Im August wäre der Plowdiwer Mäzen Dimitar Kudoglu 154 Jahre alt geworden. Die Ironie des Schicksals wollte es, dass an seinem Geburtstag am 21. August ein Teil der emblematischen Tabaklager, die Kudoglu der Stadt vermacht hatte, den Flammen zum Opfer fiel. Dieser Vorfall hat eine Welle von Bürgerprotesten ausgelöst und schürt den Verdacht, dass es sich dabei um Brandschatzung handelt.
Für die Bürger von Plowdiw sind diese Tabaklager weitaus mehr als reines Architekturerbe. Sie sehen darin ein Symbol der Wohltätigkeit und des Edelmuts von Dimitar Kudoglu, der solide Summen für diverse Vorhaben gestiftet hat. Seinerzeit haben aber nicht nur wohlhabende Bürger Mittel gespendet, sondern der Staat hat dafür gebürgt, dass der Wille der Stifter auch eingehalten wird. So war beispielsweise die Stiftung der Tabaklager in Plowdiw durch ein Gesetz geschützt, das die Volksversammlung 1926 verabschiedet hat. Sein Ziel war es zu garantieren, dass aus den Mieten aus den Tabaklagern das Haus der Wohltätigkeit und Volksgesundheit in Plowdiw finanziert wird. Für die neue Heilanstalt hat Kudoglu das von ihm erworbene Hotel „Zar Simeon“ zur Verfügung gestellt. Das Krankenhaus wurde am 8. November 1927 eingeweiht. Worten des Historikers Wladimir Baltschew zufolge wollte Dimitar Kudoglu nur eine bescheidene Feier. Der Weg zum Krankenhaus sei aber über und über von Blumen bedeckt, Tausende seien herbeigeströmt, um sich bei Kudoglu für die Chance auf kostenlose medizinische Behandlung zu bedanken. Das edle Unterfangen wurde auch vom Staat unterstützt. Per Erlass vom 4. Oktober 1932 hat der Ministerrat das Krankenhaus von jeglichen Gebühren und Steuern befreit. 1940 haben Zar Boris III. und Königin Johanna das Haus der Wohltätigkeit und Volksgesundheit besucht.
„Tausende Einwohner von Plowdiw haben ihr Leben diesem Krankenhaus und den Mitteln aus den Tabaklagern zu verdanken“, berichtet der Historiker Wladimir Baltschew. „Dort wurden viele Leiden behandelt, darunter auch Tuberkulose. Das Klinikum war eine hochmoderne medizinische Einrichtung, mit bestens ausgebildetem Personal. Es stellte eine große Errungenschaft dar. Kudoglu hat sehr viel für Plowdiw getan, deshalb gilt er zu Recht als der größte Mäzen der Stadt. Er entstammte einer Kaufmannsfamilie und war ein sehr reicher Mann. Er hat nicht nur der bulgarischen, sondern auch der türkischen Bevölkerung viel geholfen. Und was erhält er nun zum Dank“, fragt der Historiker. „Weder das Klinikum noch die Tabaklager stehen. Der Verkauf der Tabaklager ist kriminell. Es geht nicht an, dass eine Behörde Immobilien veräußert, die der Stadt auf ewige Zeiten vermacht worden sind. Der Staat hat für die Instandhaltung der Kulturdenkmäler aufzukommen. Die Pflege solcher Gebäude sollte von Steuern und Gebühren befreit sein, genau wie der einstige Bürgermeister von Plowdiw Boschidar Sdrawkow alle Leute von Steuern und Gebühren befreit hat, die ihre Häuser in der Altstadt restauriert und vor dem Verfall bewahrt haben.“
Die Gebäude der Tabaklager haben reich verzierte Fassaden und sind eine echte Architektursehenswürdigkeit. Der Direktor des Geschichtsmuseums in Plowdiw Stefan Schiwatschew kommentierte, dass ähnliche Gebäude in der Industriezone in Thessaloniki in ein modernes Jugendzentrum verwandelt wurden. Ca. drei Dutzend alte Tabaklager und Fabriken wurden dort in Galerien, Nachtklubs, Diskotheken und Imbissstätten umgestaltet. In Großbritannien, Frankreich und Deutschland wiederum werden in solchen Gebäuden diverse Museen eingerichtet. Nachdem ein Teil der Tabaklager in Plowdiw in Asche gelegt wurde, sagte Kulturminister Weschdi Raschidow, der sich vor Ort über die Ausmaße der Schäden vergewissert hat:
„Meine persönliche Meinung ist, dass die Gebäude wiederhergestellt werden müssen“, so Kulturminister Raschidow. „Die Käufer von Kulturdenkmälern sollten wissen, dass sie auch die Verantwortung für diese Immobilien übernehmen. Manche sagen, es müsste etwas Neues gebaut werden. Meiner Ansicht nach kann und muss alles wieder hergestellt werden. Im September werden wir eine Gesetzesnovelle einbringen, die ernsthafte Strafen für alle vorsieht, die solche Gebäude beschädigen. Es geht nicht an, dass Kulturdenkmäler leichten Herzens abgerissen und vernichtet werden. Man kann darin investieren, was aber nicht zu bedeuten hat, dass die Inhaber keine Verantwortung mehr dafür zu tragen haben“, meinte abschließend Kulturminister Wedschi Raschidow.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Archiv
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