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Tierschutzpolizei nimmt demnächst ihre Arbeit in Bulgarien auf

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Foto: Archiv

Das Hundeweibchen Mima, dem ein unbekannter Täter vor fünf Jahren alle vier Beine abgetrennt hatte, war es nicht vergönnt, Entgeltung für diese Untat zu erfahren. Während eine Familie in Deutschland das misshandelte Tier bis zum Ende seines leiderfüllten Lebens liebevoll umsorgt hat, wurden in Bulgarien endlich die Weichen für die Aufdeckung solcher Gräueltaten gestellt.

Beim bulgarischen Innenministerium wurde eine Tierschutzabteilung eingerichtet. Tierschutzpolizisten sollen sich künftig in Fällen von Tierquälerei einschalten. Die Strafprozessordnung sieht auch jetzt strenge Sanktionen bei Misshandlung von Tieren vor – Freiheitsentzug bis zu fünf Jahren und Geldstrafen bis zu 25.000 Euro. Die Aufdeckungsrate bei Gewalt an Tieren ist jedoch äußerst gering und in Bulgarien wurde bislang kaum jemand dafür verurteilt.

Das Innenministerium schien solchen Verbrechen keinen ernsten Wert beizumessen, deshalb wurde Tierschutzpolizei eingerichtet“, erläutert Jawor Getschew von der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“. „Tierquälerei (im Unterschied zu minder wichtigen Delikten wie Alltagskriminalität, Diebstahl und Rowdytum) wird weltweit sehr ernst genommen, da ihr Gewalt an Menschen folgen kann. In vielen Familien sind Tiere die ersten Opfer häuslicher Gewalt. Am anderen Ende der Skala sind die Serienmörder – sie haben alle mit der Misshandlung von Tieren begonnen, um sich später auch an Menschen zu vergreifen. Tierquälerei ist also ein Indikator für die Entwicklung von künftigen Verbrechern. Man muss ihnen Einhalt gebieten, bevor auch Menschen zu ihren Opfern werden.“

Die Einrichtung der Tierschutzpolizei in Bulgarien ist ein wichtiges Zeichen, dass die Misshandlung von Tieren künftig ernst genommen wird. Zumal sich solche Fälle in letzter Zeit häufen (2014 wurden 181 Fälle von Gewalt an Tieren registriert).

„Grund dafür ist zum einen das Gefühl der Straflosigkeit und zum anderen die Tatsache, dass die Menschen in unserer Gesellschaft sehr gestresst sind. In letzter Zeit ist immer häufiger von Gewalt an Tieren die Rede, so dass immer mehr solcher Fälle an die Öffentlichkeit gelangen und es wird klar, dass unsere Gesellschaft die Tierquälerei nicht toleriert“, so Jawor Getschew.

Der jüngste Fall wurde vor wenigen Tagen bekannt, als ein streunender Hund mit zerschossenem Rückgrat in die Tierklinik „Vier Pfoten“ eingeliefert wurde. Wie oft in solchen Fällen, konnten keine Zeugen befunden werden. Ergo spaziert der bewaffnete Mörder weiterhin ungehindert und ungestraft durch unsere Hauptstadt, während der Hund wegen seiner massiven Wunden eingeschläfert werden musste. Im Innenministerium ist kein Signal über dieses Verbrechen eingegangen. „Viele Menschen rufen uns nicht an, weil die Aufdeckungsrate solcher Vergehen äußerst gering ist. Hinzu kommt, dass auch die Polizisten zuweilen Fälle wie diesen oft vertuschen“, sagte Jawor Getschew.

Die Menschen können dazu animiert werden, die Polizei zu alarmieren, indem sie Ergebnisse sehen. In den vier Jahren seit der Einführung von Strafen für die Misshandlung von Tieren wurden nur zwei effektive Urteile gegen die Tierquäler ausgesprochen – sie lauten Freiheitsentzug von lediglich drei Monaten und Geldbußen um die 500 Euro.

Das Gericht behandelt die Tierquäler nicht mit der nötigen Strenge. Wir fordern von ihm, die Sache wirklich ernst zu nehmen“, meint Jawor Getschew. „Egal wie gut die Polizei ihre Arbeit auch verrichtet und Fälle von Verbrechen aufdeckt, sobald das Gericht keine Urteile gegen die Tierquäler ausspricht, werden wir nichts erreichen.

Als Vorbild der bulgarischen soll die niederländische Tierschutzpolizei dienen. Jeweils zwei Mitarbeiter in jeder Regionaldirektion des Innenministeriums werden in Fällen von Gewalt, Verstümmelung oder Ermordung von Tieren und beim Schmuggel von exotischen Tieren ermitteln. Sie müssen tierlieb und motiviert sein und Fremdsprachen beherrschen und werden von niederländischen Experten ausgebildet. Falls alles nach Plan läuft, kann die Tierschutzpolizei in Bulgarien in sechs Monaten ihre Arbeit aufnehmen.

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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