Nach zwei Jahren der Vorbereitung, bürokratischen Hürden, Regierungskrisen, Naturkatastrophen, 426 Bemerkungen von der Europäischen Kommission und vier Vorversionen wurde das bulgarische Programm zur Entwicklung ländlicher Gebiete für den Zeitraum 2014-2020 endlich gebilligt. Auf seiner Facebook-Seite brachte Premier Borissow seine Erleichterung und seine Freude darüber zum Ausdruck: „Bulgarien erhält 2,3 Millionen Euro Finanzierung. Dieses Programm hat mir die meisten Sorgen bereitet“, so der Premier.
Zu dieser Summe, die auf sieben Jahre verteilt ist, kommen auch die jährlichen Subventionen pro Flächeneinheit. Anträge dafür haben in diesem Jahr rund 110.000 Landwirte in Bulgarien gestellt. Hinzu kommt noch die nationale Mitfinanzierung in Höhe von 600.000 Euro.
Sind diese insgesamt mehr als 3 Milliarden Euro Subventionen viel oder wenig und können sie dazu verhelfen, dass die bulgarische Landwirtschaft endlich ins moderne Zeitalter einzieht und die bulgarischen Fleischprodukte, Obst und Gemüse wieder ihren alten Ruhm erlangen?
Der bulgarische Agrarsektor, der bis vor 30 Jahren noch wesentlich das Bild der Wirtschaft des Landes bestimmte, ist längst nicht mehr das, was er mal war. Heute bringt der vormals führende Sektor gerade so 5 Prozent des BIPs des Landes auf. Auf dem Lande leben nur noch 30 Prozent der Bevölkerung und noch weniger sind eigentlich in der Landwirtschaft beschäftigt. Nach und nach bekommen die Bulgaren immer mehr Obst und Gemüse aus dem Ausland auf den Tisch – einfach, weil die einheimische Produktion sinkt oder teurer als die Importe ist. Ähnlich sieht es auch mit Fleisch, Wurstwaren, Milch, Butter, Käse und anderen Molkereierzeugnissen aus. Dabei bietet Bulgarien nach wie vor beste klimatische und Bodenbedingungen für die Landwirtschaft. Das Klima ist gemäßigt warm und feucht, das Relief und die Böden gestatten den Anbau verschiedenster Pflanzen für Mensch und Tier, die bulgarischen Landwirte haben jahrhundertealte Erfahrungen und können im Prinzip nachweislich effektiv arbeiten. Es sei nur daran erinnert, dass bulgarische Gärtner vor mehr als 100 Jahren in Richtung Mitteleuropa zogen, um den Bauern dort ihre Erfahrungen zu vermitteln. Ihre Erben setzen diese Traditionen übrigens auch heute noch fort.
Warum finden die bulgarischen landwirtschaftlichen Produkte heute aber selbst auf dem Binnenmarkt nur schwer Absatz?
Zu den Hauptgründen gehört die schlecht durchdachte Agrarreform nach der Wende. Sie führte zu einer ungesehenen Zerstückelung der landwirtschaftlichen Nutzflächen. Die sehr zahlreichen und sehr kleinen Landwirte konnten sich teure moderne Technik nicht leisten und die vergleichsweise primitiven Methoden auf kleinsten Flächen führten zwangsläufig zu einer niedrigen Produktivität und Qualität und hohen Selbstkosten.
Nach dem EU-Beitritt bekamen die bulgarischen Landwirte wesentlich niedrigere Subventionen als ihre Kollegen in den alten EU-Ländern, weil das in den Beitrittverhandlungen so vereinbart wurde. Bei der vollständigen Marktöffnung für landwirtschaftliche Produkte aus dem EU-Ausland führte das zu einer weiteren Erhöhung des Konkurrenzdrucks. Die bulgarischen Landwirte protestierten vergebens gegen die billigeren griechischen, italienischen und spanischen Tomaten, weil sie die eigenen nicht loswurden. Derzeit haben die Milchbauern ähnliche Probleme, weil ihnen für einen Liter Milch nur 0,25 Euro geboten werden – was weniger als Hälfte des Preises einer Literflasche Mineralwasser ist. Die Überproduktion an Milch in der EU droht so die bulgarischen Milchproduzenten quasi zu ertränken.
Die Regierenden in Bulgarien sind sich freilich sehr gut dessen bewusst, dass die bulgarischen Agrarprodukte nur dann Absatz in den anderen EU-Ländern finden können, wenn sie in Qualität und Preisen mit den anderen Anbietern dort mithalten können. Da die Landwirtschaft aber der am höchsten subventionierte Sektor in der EU ist, ist das sehr schwer.
Schwer, jedoch nicht unmöglich und eben aus diesem Grund ist ein bedeutender Teil der mehr als 2 Milliarden Euro, die in den nächsten Jahren von Brüssel kommen werden, für Investitionen, also für die Modernisierung der bulgarischen Landwirtschaft und für die Erhöhung ihrer Effektivität bestimmt. Mit einem weiteren großen Teil sollen wiederum junge Landwirte gefördert werden, was angesichts der Entvölkerung der ländlichen Gebiete und des zunehmenden Durchschnittsalters dort dringend notwendig ist.
Übersetzung: Petar Georgiew
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