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„Hamalogika“ – die kecke Eröffnung eines neuen Kulturhauses

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Wie wir bereits berichtet haben, wird in diesem Jahr das 160-jährige Jubiläum der sogenannten „Kulturhausbewegung“ in Bulgarien vermerkt. Die „Tschitalischta“, wie die hiesigen Kulturhäuser heißen, die eigentlich Gemeindehaus, Bibliothek und Laientheater in einem sind, genießen weiterhin hohes Ansehen. Sie haben nicht nur eine entscheidende kulturelle Rolle gespielt, als Bulgarien noch unter türkischer Fremdherrschaft stand, sondern auch danach, als es darum ging, den wiedererstandenen Staat kulturell zu festigen. Die hiesigen Kulturhäuser sind zu einem Teil der Volkspsychologie geworden und sind heutzutage vor allem in den Kleinstädten und Dörfern das Kulturzentrum.

Die Kulturhäuser von heute haben sich weiterentwickelt und versuchen den neuen kulturellen Erfordernissen zu entsprechen. Und so bieten sie Platz für verschiedene Interessengemeinschaften und die verschiedensten Lehrgänge an, die ein breites Spektrum von Beschäftigungen abdecken, angefangen bei Sport, über Tänze, Musik und Literatur, bis hin zu Fremdsprachen und sogar Schauspielkunst. Die Kulturhäuser sind ferner ein Sammelort, wenn die Menschen gemeinsam etwas begehen oder erleben möchten. Jedes Kulturhaus trägt meist den Namen einer Persönlichkeit, die regional, oder sogar landesweit von Bedeutung ist.

Man könnte meinen, dass die Zeit der Gründung von Kulturhäusern längst vergangen ist. Und doch gibt es auch heute noch Enthusiasten, wie vor anderthalb Jahrhunderten, die diesen Schritt wagen – beispielsweise in Burgas am Schwarzen Meer. „Das ist kein kommerzielles Vorhaben“, versicherte uns gleich zu Beginn unseres Gespräches Lina Slawowa, Kulturmanagerin des neugegründeten Kulturhauses mit dem seltsamen Namen „Hamalogika“, das unmittelbar vor seiner offiziellen Einweihung steht.

СнимкаWir sind eine Gruppe von Enthusiasten, die aus dem Ausland zurückgekehrt sind, um in ihrer Heimatstadt Burgas das Kulturleben zu fördern“, erzählt uns Lina Slawowa weiter. „Wir waren uns einig, dass es eines sozialen und Kulturzentrums bedarf – so etwas wie ein Kultur-Hub, dessen Wirkungskreis sich auch jenseits der großen Stadt erstreckt. Uns ist bewusst, dass wir in einer Zeit leben, in der die Kultur- und Wertevorstellungen ins Hintertreffen geraten sind. Daher wollen wir mittels Kultur und Kunst Gemeinschaften formen, die dann die Öffentlichkeit als Ganzes voranbringen können. Unser Kulturhaus kommt den modernen Bedürfnissen an Kunst und Kultur entgegen. Von der Grundidee her, unterscheiden wir uns in keiner Weise von den Kulturhäusern, die vor mehr als 100 oder 150 Jahren gegründet wurden – wir wollen aber diese Institution modernisieren. Seit wir mit der Gründungskampagne begonnen haben, melden sich bei uns täglich viele Menschen, die uns ihre Ideen und Projekte vorstellen. Bislang enthält unser Programm Vorlesungen, Seminare und Diskussionen, ferner Lehrgänge und alternative Methoden zur Lösung altbekannter gesellschaftlicher Probleme.“

Eine staatliche Unterstützung für dieses Projekt ist aber ausgeblieben. Und so haben es die Gründer des Kulturhauses nicht einfach, die finanzielle Seite ihres Projektes zu bewältigen. Doch das schreckt sie nicht davor zurück, den Menschen zu zeigen, dass die Institution „Tschitalischte“ durchaus einen modernen Anstrich bekommen kann.

Unter den Organisatoren sind Juristen, Architekten, Künstler und Verleger, die verschiedene Initiativen in der Stadt organisieren, darunter Jazz-Veranstaltungen und Theateraufführungen. Wenn Hilfe nötig ist, melden sich meist mehr Freiwillige als erwartet, selbst wenn es darum geht, Baumaterial per Hand zu transportieren. Die Organisatoren stellten fest, dass die Menschen solchen Projekten durchaus offen gegenüberstehen – man müsse ihre Energie nur in die richtigen Bahnen lenken und bündeln.

Wir konnten uns die Frage nicht verkneifen und fragten nach der Herkunft des eigenwilligen Kulturhausnamens – „Hamalogika“. Im Bulgarischen wird nämlich das Lehnwort „Hamal“ in der Bedeutung von „Lastenträger“ verwendet.

Unseren Namen kann man auf verschiedene Weise deuten“, antwortet Lina Slawowa. „Einige meinen sogar, dass wir die „Kulturträger“ der großen Stadt sind, was nicht ganz abwegig ist. In Wirklichkeit kam der Name bei unserer ersten Initiative auf. Wir organisierten ein Treffen mit Hängematten (auf Bulgarisch „Hamazi“), in denen Bürger der Stadt liegen und lesen können. Es entstand ein Wortspiel aus „Hamazi“ und „liegen“ bzw. „Logik“ und so ergab sich „Hamalogika“. Das gefiel den Teilnehmern und wir haben den Namen beibehalten.

Eine offizielle Einweihungszeremonie unseres Kulturhauses wird es nicht geben“, sagte weiter die Kulturmanagerin. „Wir werden aber mit Gleichgesinnten zusammenkommen. Alles haben wir allein geschafft – eine Zeitlang hatte unser Kulturhaus nicht einmal Wände. Wir würden nun gern Leute einladen, um ihnen zu zeigen, was wir in der Zwischenzeit geschafft haben. Allein auf Freiwilligenarbeit gestellt kann man nur schwer Fristen setzen, wann beispielsweise die Eröffnung stattfinden soll. Allen fallen aber unsere Fortschritte auf“, sagte abschließend Lina Slawowa, Kulturmanagerin des neogegründeten Kulturhauses „Hamalogika“.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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