Israel ist das Land der großen Kontraste und hat jedem Fotographen etwas zu bieten. Die Ausstellung „Israel – Geschichte, Religion, Zukunft“, exponiert auf dem Platz vor dem Nationaltheater in Sofia, beweist es. Ihr Autor ist der junge Fotograph Andrej Raschew. Gewidmet ist sie dem 72. Jahrestag seit der Rettung der bulgarischen Juden während des Zweiten Weltkrieges.
„Bei meinem Besuch habe ich mich von den Menschen und der Energie der Orte inspirieren lassen, die ich aufgesucht habe“, erzählt der Fotograph. „Meine Vorstellung vom Grabe Christi war eine ganz andere, als in Wirklichkeit – dort überkommt einen ein unbeschreibliches Gefühl und das hat mich während meiner ganzen Arbeit an den Aufnahmen nicht losgelassen. Ich habe versucht, meine Sicht darzustellen und habe die typischen Touristen-Aufnahmen gemieden. Wenn man einen unbekannten Ort besucht, nimmt man meist nicht so sehr die beeindruckenden Dinge auf; ich meinerseits habe nach einer anderen Sicht gesucht.“
Junge Frauen in Militäruniform gehören in Tel Aviv zu den Alltagsbildern. Und da Israels Bevölkerung aus etwa 100 Ländern der Welt eingewandert ist, kann man auf den heißen Straßen die verschiedensten Gestalten sehen: orthodoxe Juden in ihren typischen Gewändern, modisch gekleidete Männer, aber mit dem typischen jüdischen Käppchen – die Kippa, in Tüchern verhüllte Frauen, wie auch solche, die ganz normale europäische Kleidung tragen.
„Die Menschen in Israel lächeln und sind zuvorkommend; selbst in Jerusalem herrscht keine Spannung, obwohl dort drei Religionen zusammenkommen – sie leben in Einvernehmen nebeneinander“, erzählt Andrej Raschew. Seiner Ansicht nach übertreibe man in den Schilderungen der dortigen Lage – das Leben verlaufe friedvoll und harmonisch. „Für die Kinder, die überall herumlaufen, spielt es keine Rolle, welcher Religion sie jeweils angehören – sie sind einfach nur Kinder und spielen miteinander und sind frei. Das war einer der Gründe dafür, auf die Zukunft Israels einen Akzent zu setzen. Die Zukunft sind die Kinder und von ihnen wird die weitere Entwicklung abhängen.“
Andrej Raschew stellt uns einige seiner Lieblingsaufnahmen vor: „Das sind moslemische Kinder, die an ihr Fahrrad ein rotes Herz geheftet haben. Auf dem ersten Blick ist es nur schwer zu erkennen, weil es original eine Schwarzweiß-Aufnahme ist. Deshalb lenke ich die Aufmerksamkeit auf dieses rote Herz. Sie wollen keinen Konflikt – es sind gute Kinder. Das rote Herz ist eine Botschaft... Eine andere schöne Aufnahme machte ich beim Betreten der Grabeskirche Christi. Durch die Kuppel drang ein Sonnenstrahl hinein und erleuchtete die heilige Stätte. Ich blieb sprachlos. Diese Aufnahme habe ich nicht bearbeitet, weil sie einen Funken Göttliches enthält. Ich sah dieses Bild mit eigenen Augen. Selbst im Internet habe ich nichts über diesen Lichteffekt gefunden... Und noch eine Lieblingsaufnahme: auf einer alten Mauer in Tel Aviv entdeckte ich ein interessantes Graffiti-Bild, das die ganze Stimmung und Idee wiedergibt. Diese Aufnahme wählte ich auch für das Ausstellungsplakat. Zu sehen ist ein grell rotes Herz, daneben ein weiteres in orange, in das die Symbole der drei Religionen dort – der islamischen, christlichen und jüdischen, eingezeichnet sind. Ein Zeichen weist auf das rote Herz, die Liebe, die größer ist, als die Unterschiede zwischen den jeweiligen Religionen.“
Dieser Tage beschloss der Sofioter Stadtrat, in der Grünfläche neben dem Parlamentsgebäude ein Denkmal anlässlich des 70. Jahrestages seit der Rettung der bulgarischen Juden zu errichten, der 2013 begangen wurde. Das gleiche Denkmal soll auch in Jaffa, heute Teil von Tel Aviv, aufgestellt werden, wohin in den Jahren 1948/49 die meisten bulgarischen Juden übersiedelten. Über die symbolische Bedeutung des Vorhabens sagte uns Maxim Benvenisti, Vorsitzender der Organisation der Juden in Bulgarien „Shalom“, folgendes:
„Die bulgarischen Juden leben überall auf der Welt – ihre Nachkommen bei uns, wie auch in Israel. Bulgarien ist unsere Heimat, während Israel die Erde unserer Vorfahren ist. Es ist nur zu verständlich, dass wir eine einzigartige Tatsache, die es nirgends wo anders auf der Welt gibt, vermerken – Bulgarien hat nicht bloß seine Juden vor der Vernichtung gerettet, sondern hat auch die jüdische Gemeinschaf bewahrt (im Unterschied zu Dänemark, dessen Juden nach Schweden gebracht wurden). Die vereinten Bulgaren – dazu auch Geistliche und einige Spitzenpolitiker, haben die Juden im Verlaufe von vier Jahren verteidigt und haben sie an keinen anderen Ort geschickt. Darin liegt die symbolische Bedeutung beider Denkmäler – sie werden dort aufgestellt, wo die meisten Nachkommen der bulgarischen Juden leben; die Rettung darf nie vergessen werden!“, betonte abschließend Maxim Benvenisti.
Die Foto-Ausstellung „Israel – Geschichte, Religion, Zukunft“ wurde mit Unterstützung der Botschaft Israels in Bulgarien und der Organisation der Juden in Bulgarien „Shalom“ eingerichtet.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: shalompr.org
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