Albena Petrovic-Vratchanska ist eine Komponistin, Chordirigentin, Pianistin und Pädagogin, zudem eine scharmante Künstlernatur. Sie wurde in Sofia geboren, hat hier ihre Musikausbildung erhalten, lebt und arbeitet aber seit Jahrzehnten in Luxemburg, wo sie einen festen Platz im Kulturleben des Großherzogtums hat. Sie stammt übrigens aus einer Musikerfamilie.
„Mein Vater spielte Posaune und war auch Dirigent“, erzählt die Musikerin. „Er wollte nicht, dass ich in seine Fußstapfen trete und versuchte alle meine Bestrebungen zunichte zu machen. Er sagte, ich singe falsch und außerdem wäre das kein Beruf für eine Frau. Vielleicht hat mich gerade das angespornt, nicht locker zu lassen. Dauern quengelte ich meine Eltern, mich zum Klavierunterricht zu schicken. Ich war ein absoluter Spätling – mit fast 10 Jahren erhielt ich den ersten Klavierunterricht. Mein Großvater, Andrej Vratchanski, hat viel Musik im Folklorestil geschrieben. Ebenso Märsche und Walzer für Bläser. Mein Vater orchestrierte Werke – er dirigierte ein Militärorchester. Zur Musikerin und Interpretin wurde ich in Bulgarien. Im Luxemburg setzte ich meine Ausbildung fort, wo ich Kompositionstechniken des 20. Jahrhunderts erlernte.“
Vor wenigen Tagen beendete Albena Petrovic-Vratchanska die Aufnahmen zu ihrem neuesten Album, das sich Kristall-Traum (Cristal Dream) nennt. Als Interpreten konnte sie den Pianisten Romain Nosbaum gewinnen. Das Album selbst wird erst Anfang kommenden Jahres offiziell auf dem Markt erscheinen.
In Luxemburg ist Albena Petrovic-Vratchanska vor allem als Pianistin und Pädagogin aktiv. Zudem fördert sie talentierte Kinder. Sie hat einen Wettbewerb ins Leben gerufen, der sich „Artistes en Herbe“, sprich Nachwuchskünstler nennt. Für ihre aufopferungsvolle Arbeit wurde sie mit dem Verdienstorden des Großherzogtums Luxemburg ausgezeichnet – die höchste Medaille, die im Bereich der Kultur vergeben wird.
„In den Jahren von 1991 bis 1995 wanderten viele bulgarische Musiker aus rein wirtschaftlichen Gründen aus – für sie gab es einfach keine Arbeit“, erinnert sich Albena Petrovic-Vratchanska. „Ich reiste nach Luxemburg, wo ich als Pianistin in einer Piano-Bar Arbeit fand. Nur schwer lebte ich mich ein, zumal in Luxemburg drei Sprachen gesprochen werden, die ich schleunigst lernen musste. Ich spielte nicht nur Klavier, ich gab auch Klavierstunden und leitete verschiedene Laienchöre. Bis heute dirigiere ich drei Chöre und das an drei Wochentagen. Häufig nehme ich bulgarische Lieder ins Repertoire auf, die wir auf Konzerten vortragen. Was die von mir komponierte Musik anbelangt, so schreibe ich meist Auftragswerke. Viele Freunde von mir interpretieren sie und seit einigen Jahren erklingen sie in den verschiedensten Ländern. Ich bin davon überzeugt, dass vor dem Komponisten, sei es ein Mann oder eine Frau, die gleichen Herausforderungen stehen. In Ländern wie Italien, Deutschland, Luxemburg und anderen gibt es aber eigens Vereinigungen von Komponistinnen. In Deutschland gibt es sogar einen Verlag, der nur Komponistinnen zur Verfügung steht. D.h. das sogenannte „schwache Geschlecht“ ist den Männern sogar einen Schritt voraus.“
„Das Album „Cristal Dream” wird vom Musikhaus „Gega New“ produziert“, erzählt weiter die Komponistin und Pianistin Albena Petrovic-Vratchanska. „Die Idee dazu kam nach einer Reihe interessanter Vorschläge. Vor drei Jahren bestellte ein angesehener Notenverlag eine Komposition von mir für einen Sammelband. Wenig später folgten weitere Aufträge. Es bot sich also geradezu an, ein Album herauszugeben. Am 31. Oktober fand in Bulgarien die Vorpremiere statt.“
Die Premiere des Albums „Cristal Dream“ wird am 25. Januar im Saal der Philharmonie in Luxemburg stattfinden.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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