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Deflation frisst Wachstum auf

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Die Deflation, d.h. die sinkenden Preise, sind eine sehr widersprüchliche Erscheinung. Einerseits müsste es die Verbraucher freuen und sie mehr Geld für Waren und Dienstleistungen ausgeben lassen. Andererseits steht Deflation genau für das Gegenteil – nämlich für schwache Nachfrage und Kundenmangel, was die Wirtschaft schrumpfen lässt.

Die Landesstatistik hat auch für Februar 2016 eine Deflation vermeldet. So geht es nun seit knapp zwei Jahren fast jeden Monat. Jedoch sind weder die Verbraucher zufrieden, noch verbuchen die Unternehmen einen merkbaren Umsatzrückgang. Letztendlich scheint es so, als ob sich alle an den ständigen Rückgang der Preise gewöhnt hätten. Zumal die Privathaushalte in der Praxis nicht viel von der Verbilligung mitbekommen, da die Preise für die einen Waren fallen, für andere steigen und der Verbraucherkorb dadurch ausgeglichen bleibt.

Eine in diesem Zusammenhang sehr angenehme Überraschung ist, dass das Bruttoinlandsprodukt trotz des für die Produzenten entmutigenden Preisrückgangs im Vorjahr gestiegen ist - und das um ganze drei Prozent, was für die letzten sechs Jahre ein Rekordwert ist. Der Hauptgrund dafür ist der steigende Export. Was wäre, wenn dazu noch eine geringe Dosis nützliche und  stimulierende Inflation käme?

Der Hauptgrund für die weltweite Inflation ist der Preisverfall für Rohöl und andere Energierohstoffe. Die bulgarischen Tankstellen verbuchen bereits die zweitniedrigsten Kraftstoffpreise in Europa. Das wirkt sich auch auf die Gaspreise aus, die in den nächsten Monaten um ein Viertel billiger werden sollen. Sehr zur Freude der Verbraucher, denn sie lassen billigeren Strom und vor allem billigere Fernwärme erwarten. D.h. auch hier entdecken wir Voraussetzungen für eine weitere Deflation.

Das Finanzministerium und die bulgarische Zentralbank BNB prognostizieren für das laufende Haushaltsjahr jedoch eine leichte Inflation von etwa zwei Prozent. Woher diese kommen soll, lässt sich nur schwer sagen. Wohl kaum aus steigender Nachfrage, da die Kaufkraft der Bulgaren unverändert schwach ist. Das wenige Geld bringt der Bulgare bevorzugt zur Bank, trotz der beinahe negativen Zinsen.

Eine steigende Nachfrage nach bulgarische Waren und entsprechend leicht steigende Preise sind nur bei der Ausfuhr zu erwarten. Diese wächst und kurbelt die Wirtschaft merklich an. Das wird vermutlich aber nicht ausreichen, denn die meisten Beobachter und Experten gehen für das laufende Jahr von einem geringeren BIP-Wachstum als im Vorjahr aus. Die Deflation frisst das Wachstum auf.

Übersetzung: Christine Christov



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