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„Fragen wir Sirak Skitnik“ – Geschichte und Gegenwart

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Foto: nationalartgallerybg.org

Die Zeitschrift „Slatorog“ soll demnächst herauskommen – fragen wir Sirak Skitnik. Eine Rede soll veröffentlicht werden – besprechen wir uns mit Sirak Skitnik. Eine Ausstellung soll eröffnet werden – Sirak Skitnik soll kommen, damit wir sehen, welche Bilder wir ausstellen. Ein Gedichtband soll gedruckt, eine Jury oder ein Komitee für Kunst und Kultur aufgestellt werden – sprechen wir mit Sirak Skitnik“. Mit diesen Worten leitet Anna Kamenowa 1943 ihren in der Zeitschrift „Slatorog“ erschienenen Artikel in memoriam von Sirak Skitnik ein. Unter dem Motto „Fragen wir Sirak Skitnik“ läuft auch eine Diskussion, die in diesem Monat in der Nationalgalerie „Quadrat 500“ in Sofia veranstaltet wird.

Die Nationalgalerie organisiert Vorlesungen über unterschiedliche Künstler und eine dieser Vorlesungen im Rahmen der Initiative „Experten erzählen“ lautet „Fragen wir Sirak Skitnik“, erläutert die Kunstwissenschaftlerin Borjana Waltschanowa. „Jeden Monat rückt ein Kurator der Nationalgalerie ein Problem, einen Künstler oder ein Bild aus der repräsentativen Sammlung „Quadrat 500“ in den Fokus der Aufmerksamkeit. Die erste Vorlesung war dem Schaffen von Wassil Stoilow gewidmet, die zweite galt Jules Pascin. Unsere Galerie besitzt die größte Sammlung von Sirak Skitnik – 177 Originale. Diese Werke beleuchten das gesamte Spektrum seines Schaffens– begonnen bei der frühesten Periode in Sankt Petersburg bis hin zu seinem Tod im Jahr 1943. In unserer ständigen Exposition sind 7 Werke von Sirak Skitnik zu sehen“, sagte Borjana Waltschanowa.

СнимкаHinter dem Künstlernamen Sirak Skitnik verbirgt sich der Journalist und erster Intendant des Bulgarischen Nationalen Rundfunks Panajot Todorow Christow, der zugleich auch Maler, Dichter, Literatur- und Theaterkritiker, Direktor und Kunstsekretär des Volkstheaters und erster Vorsitzender des Verbands der bulgarischen bildenden Künstler war. Ein Mann mit vielfältigen Talenten, innovativem Geist, der viel zur Entwicklung der bulgarischen Kultur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beigetragen hat. Er wurde 1883 in der südbulgarischen Stadt Sliwen geboren und verwaiste früh. Zuerst lernte er am Theologischen Seminar, reiste danach nach Sankt Petersburg, wo er bildende Kunst studiert hat. Nach seiner Rückkehr in Sofia debütierte er zuerst als Dichter mit seiner Gedichtsammlung „Bekenntnis“. Er hat sich an drei Kriegen beteiligt – am ersten und zweiten Balkankrieg und am Ersten Weltkrieg. Natürlich können wir nicht in der Schnelle sein abwechslungsreiches Leben wiedergeben. Deshalb wollten wir von Bojana Waltschanowa erfahren, was ihn von anderen bulgarischen Künstlern abhebt.

Seine Kunst ist sehr facettenreich und weckt bis zum heutigen Tag das Interesse der Kunstforscher“, sagt Bojana Waltschanowa. „Sirak Skitnik ist Vertreter unterschiedlicher Stilrichtungen – der typisch bulgarischen Kunst, aber auch von Sezession, Expressionismus usw. Er war Maler, Schriftsteller und Literaturkritiker zugleich, war der erste Direktor des Bulgarischen Nationalen Rundfunks – ein echter Kosmopolit, der tiefe Spuren im öffentlichen und kulturellen Leben Bulgariens hinterlassen hat. Es gibt wohl kaum einen anderen derart vielseitig begabten Künstler, der so großen Einfluss auf die unterschiedlichsten Sphären ausgeübt hat. Wir sollten nicht vergessen, dass er auch künstlerischer Direktor des Nationaltheaters war und die Entwicklung der Szenographie und der Illustrationskunst in Bulgarien auf ein höheres Level gebracht hat. Sirak Skitnik hat selbst Poeme von Edgar Allan Poe und die „Bulgarischen Balladen“ von Teodor Trajanow illustriert“, berichtet Borjana Waltschanowa.

Trotz seines Universaltalents und seiner starken Präsenz im kulturellen Leben Bulgariens zu Beginn des 20. Jahrhunderts werden wenige Jahrzehnte nach seinem Tod seine Bilder in den staatlichen Galerien und aus privaten Kunstsammlungen nur selten vor Publikum ausgestellt. Seine Kritiken, sein Theater- und Literaturschaffen sind nicht ausreichend erforscht. Eine Erklärung dafür liefert die Tatsache, dass die Volksmacht ihn als Reaktionär abgestempelt und seine Bilder und seine Poesie verboten hatte. Nun taucht Sirak Skitnik aber wieder aus der Vergessenheit auf, um uns folgende Weisheit ins Gedächtnis zu rufen: „Es gibt nur eine sich ewig erneuernde Kunst – ewig neu und ewig alt, genau wie die menschliche Seele.“

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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