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Heute in Paris, und morgen?

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Foto: EPA/BGNES

Freitag der 13. hat seinen dunklen Ruf wieder einmal bewiesen. Nach einer Serie von Terroranschlägen an 6 Orten in Paris sind mehr als 120 Menschen getötet worden, und ihre Zahl kann weiter steigen.

Die Konzerthalle Bataclan in der französischen Hauptstadt ist der Orte, wo es die meisten Tote und Verletzte gab. Am Abend des Angriffs war die 1500-Plätze-Halle ausverkauften auf. Nach Aussagen von Augenzeugen stürmten die Terroristen den Saal mit „Allah ist groß“-Rufen. Die Polizei stürmte schließlich den Saal, tötete laut AFP drei Angreifer und konnte die anderen Zuschauer evakuieren. Die Terrormiliz Islamischer Staat übernahm die Verantwortung für die Anschläge. Frankreichs Staatschef Francois Hollande hat nach der Anschlagsserie einen „erbarmungslosen“ Kampf gegen den Terrorismus ausgerufen.

Bulgariens Staatspräsident Rossen Plewneliew hat die Terroranschläge in Paris als eine "barbarische Akte" bezeichnet, die sich "gegen die Prinzipien und Fundamente der demokratischen Gesellschaft" richte. Ministerpräsidenten Bojko Borissow reagierte mit "Zorn und Entrüstung".

Die bulgarische Journalistin Elena Jontschewa bezeichnete die Anschlagsserie als Fortsetzung des Angriffs auf die Redaktion von Charlie Hebdo. Laut ihr sei der Moment nicht zufällig gewählt worden – am Vorabend der Türkei-Invasion in Nordsyrien und der internationalen Syrien-Konferenz in Wien.

Und wenn die EU nach Charlie Hebdo an einem Kreuzweg stand, so ist sie nach dieser Nacht des Grauens zu dem Zeitpunkt gekommen, in dem sie endlich entscheiden muss, welchen Weg sie gehen wird. Wird sie weiterhin ein toleranter Beschützer der Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika bleiben, oder wird sie schließlich eine starke Position zur Bewältigung der Flüchtlingskrise einnehmen. Die Existenz der Union hängt von der Neutralisierung des Islamischen Staates und der Bewältigung des Flüchtlingsproblems ab. Und das ist nicht die These eines Nationalisten, sondern die Realität, die bisher irgendwie vernachlässigt wurde. Bis heute war die EU immer noch der Ansicht, dass der Konflikt im Nahen Osten lokal ist und der Krieg sich auf dem europäischen Kontinent nicht ausbreiten wird. Hoffentlich wird Brüssel nach dieser Nacht etwas daran ändern.

Und Bulgarien? Es wird sich erneut die Frage stellen, was würde passieren, wenn es das nächste Ziel der Terroristen sein würde? Sind wir bereit, sich bei einem solchen Angriff zu verteidigen, und vor allem – können wir das verhindern? Und eine Reihe andere Fragen, wie z.B. wie sorgen die seit Wochen protestierenden Polizisten momentan für unsere Sicherheit?

Es scheint so, als ob wir vergessen haben, dass es in Bulgarien vor dreieinhalb Jahren ebenfalls einen Terroranschlag mit sieben Toten gab – der gesprengte Bus am Flughafen von Burgas. Nach einer langwierigen Ermittlung wurde schließlich die libanesische Hisbollah-Miliz verantwortlich gemacht und alles ging vorbei. Die Debatte über die Bereitschaft der bulgarischen Sicherheitsdienste, mit solchen Krisen zurecht zu kommen, wurde auch vertuscht und das Leben ging wie gewohnt fort. Heute wird es wahrscheinlich das gleiche sein. Wir werden ein paar Wochen diskutieren, dass wir mit den Franzosen in dieser schwierigen Zeit solidarisch sein müssen, und dass wir Frankreich unterstützen würden, was auch immer es entscheiden würde. Dann werden die Medien den Fall vergessen, weil irgendeine lokale Sensation erschienen ist. Aber die Fragen bleiben... Zumindest für diejenigen, die wirklich Antworten wollen und nicht bloß nach einem hohen Rating jagen.

Übersetzung: Mihail Dimitrov



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