Einstmals schmückten sich die jungen Mädchen in Bulgarien mit Federn. Sie sollten sie vor Verwünschungen, bösen Geistern und Blicken schützen und ihnen Glück bescheren. Den Federn einiger Vogelarten, gleichgültig ob es Wild- oder Zuchtvögel sind, wurden besondere Kräfte zugesprochen. Besonders begehrt waren natürlich die herrlichen Pfauenfedern. Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht von einem Pfau beeindruckt ist, der ein Rad schlägt. Die grün-blau schillernden Federn sind eine wahre Augenweide. Es gibt verschiedene Pfauen, selbst weiße, doch der aus Indien stammende Blaue Pfau ist der verbreitetste. Im Mittelmeerraum und dem Balkan ist er bereits seit Jahrtausenden bekannt. Dementsprechend hat er in der europäischen Kultur und dem Volksschaffen schon früh Eingang gefunden. In Bulgarien wird der Pfau in etlichen Liedern erwähnt.
Der Pfau ist trotz seiner weiten Verbreitung weiterhin ein recht seltener Vogel, zumal er in unseren Gefilden kein frei lebender Vogel, sondern ein Zuchtvogel ist. In seiner Urheimat, dem Indischen Subkontinent, lebt er aber noch frei, ist aber in den Dörfern dennoch ein gerngesehener Gast, denn er frisst auch junge Schlangen, was mit ein Grund dafür ist, dass er als heiliger Vogel gilt und gleichzeitig auch der Nationalvogel ist. Doch das nur am Rande erwähnt.
In Bulgarien ist der Pfau zwar nicht heilig, zählt aber zu den mythologischen Schutztieren. Ihm sind einige Volksmärchen und Volksglauben gewidmet. Seine schmucken Federn sollen Glück bringen und im Unterschied zu den Federn der anderen Vogelarten, die man zu Schmuckzwecken benutzte, konnten diese nicht nur unverheiratete Mädchen, sondern auch Bräute tragen. In einigen Regionen Bulgarien werden die Pfauenfedern auch Lazarus-Federn genannt, weil sie speziell von den sogenannten Lazarus-Mädchen getragen wurden, die zum Lazarus-Tag bestimmte Rituale vollführten. Entsprechend kommt der Pfauenvogel auch in den Gesängen zu diesem Frühlingsfest vor.
In den traditionellen bulgarischen Traumdeutungen heißt es, dass es zum Guten sei, wenn jemand einen Pfau im Traum sieht. Falls man ihn sogar fangen sollte, so werde ein Bursche um das Mädchen freien, oder das begehrte Mädchen einwilligen. Falls sich eine unverheiratete junge Frau im Traum mit einer Pfauenfeder schmücken sollt, so werde man bald um ihre Hand anhalten...
Der bulgarische Ethnograph Dimitar Marinow hielt vor rund 100 Jahren in seinen Aufzeichnungen fest: „Der Pfau ist heutzutage kein Hausvogel, wurde aber anscheinend früher oft gehalten, weil er in den Überlieferungen und den Volksliedern häufig vorkommt“. Marinow vermutete, dass vor allem die Oberschicht Pfauen hielt, denn eine alte Redewendung sagt: „Er stolziert wie ein Pfau im Bojarenhof“.
Da in den Jahrhunderten der türkischen Fremdherrschaft Pfauen nicht so häufig gehalten wurden, waren ihre Federn eine Handelsware. In einem der Lieder aus dem Pirin-Mazedonien in Südwestbulgarien heißt es:
„Es wächst das Graß, der Pfau es fraß.
Und seine Federn fielen ihm aus,
Die Mädchen binden Sträuße daraus.
Tausend Groschen das Wedel,
Hundert die Feder – so edel.“
In etlichen Hochzeitsliedern wird der Pfau als schöner und edler Vogel besungen. Häufig wird das junge Paar mit einem Pfauenpaar verglichen. Man sagt bis heute, das jemand „schön sei wie ein Pfau“, oder sich „wie ein Pfau aufgetakelt“ habe. Auch meint man: „Er trägt sich, wie ein Pfau seine Federkrone“.
Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow
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