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Drei Euro die Jeans, ein Euro das T-Shirt

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Foto: Privatarchiv

Mit Secondhand-Klamotten herumlaufen, ist in Bulgarien inzwischen total in. Selbst auf der Sofioter Prachtstraße "Witoschka" kann man hören, wie durchgestylte Blondinen mit ihrer "super fashion Marken-Jeans" für 3 Euro aus dem Secondhand-Laden angeben.

Gleich um die Ecke von Radio Bulgarien in der Sofioter Innenstadt gibt es z.B. die Auswahl zwischen acht Secondhand-Läden. Dort kaufen aber nicht etwa sozial schwache Menschen und Obdachlose ein, sondern fast ausschließlich junge und meist umweltbewusste Menschen. So ergattert man in der Mittagspause leicht drei schicke Tops für sage und schreibe 4,50 Euro. So lässt es sich resümieren - dem Secondhand-Handel geht es prächtig. Zumindest im Stadtzentrum von Sofia. Die kleinen schmucken Geschäfte sind ausgesprochen liebevoll eingerichtet und erinnern viel mehr an eine Boutique. Erst auf den zweiten Blick sieht man, dass es sich um einen Secondhand-Laden handelt. Bei meinem Rundgang durch die Läden traf ich selbst Kinostars und Fernsehmoderatoren, die sich nicht scheuten, zu getragenen Klamotten zu greifen und ihnen ein zweites Leben zu schenken. Und das Geschäft blüht.

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Die Gründe dafür sind unterschiedlich - einerseits waren die Bulgaren noch zu sozialistischer Zeit stets um auffallende Bekleidung bemüht, weil man unbedingt aus der Reihe tanzen wollte. Klamotten sind ein starkes Ausdrucksmittel und da griff man oft und gern zu alten und getragenen Sachen. Und andererseits wollen die heute jungen Menschen, die jene Zeit nicht kennen, nicht von der Stange gekleidet sein. Ein unschlagbares Argument für die Secondhand-Läden ist natürlich auch der Preis – drei Euro die Jeans, ein Euro das T-Shirt. Für Toni Miluschewa sind die Kleider dort dazu noch von besserer Qualität.

"Zur Stammkundschaft gehören meist Menschen, die Wert auf ihr Äußeres legen und ihren eigenen Stil beim Ankleiden haben. Die Kleider sind meist in einem guten Zustand, viele sind gar nicht getragen, und die Qualität ist besser, als bei vielen Labels in den großen Shopping-Malls. Die Secondhand-Verkäufer kennen ihre Kunden persönlich und bieten ihnen gezielt Sachen an. Deshalb läuft das Geschäft sehr gut", sagt Toni Miluschewa und packt ihren neuen geblümten Rock ein.

Und auch Radka Tenewa, die nur "zum gucken" reingekommen war, freut sich über eine ganze Tüte voller Kindersachen:

"Die Klamotten, die ich mal für meine Kinder neu gekauft habe und dann an Freundinnen für ihre Kinder weiter gebe, sind ja auch `second hand`, wenn man es genau nimmt“, überlegt Radka Tenewa. „Ich sehe es nicht ein, warum man ständig nagelneue T-Shirts, Jeans und Jäckchen kaufen muss, wenn sie von anderen Kindern aufgetragen werden könnten. Es freut mich immer, wenn Kleider und Gegenstände eine zweite Chance bekommen."

Ähnlich sieht es auch der 38jährige Iwajlo Karadschow. Zur Stammkundschaft der Secondhand-Läden gehören nämlich auch Männer.

"Natürlich kaufe ich hier ein – die Sachen sind von der Qualität und Verarbeitung her viel besser, als die Klamotten von so manchem Modelabel“, argumentiert Iwajlo Karadschow. „Die Secondhand-Läden bieten Farben, Modelle und Marken, die man sonst kaum bekommt. Außerdem findet man oft ungetragene Klamotten, manche haben sogar noch ihre Etiketten dran, weil sie nach Ladenräumungen in Westeuropa hierher verfrachtet wurden", sagt Iwajlo Karadschow, schwingt sich auf sein Secondhand-Fahrrad und fährt weg. Er ist durch und durch ein Secondhand-Fan. Für viele, wie ihn ist es eine Frage der Lebenseinstellung, ob sie mit ihrem Geld für neue Klamotten die schlechten Produktionsbedingungen in Entwicklungsländern unterstützen wollen.



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