Die aktuellsten „beißenden“ Dokumentarfilme stehen vom 12. bis zum 18. Oktober zum dritten Jahr in Folge im Brennpunkt des Filmfestivals Sofia Biting Docs. Organisiert wird es von der Vereinigung „Posor“ (zu Deutsch Schande). Das Event wurde 2013 ins Leben gerufen. Sein Ziel war es, Geschichten zu zeigen, die die Zuschauer provozieren, sich Gedanken zu machen und sich nach den Filmvorführungen über das Gesehene auszutauschen.
Ursprünglich war das Forum Teil des Programms des größten Dokumentarfilmfestivals in Europa „Eine Welt“ – „One World“, das in Prag stattfindet. Im zweiten Jahr haben die Organisatoren jedoch beschlossen, ein selbständiges Filmprogramm speziell für das bulgarische Publikum aufzustellen. In diesem Jahr werden 14 Filme gezeigt, erzählte uns Sdrawko Grigorow von der Vereinigung „Posor“ und weiter:
„Zu den führenden Themen in diesem Jahr gehört die gesunde Ernährung. Wir wollen zwei Filme zeigen, die diesem Thema gewidmet sind. Der erste ist der tschechische Streifen “Zucker-Blues“ (Sugar Blues), der aufdeckt, wie viel Zucker wir mit den unterschiedlichsten Nahrungsmitteln zu uns nehmen, ohne es auch nur zu ahnen. Der andere Film ist der amerikanische „Nahrungsketten“ (Food Chains), der uns die atemberaubenden Mengen an Waren zeigt, die die Nahrungsmittelketten überschwemmen. Die Dokumentation veranschaulicht, wie diese Waren uns als Verbraucher beeinflussen und uns dazu animieren, Produkte in unsere Einkaufskörbe zu packen, die wir eigentlich gar nicht brauchen. Das Festival ist aber auch umweltorientiert. Wir eröffnen die diesjährige Ausgabe mit einem solchen Film – der bulgarisch-kanadischen Co-Produktion „Grüner Traum“ (Green Dream) von Maja Jozowa. Die bulgarische Regisseurin lebt seit Jahren in Kanada und zeigt in diesem Streifen die Parallelen zwischen ihrer Heimatstadt Sofia und Montreal. Der Film wird am 15. Oktober zum zweiten Mal im Tschechischen Kulturzentrum gezeigt, wonach die Zuschauer mit Architekten und Begrünungsexperten besprechen können, wie man Sofia in eine noch schönere und grüne Stadt verwandeln kann“, sagte Sdrawko Grigorow.
Die Diskussionen sind ein wichtiger Bestandteil des Dokumentarfilmfestivals Sofia Biting Docs. Ein Austausch zwischen Künstlern und Experten findet auch nach der Aufführung der Dokumentation „Still Tibet“ und der Eröffnung der Fotoausstellung „Die Gesichter von Tibet“ statt, deren Autor Miguel Angel Cano ist. Cano wird persönlich bei der Präsentation im Haus des Kinos in Sofia zugegen sein und sich mit den Zuschauern über die Probleme rund um Tibet unterhalten. Am 14. Oktober wiederum wird im Tschechischen Kulturzentrum der Film „Für immer zusammen“ gespielt. Er zeigt die alternative Lebensführung einer Familie, die sich tief in einen Wald zurückgezogen hat und dort lebt. Die Kinder gehen nicht zur Schule, sondern werden von den Eltern unterrichtet. Organisiert wird auch eine Diskussion, ob man heutzutage unter solchen Umständen überleben kann.
Nach Worten von Sdrawko Grigorow sollten wir von diesen Filmen keine fertigen Lösungen für die Probleme unserer Gesellschaft und Umwelt erwarten. Das, was sie beabsichtigen ist, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf diese Probleme zu fokussieren oder sie einfach über die Geschehnisse um uns herum zu informieren. Voller Bedauern vermerken die Organisatoren, dass die Bulgaren nicht gewohnt sind, sich Dokumentarfilme anzuschauen. Somit sei es etwas schwieriger, die Kinosäle bei solchen Festivals zu füllen. Immerhin hätten unsere Landsleute auch ihre besonderen Vorlieben:
„Abenteuer und Reisen gehören zu jenen Themen, die die Bulgaren besonders bewegen. Solche Filme haben beim bulgarischen Publikum den größten Zulauf. Deshalb haben wir mehrere Filme dieser Art in unser diesjähriges Programm einbezogen“, erklärt Sdrawko Grigorow. „Rediscovering India“ ist die Reisebeschreibung einer Gruppe junger Inder, die ihr Land im Laufe von zwei Monaten neu entdecken. Ich gehe davon aus, dass die Zuschauer diesen Film mögen werden, da darin Indien auf eine äußerst pittoreske Weise gezeigt wird. Ein weiterer Film aus dieser Kategorie ist „Zwischen den Gipfeln“ (Between The Peaks). Er handelt von drei Jugendlichen, die als Freiwillige in Mittelamerika arbeiten, deren Herzenswunsch aber die Besteigung des Mount Aconcagua ist. Auf ihrem Weg zum Gipfel passieren ihnen aber etliche interessante und unerwartete Dinge“, berichtet Sdrawko Grigorow.
Der diesjährige Filmhit ist der Steifen „Banksy Does New York“. Er beleuchtet ein Künstlerexperiment, das unter dem Motto „Besser draußen als drinnen“ läuft. Sein Autor ist der enigmatische britische Streetart-Künstler Banksy, der im Oktober 2013 im Laufe von 31 Tagen die Gebäude in mehreren Wohnvierteln New Yorks bemalt hat, um seiner öffentlichen Haltung Ausdruck zu verleihen. Der Film begleitet ihn bei seinem Experiment, ohne aber sein Gesicht zu zeigen. Dafür zeigt er aber dessen beeindruckende Graffitis.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: sofiabitingdocs.com
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