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Ernährung heute – Speck von morgen?

Foto: Archiv

Wieder ist es Sommer und spätestens wenn sie an Urlaub und Strand denken, beschauen sich die meisten traurig ihren Bauchspeck. Der Sommer bietet aber auch die besten Möglichkeiten, durch Sport inmitten der Natur und durch ausgewogene Ernährung mit frischem Obst und Gemüse das Übergewicht zu reduzieren.

Wie alle Europäer leiden auch die Bulgaren unter Übergewicht und Fettleibigkeit. Erschreckend ist, dass dieses Problem bereits an den Kindern erkannt werden kann. Laut jüngsten Angaben hat sich die Fettsucht bei ihnen in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Eine der Ursachen dafür ist, dass man sich nicht mehr an die örtlichen Ernährungstraditionen hält. Man greift mehr und mehr zu „Fast Food“; viele ausländische Billigprodukte haben die einheimischen Gerichte von unserer Speiseliste verdrängt. Die meisten dieser eingeführten Artikel enthalten zudem Geschmacksverstärker, die insbesondere die Kinder anlocken. Die großen Marktketten wissen durch diverse Tricks und Preisnachlässe die Nachfrage aufrechtzuerhalten. So hat sich das Alltagsmenü der Bulgaren grundlegend gewandelt. Und obwohl immer wieder darauf hingewiesen wird, dass Fast Food ein reiner Dickmacher ist, sind Fast-Food-Einrichtungen stets knackevoll mit Kindern und deren Eltern.

Die Bulgaren werden immer dicker und immer kranker; ein Viertel aller Erwachsenen leidet an Fettleibigkeit; 58 Prozent haben Übergewicht und das ist ein ernstzunehmendes medizinisches und soziales Problem“, mahnt Prof. Swetoslaw Handschiew, Vorsitzender der Bulgarischen Vereinigung zur Erforschung der Fettsucht.

Menschen mit Gewichtsproblemen sollten sich weit vor Sommerbeginn Gedanken darüber machen, wie sie abnehmen wollen“, meint Prof. Swetoslaw Handschiew. „Als Experten raten wir ihnen an erster Stelle, täglich 50 bis 60 Minuten zu laufen. Wir empfehlen auch Fahrradfahren, Schwimmen, Jogging und Wandern. Die Sofioter haben die Chance, unmittelbar am Fuße des Witoscha-Gebirges zu leben, wo sie viel wandern und aktiv erholen können. Ein typisch bulgarischer Beitrag zur Behandlung von Fettleibigkeit ist die sogenannte Reigentanztherapie. Langjährige Studien haben belegt, dass zwei Stunden Tanzen pro Woche zur Gewichtsreduktion führen und stimmungsaufhellend wirken. Wichtig ist, dass die Patienten schnell eine Besserung spüren. Aus diesem Grund steht Tanzen obligatorisch auf der Therapieliste in Sanatorien, in denen Fettleibigkeit behandelt wird. Herz- und Kreislauferkrankungen sind ebenfalls eine Folge von Übergewicht. Indem wir überflüssige Pfunde purzeln lassen, beugen wir auch solchen Leiden wie Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, Infarkten, Schlaganfällen und vielen anderen Leiden vor“, so Prof. Handschiew.

Übergewicht und Fettleibigkeit sind zu einer weltweiten Epidemie geworden. Zu ihrer Entstehung trägt auch die Globalisierung bei. Das Problem hat sich selbst auf kleine Staaten ausgeweitet, in denen sich die Essgewohnheiten verändert haben. Deshalb sollte man bereits während der Schwangerschaft mit der Vorbeugung von Fettsucht beginnen.

Wir Ärzte sprechen von einer Prävention im Zeitraum zwischen der Empfängnis bis zur Vollendung des zweiten Lebensjahres. Es gilt als bewiesen, dass künftige Mütter, die Gewichtsprobleme und Erkrankungen bei ihren Kindern vermeiden wollen, vor der Geburt nicht mehr als 14 bis höchstens 20 Kilogramm zunehmen dürfen. Die Gesundheit des Kindes hängt von der Lebensführung seiner Mutter ab. Zur Vorbeugung organisiert unsere Vereinigung im Seebad Albena eine „Schule für Gesundheit“. Deren Zielgruppe sind Kinder, ihre Eltern und Lehrer. Sie lernen vor Ort, ein gesundes Leben zu führen, Strandspaziergänge zu unternehmen und zu schwimmen und das alles zeitigt sehr schnelle Ergebnisse. Diese Kurse stehen unter der Schirmherrschaft des Bildungsministeriums und haben bereits auch das Interesse ausländischer Experten geweckt. Die Erfahrungen, die wir dabei gemacht haben, möchten wir mit Betroffenen aus dem ganzen Land teilen“, sagte abschließend Prof. Swetoslaw Handschiew, Vorsitzender der Bulgarischen Vereinigung zur Erforschung der Fettsucht.

Deutsche Fassung: Rossiza Radulowa



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