Der neue europäische Kulturweg "Auf den Spuren der bulgarischen Gärtner" will sich um das Zertifikat des Europarates bewerben. Damit will man sich dem Programm der europäischen Kulturwege anschließen, die die Geschichte der Völker, die Migration und die Verbreitung der europäischen Zivilisation verfolgen.
Die Idee dazu stammt vom Forschungsinstitut der Bulgaren in Ungarn, dem Monika Tjutjunkowa vorsteht. Bulgarische Partner sind das Gartenbaumuseum in Ljaskowetz, das Regionalmuseum für Geschichte in Weliko Tarnowo sowie die Universität in Schumen. Geboren wurde die Idee 2014 anlässlich des 100. Jubiläums der Gesellschaft der Ungarn-Bulgaren mit der Errichtung eines bulgarischen Gärtnerdenkmals in Budapest. Über die bulgarische Diaspora in Ungarn berichtet der Handelsattache der ungarischen Botschaft in Bulgarien Tomas Budaj, dessen Mutter Bulgarin ist.
"Seit nunmehr 100 Jahren sind bulgarische Gärtner in Ungarn tätig und haben ihre eigenen Einrichtungen", erzählt der ungarische Handelsattache in Bulgarien. "In Budapest haben sie ihre Kirche der heiligen Kyrill und Method. Sie wurde übrigens genau vor 100 Jahren auf Initiative der bulgarischen Gärtner in Ungarn gebaut, d.h. 2016 ist auch für die bulgarische Kirchengemeinschaft ein Jubiläumsjahr. Ferner haben die Bulgaren seit vielen Jahren ein Kulturhaus und eine eigene Schule. Diese Einrichtungen haben über all die Jahre hinweg ihre Lebensweise und ihr Selbstbewusstsein gewahrt. Ich als Halbbulgare bin natürlich froh darüber, dass der bulgarische Geist so beharrlich und stark in Ungarn präsent ist."
Das erste Event im Rahmen des Partnerschaftsprojekts ist eine Wanderausstellung über den Gartenbau, die von Juni bis Dezember in mehreren ungarischen und bulgarischen Städten gezeigt werden soll - in Budapest und Szeged sowie in Ljaskowetz, Weliko Tarnowo, Schumen und Sofia. In jeder Stadt wird die Ausstellung durch Fotos, Gegenstände und Dokumente des jeweiligen lokalen Museums ergänzt. Ferner sind Bildungsprogramme für Kinder und Jugendliche vorgesehen.
Ein Beispiel für die Bereicherung des Forschungsprojekts ist die reichhaltige Exposition des Gartenbaumuseums in Ljaskowetz. Der Museumschef Sergej Dobrew berichtet über die Geschichte der bulgarischen Gärtner, die Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Anfang nahm:
"Die ersten bulgarischen Auslandsgärtner gingen nach Rumänien und Serbien. Dort verdienten sie gutes Geld in naher Ferne", erzählt Sergej Dobrew. "Ein Teil machte sich in Gruppen von 10-15 Mann ins Banat und nach Braila auf, andere gelangten bis nach Belgrad. Sie pachteten Land, bearbeiteten es und erweiterten den Anbau. Die einen kehrten im November in die Heimat zurück, andere überwinterten in selbst errichteten Behelfsbauten. Die zweite Generation bulgarischer Auslandsgärtner führte bereits Buch. Bei der Abreise einer Gruppe wurde festgehalten, wer welches Kapital einbringt – etwa einen Pferdewagen, ein Pferd oder einen Pflug. Und auch in den Gärten selbst gab es einen Verantwortlichen, der aufschrieb, wer was erwirtschaftete, um später den Gewinn gerecht zu verteilen."
Nähere Einzelheiten über das Projekt und den Kulturweg erfahren von Ilia Walew vom Geschichtsmuseum in Weliko Tarnowo:
"Dieses Vorhaben ist ein grenzüberschreitendes Projekt, mit welchem wir eine solide Verbindung zwischen Bulgarien und Ungarn popularisieren wollen, die nur wenigen Menschen bekannt ist", meint Ilia Walew. "Darüber hinaus wollen wir Kulturveranstaltungen und Kultureinrichtungen zum Thema des erwerbsmäßigen Gartenbaus im Ausland vereinen und knüpfen dafür gegenwärtig die entsprechenden Kontakte."
Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt. Dazu will man u.a. Nachfahren von bulgarischen Gärtnern ausfindig machen, die etwas über die Lebensweise und Kultur ihrer Vorfahren aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erzählen können.
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: gradinarstvo.lyaskovets.net
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