Wasserspiele, Weiher, Wasserfälle, Höhlen – wo sich vor rund 120 Millionen Jahren das Meer zurückgezogen hat, ist eine faszinierende Welt entstanden. Heute erinnert nur noch die bemerkenswerte Farbe des Wassers daran. Die Wissenschaft führt sie auf gelöstes Kalkgestein aus den Felsen zurück. Im Wasser setzt es eine bläuliche Farbe frei und lässt das Nass smaragdfarben schimmern. Inmitten dieser herrlichen Landschaft denkt man jedoch nicht an die Wissenschaft, sondern taucht ein in die Magie des Naturphänomens.
Die Maarata-Gegend mit ihren Kalkfelsen, Höhlen, Quellen und Wasserfällen erstreckt sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Dorfes Kruschuna. Hier, auf dem Devetaki-Plateaux befinden sich einige der interessantesten und schönsten Höhlen Bulgariens. Genannt seien die Höhlen Boninska, Wodopad und Gornik.
Das Wasser entspringt der großen Kruschuna-Höhle und bahnt sich seinen Weg durch Höhlengänge mit weißen Ablagerungen, die „Mondmilch“ genannt werden. Diese Ablagerungen haben wunderliche Eigenschaften. Wenn man sie in der Hand zerdrückt, werden sie wie Knete. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Mondmilch Bakterien enthält, die Antibiotika bilden. Danach bilden die Wasser den Wasserfall und gelangen über eine Reihe von Schwellen zum Blauen Weiher. Dieser ist mit zwei weiteren Wasserfällen verbunden.
Die Boninska-Höhle beginnt mit einem Hauptgang, über den man zu einem Wassergang mit einem 800 m langen Höhlensee gelangt, der übrigens der längste in Bulgarien ist. Die Boninska-Höhle ist unterirdisch mit der Wodopad-Höhle verbunden. Beide bilden ein sechs Kilometer langes Höhlensystem.
In der Uruschka-Maara-Gegend befindet sich eine weitere gleichnamige Höhle. Sie besteht aus einem Haupt- und einem Wassergang, die sich vereinen. Hier hat das Nass über Jahrtausende hinweg Calcit abgelagert. Das Ergebnis ist ein 20 m hoher Wasserfall. In der Uruschka-Höhle sind Tausende Fledermäuse heimisch. Auch die Naturlandschaft der Umgebung kann sich sehen lassen. Die üppige Flora, die Waldfrische und die anmutigen Flussbiegungen bezaubern jeden, der sich an diesem unvergleichlichen Ort eine Auszeit gönnt.
Im Altertum galten Quellorte als heilig. Deshalb gab es in der Umgebung der Maarata-Höhlen zahlreiche Kultstätten von Thraker-Gottheiten. Aus dem Mittelalter wiederum sind Überreste des Kruschunaer Hesychasten-Klosters erhalten. Der Hesychasmus ist eine mystische Strömung des orthodoxen Christentums, nach welcher man durch innige Gebete und Zurückgezogenheit die Eintracht mit Gott erlangt. Ihre Klosterzellen und Kapelle meißelten die Hesychasten in die schier unzugänglichen Senkrechtfelsen um den Wasserfall. Aus diesen ging später das mittelalterliche Kruschuna-Kloster hervor.
Entlang der Wasserkaskaden schlängelt sich ein Naturpfad mit 15 Holzbrücken und zwei Aussichtsplattformen. Für diesen benötigt man ca. anderthalb Stunden – auf Wunsch in Begleitung eines Bergführers. Besonders schön ist es hier im Frühjahr und Anfang Sommer, wenn die Wasser und das Grün der Umgebung in der Sonne baden und Hunderte Vögel ein beeindruckendes Konzert geben.
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: Joan Kolev
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