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Surwa-Fest in Pernik

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Foto: BGNES



Das Wort “Surwa” wird in Bulgarien stets im Zusammenhang mit dem Neujahrsfest verwendet. Seine Herkunft, wie auch seine konkrete Bedeutung ist recht umstritten. Am 1. Januar sind die sog. Surwakari unterwegs. Sie entsprechen in etwa den Weihnachtssängern, doch im Unterschied zu diesen führen sie sogenannte Neujahrsruten mit. Das Ritual besteht darin, dass sie mit dieser Rute den Familienmitgliedern jeweils auf den Rücken klopfen und bestimmte Segenswünsche aussprechen.

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Einige Sprachwissenschaftler leiten das Wort „Surwa“ von „surow“ – „roh“ im Sinne von „zäh“, „widerstandsfähig“ ab. Denn recht zäh ist das Gehölz der Kornelkirsche, aus deren Zweigen die Neujahrsruten gefertigt werden. Zudem wünscht man sich für das neue Jahr, zäh und widerstandsfähig zu sein. Das Wort „Sur“ wird genauso aber auch als „hell“, „glänzend“ und „golden“ – also „sonnig“ gedeutet. Einige Wissenschaftler vermuten dahinter einen urslawischen Sonnengott, denn man in der Zeit nach der Wintersonnenwende ehrte. Das klingt recht plausibel, führt man sich vor Augen, dass das Wort „Surya“ im Sanskrit „Sonne“ bedeutet.

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„Surwa“ ist auch ein alter, aus heidnischen Zeiten stammender Brauch. Wie in allen Ländern mit indo-europäischer Abstammung und Kultur, gibt es auch in Bulgarien Schembartläufer, die hierzulande Kukeri genannt werden. Der Schembartlauf wird „Surwa“ genannt. Bei dem Ritual, an dem sich ausnahmslos Männer mit schrecklichen Masken beteiligen, wird das Böse vertreiben und Gesundheit und Wohl herbeirufen. Sie tragen meistens auch viele Schellen und Glocken an ihrem Gürtel, weil deren ohrenbetäubender Klang ebenfalls das Böse vertreiben soll. Ein einzelnes Kostüm kann zusammen mit den Glocken sogar mehr als 50 Kilogramm wiegen. Die Traditionen gehen weit in das Altertum zurück. Man vermutet, dass hier Elemente antiker Junggesellenbräuche und altbulgarischer Folkloreelemente verflochten sind.

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Die Schembartläufer haben Anführer, die meist in Uniformen gekleidet sind und einen Säbel schwingen, mit dem sie den Rhythmus des Treibens vorgeben. Neben den schrecklichen Gestalten gibt es auch eine Reihe von komischen Figuren, verkleidet als Priester, Braut und Bräutigam, Zigeunerin, Tanzbär und dessen Halter. Alle Rollen, auch die der Frauen, werden von Männern gespielt, was besonders komisch wirkt.

Am Abend vor dem Schembartlauf versammelten sich einst die Beteiligten voll kostümiert im Zentrum des jeweiligen Dorfes, wo ein großes Feuer entfacht und drumherum getanzt wurde. Am Tag darauf gingen sie in Begleitung von Musikanten von Haus zu Haus und überbrachten ihre Segenswünsche.

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Dieser Brauch ist in allen Landesteilen verbreitet und wird unmittelbar nach Neujahr gepflegt. In Pernik bei Sofia, das als die „Hauptstadt“ der Schembartläufer gilt, wird das Fest nach altem Kalender 13 Tage später gefeiert, was auch in diesem Jahr bereits geschehen ist. Gegen Ende Januar findet wiederum seit 1966 ein internationales Festival statt, dass „Surwa“ genannt wird. Seit 1985 ist das Festival international und wird heuer seine 25. Ausgabe erleben. Die UNESCO hat es vor etwas mehr als einem Monat in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Die steigende Popularität des Festivals ist übrigens ein Beweis dafür, dass die alte Tradition lebendiger denn je ist.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow

Fotos: BGNES und Wihra Baewa



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