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Bass-Sänger Martin Tzonev: Die Bühne ist der beste Lehrer

Sein Debüt hatte Martin Tzonev vor Jahren im Ausland. Seit nunmehr fünf Jahren singt er jedoch auch an der Sofioter Oper und hat mit seinen Interpretationen bekannter Bassrollen auch auf heimischem Boden große Anerkennung geerntet.

СнимкаIch stamme aus Russe. Mein Vater Stoil Tzonev hat über lange Jahre an der Oper in Russe gewirkt und hatte dabei das Glück, mit Musikern von Weltrang zusammenzuarbeiten wie beispielsweise Schostakowitsch“, erzählt Martin Tzonev. „Ich war von klein auf bei den Proben mit dabei. Später nahm ich Klavierunterricht und griff danach auch zur Gitarre. Als mein Stimmbruch eingetreten ist, hat mich mein Vater zum legendären Musiklehrer Georgi Deliganew geführt. Mein Abitur habe ich im Fach Innenarchitektur gemacht. Als ich mich aber an der Sofioter Musikakademie beworben und unter allen Kandidaten als Bester abgeschnitten habe, war für mich klar - das ist mein Weg. Es ist wichtig, den Spagat zwischen akademischer Bildung und der Bühne zu schaffen und ich habe diese Chance bekommen. Nach Abschluss der Akademie in Sofia folgte ein Stipendium am Opernstudio an der Kunstuniversität in Graz und später auch eine Einladung von Seiten des Internationalen Opernstudios in Amsterdam. Den größten, den ich dort unter der Musiktitanen getroffen habe, war der Direktor der Columbia Records. Er sagte zu mir: „Junge, deine Stimme ist ein wahrer Rolls Royce.“ Ich weiß aber, dass dies nicht ausreicht. An besagten Opernstudios konnte ich an meiner Vokaltechnik und Bühnenpräsenz arbeiten und das mit Rollen, die meinem Alter entsprachen. In Bulgarien stürzen wir uns recht früh auf die schwersten Opernpartien. Ich habe mit 27 Jahren im „Attila“ debütiert! Im Ausland hatte ich bereits ein Dutzend Rollen „in der Tasche“. Junge Leute wollen bekanntlich schnell in die Fußstapfen der besten Interpreten treten, doch nicht jeder hat deren enormes Stimmenreichtum. Ich kann heute sagen, dass ich meine Wahl nicht bereue. Das Risiko ist groß, nur die wenigsten Opernsänger schaffen eine Solokarriere. Es ist kompliziert, weil man zugleich ein Individualist sein muss und doch Demut und Geduld mitbringen muss.“




Martin Tzonev lebt und wirkt in Bulgarien und in Deutschland. Er ist Solist am Operntheater in Bonn, tritt aber auch als Gastsänger in Italien, Frankreich, Spanien und den Niederlanden auf. Er wohnt in Bonn, das ihn stark an Russe erinnert: „Bonn liegt auch an einem Fluss, die Geburtsstadt von Bethoven versprüht eine edle Musikatmosphäre“, meint er. 2010 war sein Debüt an der Sofioter Oper. Er wurde vom Operndirektor Plamen Kartalow eingeladen, die Rolle des Wotan in Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ zu übernehmen. Tzonev gesteht, dass ihm Wagner wirklich Respekt einflößt. „Es ist eine wahre Heldentat, dass wir in Bulgarien die gesamte Tetralogie aufgeführt haben und das mit Bravour. Es ist ein enormes Risiko und zugleich eine Riesenverantwortung, dieses Werk auf der Bühne nachzuempfinden und dabei dem Komponisten, Regisseur, Dirigenten und dem Publikum gerecht zu werden“, meint Tzonev.

Über die im September anstehende Tournee der Sofioter Oper sagte er: „Maestro Kartalows Traum war es, in Deutschland eine deutsche Oper aufzuführen. Und zwar nicht irgendeine, sondern die schwierigste – „Der Ring des Nibelungen“. Darin sind wir eher Schauspieler, die singen – allerdings sehr viel singen. Deshalb ist es sehr wichtig, jedes einzelne Wörtchen, jedes Detail, jede Nuance ehrlich wiederzugeben. Zum Glück verfügen wir über gute Stimmen, die es uns erlauben, diese Herausforderung anzunehmen – Sie wissen ja, man strebt ein Leben lang nach Vollkommenheit.

Vor der Deutschland-Tournee wird Martin Tzonev erneut in die Rolle von Boris Godunow schlüpfen, von der jeder Bass-Sänger träumt. Nach dem grandiosen Spektakel vor der Alexander-Newski-Kathedrale in Sofia wird die Oper am 31. Juli und am 1. August auch in der Festung Zarewez in der alten bulgarischen Hauptstadt Weliko Tarnowo aufgeführt werden.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

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