In der ersten Hälfte dieses Jahres verzeichneten die direkten ausländischen Investitionen in Bulgarien einen Zuwachs von 1,9 Prozent und erreichten nahezu 800 Millionen Euro. Laut dem Direktor der Nationalen Investitionsagentur, Stamen Janew, sei das auf die gute makrowirtschaftliche Lage und die politische Stabilität zurückzuführen. Das Investitionsinteresse steige in den unterschiedlichsten Branchen, vor allem jedoch in der chemischen und der Zulieferindustrie für den Automobilbau. Man wolle auch im IT-Bereich, dem Tourismus, den ausgelagerten Dienstleistungen, dem Transport und der Nahrungsgüterindustrie anlegen.
Auf welche Länder und Regionen kann Bulgarien, außer den traditionellen europäischen Partnern, noch bauen, fragten wir den Experten.
„Ich hoffe sehr, dass sich etwas in der Liste der größten Investoren in Bulgarien tut“, sagt Stamen Janew. „Natürlich hat Bulgarien traditionelle Partner, mit denen es seit je her Beziehungen pflegt, wie beispielsweise Deutschland und Italien. Wir möchten aber gern auch Investitionen aus Asien heranziehen, denn es ist kein Geheimnis: das große Geld befindet sich gegenwärtig auf diesem Kontinent und das trotz aller Erschütterungen, die die Finanzmärkte in der letzten Woche erlebt haben. Daher sind wir bestrebt, mehr Investitionen aus China anzulocken.“
Stamen Janew ist davon überzeugt, dass der Juncker-Plan zur Finanzentwicklung jeden Bereich betreffe. Es sei wichtig, dass sich die Firmen direkt an die Europäische Investitionsbank um eine Finanzierung bewerben und das mit ansprechenden Projekten, die nur schwer anderweitig finanziell abgesichert werden können. Diese Projekte sollten weniger stark kommerziell und nicht nach schnellen Gewinn aus sein, präzisierte der Direktor der Nationalen Investitionsagentur.
Welche sind die größten Hürden, die sich vor den Investoren auftürmen?
„Unlängst billigte die Regierung einen Bericht des Finanzministeriums, in dem Dutzende Faktoren angeführt werden, die die ausländischen Investitionen behindern“, informiert Stamen Janew. „Die Bedingungen sind ansonsten günstig: niedrige Steuern, gute geographische Lage und Verbindungen zu Drittstaaten. Probleme bereiten die Anwendung der Regeln und Gesetze, wie auch die Beziehungen zwischen örtlicher und zentraler Macht. Es gibt Fälle, bei denen sich die Zentralmacht redlich bemüht, einem Investor zu helfen, die örtliche Macht zeigt sich aber allzu selbständig und erkennt zentral ausgestellte Dokument nicht an. Darunter beispielsweise das Zertifikat für die Klasse „A“-Investor. Die Ausstellung von Genehmigungen zieht sich in die Länge – die Geschäftsleute haben aber keine Zeit zu verlieren. Aus diesem Grund wurden eine Vielzahl an Maßnahmen getroffen, um die schwerfällige staatliche Verwaltung auf Trapp zu bringen und den Prozess der Zertifizierung zu erleichtern.“
Eine der Fördermaßnahmen des Staates ist beispielsweise die Möglichkeit, in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit Grund und Boden ohne Ausschreiben erwerben zu können. Der Investor wird ferner im infrastrukturellen Bereich unterstützt oder mit der Ausbildung von Fachpersonal, das er einstellen will. In Nordwestbulgarien werden aber fast überhaupt keine Investitionen getätigt. Wie kann man dieses regional bedingte Ungleichgewicht beseitigen?
„Der Nordwesten ist eine ernste Priorität für uns“, antwortet der Direktor der Nationalen Investitionsagentur Stamen Janew. „Für die Umsetzung von Projekten in dieser Region Bulgariens werden zusätzliche Punkte verteilt. Eine weitere Maßnahme ist das Erlassen der Steuer auf die Gewinne, die in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit reinvestiert werden. Unsere Agentur fördert auch bestimmte Industriezweige, die typisch für diese Region sind, wie beispielsweise die chemische Industrie. Wir hoffen, dass es im Nordwesten Bulgariens bald wieder Aufwärts geht und er sein wahres Potential entfalten wird.“
Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow
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