Ein starker Tee, verfeinert mit ein paar Tropfen Milch und pikanten Gewürzen. Ein köstliches Getränk mit anfangs süßen Noten und einem scharfen Nachgeschmack, der noch über Stunden andauert. Das war der Willkommenstrunk, mit dem mich Gundscha Tschokchal in seinem Restaurant „Gurkha“ empfangen hat, wo man in den Genuss von Spezialitäten aus Indien und Nepal kommen kann.
Vor 13 Jahren hat es Berufskoch Gundscha aus Nepal nach Bulgarien verschlagen. Nie im Leben hätte er vermutet, dass es so kommen würde. 2002 hat er ein Visum und einen Job in Bulgarien erhalten. Seitdem geht er im Zentrum der bulgarischen Hauptstadt seinem Wunschberuf nach. Mit 14 begann er bereits zu arbeiten und entdeckte schon damals, inspiriert von den Kochkünsten seiner Mutter, seine Leidenschaft fürs Kochen. Gemütlichkeit und Hygiene werden bei Gundscha groß geschrieben. Das spürt man gleich beim Betreten seines Restaurant. Die vertrauten Speisen und die östlich angehauchte Atmosphäre gaukeln ihm Nähe zur Heimat vor. Über seinen Job und den Arbeitsmarkt in Bulgarien aus der Sicht eines Ausländers sagte Gundscha:
„Nicht ich suche die Arbeit, die Arbeit sucht mich. Wenn man will, kann man in Bulgarien immer Arbeit finden. Es bestehen Chancen für jeden, der etwas auf die Beine bringen will, so sehe ich das. Wenn man motiviert ist und einen Beruf hat, findet man einen Job. Keiner von uns ist Chef. Wir sind alle gleich. Jeder sollte das tun, was er kann. Was mich angeht, würde ich nie sagen, das Leben wäre kompliziert, die Unternehmer in Bulgarien hätten es schwer oder es gäbe keine Arbeit. Das sind leere Worte. Ich habe beispielsweise Probleme, Kellner und Barkeeper zu finden. Es stimmt nicht, dass es hier keine Arbeit gibt. Ich bin seit mittlerweile 13 Jahren hier und es gelingt mir immer wieder, etwas Passendes zu finden. Alle meinen, in anderen Staaten warte ein Job auf sie. Das ist jedoch nicht die richtige Antwort.“
Das Erfolgsgeheimnis liegt laut Gundscha in der Gleichberechtigung zwischen den Menschen. Er selbst arbeitet als Koch und Kellner. Die Arbeit kommt nie von allein, der Beruf „Chef“ existiert nicht, meint er. „Es gibt zwei Arten Köche – hungrige und Chefköche“, sagt Gundscha augenzwinkernd. Sein Restaurant zeichnet sich auch durch die fehlende Spezialität des Hauses aus. Die Spezialität sei das, was die einzelnen Kunden mögen und das sei bei jedem Besucher anders.
Das Schicksal war Gundscha definitiv hold. Nicht alle Immigranten und Flüchtlinge in Bulgarien haben jedoch das Glück, hier ihrem Traumberuf nachgehen zu können. Jüngsten Angaben zufolge ist Bulgarien ein ungünstiger Ort für Immigranten und Flüchtlinge, wenn es darum geht, einen Job zu finden. Die größten Hürden, die es dabei zu überwinden gilt, sind die Behörden, die Bürokratie, die Sprachbarriere, die spezialisierte Facharbeit und die Mentalität der Bulgaren. Zu diesem Schluss sind Experten nach Rundtischgesprächen über die Beschäftigung von hochqualifizierten Kadern in Bulgarien gekommen. Ihr Fazit lautet: der Staat tut sich schwer, wenn es um Integration geht und es mangelt an Arbeitskräften in jenen Branchen, in denen keine Hochschulbildung gefragt ist. Die Internetseite jobs4migrants.bg will Neuankömmlinge bei der Jobsuche unterstützen. Man rechnet mit Innovationen im System, damit es Migranten künftig leichter haben und schneller ein Arbeitsvisum ausgestellt bekommen.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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