Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Misstrauensvotum offenbart hilflose Opposition

БНР Новини
In Abwesenheit des am Freitag nach Brüssel abgereisten Premierministers Bojko Borissow überstand sein zweites Kabinett problemlos sein erstes Misstrauensvotum.
Foto: BGNES

Am letzten Arbeitstag der Woche stimmte das Parlament zum Misstrauensantrag gegen die Regierung ab. Dieser war von der Koalition Linkes Bulgarien, der Türkenpartei DPS und zwei parteilosen Abgeordneten eingebracht worden. Bei der Abstimmung gesellten sich den 69 Ja-Stimmen der Antragsteller lediglich weitere elf hinzu – acht Stimmen aus der Ataka-Partei und zwei Stimmen parteiloser Volksvertreter. Die Koalition Patriotische Front und die Linkspartei ABW, die formell nicht der Regierungskoalition angehören und der Opposition zugerechnet werden könnten, stimmten dagegen. Das Bulgarische Demokratische Zentrum, das ebenfalls der Opposition zugerechnet werden muss, enthielt sich der Stimme. Auch die parteilosen Abgeordneten waren geteilter Meinung. Drei sprachen der Regierung ihr Misstrauen aus, drei stimmten gegen den Antrag.

Die nackten Zahlen belegen, dass die Opposition in Bulgarien derzeit recht schwach ist. Formell könnte sie eine einfache Mehrheit zusammenbringen. In der Praxis ist sie jedoch von den gelobten 121 Stimmen weit entfernt. Die Stimmen der Regierungskoalition aus GERB-Partei und Reformblock reichen eigentlich nicht für eine einfache Mehrheit aus. Mit den Stimmen außerhalb der eigenen Reihen war sie jedoch erneut erfolgreich. Die Abstimmung offenbart, die Opposition schwächelt nicht nur wegen ihrer Spaltung. Denn, die Antragsteller haben auch ihr anderes Ziel verfehlt, und zwar eine fundierte Debatte zu Fragen der Gesundheitspolitik und eventuelle Änderungen.

Gesundheitsminister Moskow gab zu verstehen, er werde an seiner Arzneimittelpolitik festhalten und was die Änderung der Infrastruktur des Gesundheitsnetzes, den Finanzierungsmodus etc. betreffe, keine Kompromisse machen. Auch wird die Debatte nicht mit besonders klugen Ideen in Erinnerung bleiben, sondern mit scharfen Wortattacken und Beleidigungen. Beispielsweise empfahl der Gesundheitsminister den Sozialisten, den Alkoholkonsum zu reduzieren, wie es bereits Waldimir Ilitsch Lenin geraten habe. Daraufhin wurde er als psychisch labil eingestuft und gefragt, ob er denn „heute schon seine Medikamente genommen habe.“ Derartige Zwischenrufe muten so manchem Wähler vielleicht unterhaltsam an. Dahinter steckt jedoch der nicht beneidenswerte Zustand der politischen Elite im Land. Ein Zustand, an dem auch die Wähler nicht ganz unschuldig sind. Denn sie sind diejenigen, die diese Elite gewählt haben.

Übersetzung: Christine Christov



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Viele Bulgaren in Berlin wählen bei der Europawahl deutsche Europaabgeordnete

Der Wahltag in den Wahllokalen auf dem Gelände der bulgarischen Botschaft in Berlin verläuft reibungslos. Zu Beginn des Tages habe es ein Problem mit einer der Maschinen gegeben, das aber nach dem Neustart behoben werden konnte, erklärte in einem..

veröffentlicht am 09.06.24 um 17:19

Martin Tschilew, Duisburg: Es gibt ein reges Interesse für die Europawahl

Der Wahltag in der deutschen Stadt Duisburg in Nordrhein-Westfalen verläuft friedlich. Zwischen 300 und 500 Bulgaren werden sich an der Wahl beteiligen. Unser Landsmann Martin Tschilew, der im Wahllokal am Hauptbahnhof der Stadt tätig ist, äußert..

veröffentlicht am 09.06.24 um 16:53

Martina Schopowa aus Wien: Es gibt Interesse an den Wahlen, aber auch schrecklichen Überdruss und Unsicherheit

Der Wahltag der Bulgaren in Wien, die für das nationale und das europäische Parlament stimmen, verläuft reibungslos, bestätigt Martina Schopowa für Radio Bulgarien. Sie gehört zur Wahlkommission der Sektion, die bei der Ständigen Vertretung der..

veröffentlicht am 09.06.24 um 15:09