wird weiter anhalten“, bekundete vor Journalisten der Wirtschaftsexperte Grigor Sarijski vom Institut für Wirtschaftsforschungen der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Und dennoch gibt das Bild im Banksektor wenig Grund zum Optimismus.

Die Einlagenzinsen sind in den Keller gerutscht und betragen derzeit 1,6 Prozent. Zum Vergleich: Ende vergangenen Jahres waren es noch 2,6 Prozent. Das sei der strengeren Kreditregulierung und dem allgemein schwachen Kreditwunsch zuzuschreiben. Die Finanzergebnisse im Bankbereich fußen demzufolge nicht auf eine erhöhte Handelskreditierung, sondern auf eine Verringerung der Ausgaben mittels Zinssenkung um 29 Prozent. Die Bankgewinne werden auch durch Vermittlungs- und andere Gebühren vermehrt, die ihrerseits um 12 Prozent angehoben wurden.

Die positiven Tendenzen im Bankbereich betreffen jedoch nur einige wenige Großbanken“, kommentierte Sarijski. Alle anderen würden Probleme mit den gesenkten Zinssätzen haben, da die Anleger ihr Geld abheben und ihre Konten schließen; bei so niedrigen Zinsen vertrauen sie es nur jenen Banken an, die sie für stabil halten.

Die Bürger verteilen so ihre Spareinlagen auf verschiedene Banken, dass sie immer im Rahmen des Garantiebetrages bleiben, um im Falle einer Bankpleite auch ihre gesamte Sparsumme zurückerhalten zu können“, sagt weiter der Finanzexperte. „Auch wechseln sie sofort die Bank, falls ihnen die Finanzkennziffern oder die Eigentumsverhältnisse nicht gefallen sollten. So z.B. werden Banken mit griechischen Eignern gemieden.“

Grigor Sarijski prognostiziert, dass noch bis Jahresende Bankfusionen stattfinden werden, da einige Banken Probleme mit der Rentabilität haben. Bis Ende 2015 erwartet er auch einen Anstieg der Zahl der Verbraucherkredite, da das Steueramt und Unternehmen, wie Wasserversorgung, Elektrizitätsgesellschaft und Fernwärmeversorgung fällige Schulden eintreiben wollen. Die Schuldner werden also wohl oder übel Kredite aufnehmen müssen.

Was die Unternehmenskredite anbelangt, stehen die Aussichten allerdings schlechter. Die ausländischen Direktinvestitionen sind 2014 gesunken und werden dies auch 2015 tun. In den ersten drei Monaten dieses Jahres wurde eine Verringerung um acht Prozent registriert. Außer im Bruttoumfang ist auch in der Investitionsstruktur eine negative Tendenz sichtbar: im vergangenen Jahr betrugen die deutschen Investitionen rund 300 Millionen Euro weniger. Die Geldströme kommen hauptsächlich aus Steuerparadiesen und einigen kleineren nichteuropäischen Ländern.

Die im Bankwesen bevorstehenden Stresstests werden laut dem Finanzexperten Sirijski kaum Veränderungen mit sich bringen. Die Probleme im heimischen Bankwesen sieht er nicht in der Struktur der Aktiva der einzelnen Kreditanstalten, sondern in der Nationalbank BNB, der eine Regulierungsfunktion zukommt. Ferner trage die Gesetzgebung mit Schuld, die beispielsweise eine Verzögerung der Garantiesummen der Pleite gegangenen Kooperativen Handelsbank zuließ und damit auch das Vertrauen im Banksystem zusätzlich erschütterte.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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