Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Erdgas-Geopolitik in Südosteuropa – Spieler und Strategien

БНР Новини
Foto: EPA / BGNES

Hauptprobleme, künftige Herangehensweisen und Hauptspieler innerhalb der Gas-Infrastruktur – so lauteten die Schlagworte der jüngsten internationalen Konferenz zum Thema „Erdgas-Geopolitik in Südosteuropa“. Das Forum wurde von der Bulgarischen Geopolitischen Vereinigung in Sofia organisiert. In- und ausländische Fachexperten diskutierten über die derzeitige Gaskrise, die besten Lösungen und die Perspektiven.

Unter den Teilnehmern war Sergio Matalucci von der Online-Ausgabe „Natural Gas Europe“. „Bulgarien würde ich ans Herz legen, seine Zusammenarbeit mit Rumänien und Serbien, wie auch mit anderen osteuropäischen Ländern zu vertiefen“, empfiehlt der Analyst. „Als erstes müssen die gesellschaftlichen Interessen ermittelt und dann gemeinsame Projekte erstellt werden. Unlängst wurde eine Vereinbarung zwischen diesen Staaten zur Frage der Migrationskrise abgeschlossen. Das zeigt, dass die Zusammenarbeit auf diese Weise klappen kann – drei verschiedene Länder haben gemeinsame Interessen und Wünsche. Was Europa anbelangt, muss es meiner Meinung nach mehr auf die bulgarischen Wünsche eingehen. Damit das aber passiert müssen die bulgarischen Botschaften klarer zum Ausdruck gebracht werden. Bulgarien kann einzig nur aus Russland billiges Erdgas beziehen. Und dieses Gas wird immer billiger werden, zumal der Rubel derzeit an Wert einbüßt. Das gestattet Russland, die Erdgaspreis zu senken, vor allem gegenüber Ländern mit anderer Währung.

Auf der Konferenz in Sofia wurde u.a. auch der türkische Standpunkt zur Gas-Infrastruktur erörtert. Laut Dr. Volkan Özdemir müsse die Türkei in Punkto Erdgas (und nicht nur da) das Gleichgewicht zwischen Ost und West aufrechterhalten. Es müsse gute Beziehungen zu Russland und zu Europa pflegen, jedoch unter bestimmten Bedingungen. Özdemir hob hervor, dass von einem türkischen Hub nicht die Rede sein kann, sondern lediglich von einem russischen Gaskorridor durch das Land. Das gesamte Projekt sei derzeit eingeschränkt.

Der US-amerikanische Fachmann zu Fragen der Geopolitik und Risikoexperte, Dr. Frederick William Engdahl, fasste die Lage in Europa folgendermaßen zusammen und listete die Folgen für Bulgarien auf: „Derzeit bietet der Beschluss Deutschlands, das Projekt „West Stream“ zu unterstützen (diese Entscheidung wurde vor wenigen Wochen bekanntgegeben), verschiedene Alternativen gegenüber dem „Turkish Stream“ und dem „South Stream“, das Bulgarien im vergangenen Jahr genötigt wurde, aufzugeben“, sagt der Experte. „Bulgarien wird also in den kommenden Jahren auf teureres Erdgas aus Westeuropa zurückgreifen müssen, falls kein Frieden im Nahen Osten und speziell in Syrien erzielt werden sollte. Man muss die dumme Idee fallenlassen, dass man daraus einen Gewinn ziehen kann. Keiner gewinnt am Krieg! Falls diplomatische Lösungen zwischen den Spielern erzielt werden sollten, dann würden die Dinge für Länder wie Bulgarien ganz anders aussehen. Derzeit ist die Lage aufgrund der Kriege ausgesprochen instabil.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

BNR ermahnt, Immobilienmarkt nicht aufzuheizen

Die bulgarische Nationalbank (BNB) hat einen "Überblick über die bestehenden Maßnahmen gegen die Risiken für das Bankensystem" veröffentlicht, die sich aus hypothekarisch gesicherten Krediten für Wohnungen und Immobilien ergeben. Es wird an die Situation..

veröffentlicht am 27.05.24 um 12:34
Петър Чобанов

Europäisches Treffen der Clearinghäuser und Zahlungssysteme findet in Sofia statt

Die digitale vierte industrielle Revolution im Finanzsektor ist ein Maßstab für den Wandel der gesamten Wirtschaft hin zu einer grünen und nachhaltigen Zukunft, sagte der Untergouverneur der Bulgarischen Nationalbank, Petar Tschobanow, bei der Eröffnung..

veröffentlicht am 22.05.24 um 14:19

BNB verschärft Kontrolle über Hypothekarkredite

Die Geschäftsführung der Bulgarischen Nationalbank (BNB) hat die Banken des Landes angewiesen, bei der Gewährung und Neuverhandlung von durch Wohnimmobilien besicherten Krediten einen Mindestsatz von sechs Indikatoren zur Überwachung der Kreditstandards..

veröffentlicht am 21.05.24 um 09:55