„Es ist sehr wichtig, von Übergriffen auf die wilde Natur zu sprechen. Dieses Thema trifft in der Öffentlichkeit auf eine breite Resonanz. Mit Hilfe der Medien konnten etlichen Wilddieben effektive Strafen auferlegt werden“, meint Dimitar Gradinarow von der Bulgarischen Vereinigung für Vogelschutz. Er und dessen Kollegen haben wahre Professionalisten vorgestellt, die Erfolge bei der Bekämpfung der Wilderei verbuchen konnten. Einer von ihnen ist Krassimir Kirow, Chef der Polizei in der Kleinstadt Zarewo, der in 15 Fällen von illegaler Jagt und Holzeingewinnung ermittelt hat. Die meisten der Ermittelten wurden wegen Wilderei verurteilt. Wladimir Pentschew wiederum ist es gelungen, illegalen Handel mit Singvögeln auf dem Tiermarkt in Sofia zu unterbinden. Auch Ermittlungskommissarin Reneta Peewa aus Burgas ist es geglückt, einem britischen Wilddieb das Handwerk zu legen. Er wurde zu 6 Monaten Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe von 2.500 Euro wegen seinen Übergriffen auf die wilde Natur verurteilt.
„Wir hatten Informationen, dass er im Besitz von Vogeleiern und ausgestopften Vögeln ist, die unter Naturschutz stehen“, erläutert Reneta Peewa. „Die Polizei hat die Beweisstücke aus der Wohnung von Herrn Ross beschlagnahmt. Danach wurden unter Mitwirkung des Bulgarischen Vogelschutzvereins etliche Expertisen vorgenommen. Es gab genug Beweise für ein schnelles und für ähnliche Vergehen in Europa adäquates Urteil. In der Regel schrecken Wilddiebe wie Herr Ross vor Geldstrafen nicht zurück. Für Leute seines Rangs sind 5.000 britische Pfund keine Strafe, die sie davon abhalten würde, ihrem Hobby zu frönen“, meint Reneta Peewa.
Wilderei hat in Bulgarien die unterschiedlichsten Formen – begonnen beim illegalen Fang von wilden Tieren, über den Raub von Eiern aus Nestern geschützter Vogelarten, dem Sammeln seltener Reptilien und Pflanzen bis hin zur illegalen Abholzung von Wäldern. Das ist ein für Bulgarien relativ großes Problem, dessen Ausmaße vielen nicht bewusst sind, meinen Ökologen. Von den Machenschafen der illegalen Holzfäller weiß auch Ing. Dimiter Batalow vom Umweltministerium zu berichten.
„Die Wilddiebe sind gut organisiert, stellen Fotofallen auf, beobachten die Förster und tauschen Informationen darüber aus, an welchen Orten Kontrollen vorgenommen werden. Sie agieren in Gruppen und verfügen in der Regel über eine bessere technische Ausrüstung als die Kontrollorgane. In der Region Blagoewgrad hat eine Gruppe von Wilddieben täglich 70 Kubikmeter Holz gewonnen. Zur Zeit können die Inspektoren die riesigen Waldgelände dort nicht gänzlich erfassen. Deshalb verlassen wir uns auf die neuen strengen Maßnahmen zur Kontrolle von Holztransporten und in holzverarbeitenden Betrieben, die ab dem 1. Januar 2016 in Kraft treten sollen“, sagt Ing. Batalow.
Die Bulgarische Vereinigung für Vogelschutz hat ein Projekt gestartet, das unter dem Motto „Ich schütze die Wälder und Adler Bulgariens“ läuft. Es gilt, etliche Probleme zu bewältigen und die Qualifikation der Kontrollorgane zu verbessern, meint der Ökologe Dimitar Gradinarow.
„Wegen der zahlreichen anderen Verbrechen in unserem Land bleiben Übergriffe auf die Natur eher im Hintergrund“, weiß Dimitar Gradinarow. „Es wird aber nicht mehr lange dauern, bis wir über spezialisierte Abteilungen in den Behörden verfügen werden, die sich damit befassen werden. Momentan verlassen wir uns auf Signale von Seiten der Bürger und auf unsere Arbeit vor Ort. Wir sollten uns vor Augen führen, dass es sich hier um seltene Arten handelt. Die Vernichtung eines einzigen Exemplars könnte sich negativ auf die gesamte Population in Bulgarien auswirken“, sagte abschließend Dimitar Gradinarow.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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