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Prof. Stefan Tschapkanow: „Die Volksmusik heilt und befreit den Menschen von psychischen und physischen Lasten“

Foto: Archiv

In diesem Jahr begeht der Komponist und Dirigent Prof. Dr. Stefan Tschapkanow sein 55jähriges Dienstjubiläum. Ganze 43 Jahre hat er das Folkloreensemble „Strandscha“ in Burgas geleitet und dessen Repertoire mit zahlreichen Kompositionen im Folklorestil bereichert; insgesamt entstammen seiner Feder über 800 Werke.

Stefan Tschapkanow wurde in Burgas am Schwarzen Meer geboren. Nach einer soliden Musikausbildung konzentrierte er all sein Können und seine Kraft auf die Folklore. Sein Fleiß, seine aufopferungsvolle Tätigkeit und seine Erfolge wurden mit verschiedenen hohen in- und ausländischen Preisen belohnt. Den größten Lohn sieht er aber in der Achtung seiner Kollegen und der Freude, die er den Folklorefreunden bereitet.

Prof. Tschapkanow ist dem Schicksal dankbar, dass es ihm die Augen für die Musikfolklore der Strandscha-Region in Südostbulgarien geöffnet hat.

Ich bin besonders darüber glücklich, dass ich diese Folklore popularisieren konnte und das auf drei Kontinenten: Europa, Asien und Amerika“, sagt der Musiker. „Die Volksmusik ist eine wahre Energiequelle. Sie verbindet Bulgarien mit dem Universum. Unsere Traditionen ihrerseits spiegeln die Geschichte wider. Ich habe mich seit langem der Wahrung der bulgarischen Traditionen verschrieben.

Tschapkanow hat 1965 das Folkloreensemble „Strandscha“ gegründet und es Jahrzehnte lang geleitet und für ihn Stücke komponiert.

Dabei wurde ich von Philipp Kutew tatkräftig unterstützt“, sagt der Musiker. „Kutew, der mehr als 10 Jahre zuvor ein eigenes Ensemble gegründet hatte, lernte mich auf dem Zweiten Landesfestival für Folklore 1963 kennen, an dem ich mich mit einem gemischten Chor beteiligte. Er sagte diesem von mir geschaffenen Chor eine lichte Zukunft voraus und legte mir ans Herz, daraus ein ganzes Ensemble zu machen. Er half mir tatkräftig dabei. Das tat auch der Volksliedsänger aus dem Strandscha-Gebirge Georgi Pawlow.

Die Folklore der Strandscha-Region ist sehr reich und vielfältig und regte Stefan Tschapkanow zu eingehenden Analysen an. Darauf aufbauend bearbeitete er die jeweiligen Werke für die Bühnenpraxis auf und schuf neue.

Ich habe mich bemüht, dass alles, was ich mache, auch einen praktischen Sinn hat“, erzählt der Musiker. „Meine erste wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit dem Phänomen des bulgarischen Volksgesangs und speziell mit der Klangerzeugung. Der Gesangsunterricht basiert im Allgemeinen auf der Lautnachahmung. Das hat den großen Nachteil, dass auch etwaige Defekte des Lehrers auf den Schüler übertragen werden. Die von mir erarbeitete Methode gestattet, die Möglichkeiten des Interpreten aufzudecken und sie in die richtige Bahn zu lenken.

Stefan Tschapkanow fasste seine Erfahrungen in weiteren wissenschaftlichen Arbeiten zusammen und verfasste auch eine fundamentale Arbeit über die Musikfolklore der Strandscha und ihre metrischen, strukturellen und tonalen Besonderheiten.

Alle sind sich bewusst, dass die Musik ein Teil der geistigen und intellektuellen Entwicklung des Menschen seit Urzeiten ist“, betont Prof. Tschapkanow. „Die Musik ist ein ständiger Begleiter des Menschen – in schwierigen, wie auch in heiteren Augenblicken, bei der Arbeit und in der Freizeit. Recht schnell hat sie sich in eine selbständige Kunst verwandelt und über sie haben seit der Antike bedeutende Philosophen nachgedacht, darunter auch Pythagoras, der die Musik einer mathematischen Analyse unterzog.

Prof. Tschapkanow ist weiterhin ein aktiver Komponist und Musikwissenschaftler. Recht bald soll seine neueste wissenschaftliche Arbeit erscheinen.

Die bulgarische Folklore ist phänomenal“, ist der Musiker überzeugt. „In den Tanzschritten kann man beispielsweise verschlüsselte Zeichen erkennen, die als Reflektion der positiven Schwingungen des Weltalls und ein Auftanken mit positiver Energie verstanden werden können. Die Volksmusik, die Traditionen und das Schrifttum bilden das Fundament der Bulgaren. Das Volkslied besitzt nicht nur Heileigenschaften, sondern befreit auch den Menschen von psychischen und physischen Lasten. Diese Überlegungen haben mich bewogen, über die „Langlebigkeit der bulgarischen Folklore“ zu schreiben“, sagte abschließend Stefan Tschapkanow.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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