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Bulgarien – das Land der Grauhaarigen

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Foto: BGNES

Bis 2050 könnte Bulgariens Bevölkerung um bis zu 30% schrumpfen. Das prognostiziert der UN-Bericht über die demografische Entwicklung in der Welt. So könnte die Zahl der Bulgaren von derzeit 7,5 Millionen in 35 Jahren auf 5,1 Millionen zurückgehen. Im Bericht wird auch die globale Alterung erwähnt. Bis 2050 wird sich die Zahl der Menschen über 60 knapp verdoppeln. Das betrifft an erster Stelle Europa, wo bis 2050 vermutlich 34% der Bevölkerung über 60 Jahre alt sein wird. Trotz seiner aktualisierten Strategie zur demografischen Entwicklung der Landesbevölkerung (2012-2030) zählt Bulgarien zu den alternden Nationen Europas. Bis zum 30. November muss die Regierung zu dieser Strategie kurz- und langfristige Maßnahmen erarbeiten, um die Lösung der demografischen Krise im Land in gelenkte Bahnen zu leiten. Das entschieden die Parlamentsabgeordneten während der Debatte zur Demografiepolitik. Dabei konstatierten sie eine Reihe von Negativtrends – die Nation altert und schrumpft, die Sterberate steigt, die Geburtenrate sinkt und es fehlt ein adäquater Zugang zum Gesundheitswesen. Als Faktoren für die schwierige demografische Lage in Bulgarien wurden zudem der Verfall der familiären Werte und die hohe Auswanderungsrate genannt.

"Mir schwebt etwas Neues vor. Die gültige demografische Strategie muss zu einem parlamentarischen Dokument werden", sagte Sozialminister Iwajlo Kalfin in einem Interview für Radio Bulgarien. "Diese Strategie muss vom Parlament debattiert und verabschiedet werden. Und die Regierung sollte alljährlich über den Stand der Umsetzung dieser konkreten Maßnahmen Bericht erstatten. Auch habe ich dem Parlament den Vorschlag unterbreitet, jeden Gesetzentwurf wie in Deutschland einer demografischen Prüfung zu unterziehen. Darüber hinaus ist es sehr wichtig, der Gesellschaft zu vermitteln, was wir unter Demografie verstehen. Was die Bevölkerungszahl betrifft, werden in den ärmsten Ländern und Gemeinschaften die meisten Kinder geboren. Der vor wenigen Tagen veröffentlichte UN-Bericht über die Weltbevölkerung bestätigt das. Die Bevölkerungszahl ist sicher ein demografischer Hauptindex. Noch wichtiger ist für mich jedoch die Lebensqualität. Diese ist mit dem Stand der Einkommen, mit dem Zugang zum Gesundheitswesen, mit solider Bildung und soliden Möglichkeiten verbunden. Dieser Ansatz geht das Demografieproblem ganz anders an - nicht mit vielen Menschen und einer Wirtschaft, die auf Billigarbeit setzt. Sondern mit einer intelligenten Wirtschaft, die auf einer deutlich höheren Arbeitsleistung aufbaut und so zum Wohle des Staates beiträgt."

In diesem Zusammenhang nannte Sozialminister Kalfin die Verankerung von flexiblen Arbeitszeiten im Arbeitsgesetzbuch, Möglichkeiten für Heimarbeit und spezielle Gutscheine. "Diese Gutscheine finden in Ländern wie Belgien und Frankreich breite Anwendung. In Frankreich soll dadurch die Geburtenrate um mehrere Prozent gestiegen sein", fügt Minister Kalfin hinzu. "Dabei wird die Einstellung von Haushaltshilfen finanziell gefördert und bringt Arbeitslose in Arbeit. Hierbei handelt es sich um Dienstleistungen wie stundenweise Kinderbetreuung, Altenbetreuung und Hausarbeit wie Putzen, Kochen, Bügeln etc., die für die erwerbstätigen Eltern mehr Freizeit bedeuten. Diese Gutscheine sorgen dafür, dass die Eltern in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen können und wissen, dass sich zu Hause jemand um ihr Kind kümmert."

Wenn es nach Minister Kalfin ginge, würden diese Gutscheine bereits ab Herbst zum Einsatz kommen, aber... „Zuvor müssen noch Informationssysteme eingerichtet werden, da es sich hierbei um einen völlig neuen Systemtyp handelt. Gleich nach den Sommerferien werden wir unser Konzept und konkrete Maßnahmen vorlegen. Verzögerungen werden durch die Einrichtung eines soliden Informationssystems eingeplant, da alles auf elektronischem Weg vonstatten gehen soll – der Erwerb von Gutscheinen, ihre Umbuchung, die Einstellung von Personen etc. Ich möchte dieses System so schnell wie möglich einführen", erklärte Sozialminister Iwajlo Kalfin im Interview für Radio Bulgarien.

Übersetzung: Christine Christov



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