Zunehmend mehr bulgarische Kinder lernen das ABC im Ausland, denn sie reisen mit ihren Eltern aus, die außerhalb Bulgariens nach besseren Berufs- und Entwicklungschancen suchen. Die Statistik sagt aus, dass jährlich 9.784 Schüler, angefangen bei Erstklässlern bis hin zu Zwölftklässlern, ihre Schulbildung im Ausland beginnen bzw. fortsetzen. Das entspricht in etwa der Bevölkerung einer Kleinstadt, bestehend jedoch nur aus Kindern und Jugendlichen, die in jedem Jahr auswandert.
Viele Bulgaren sind besorgt, dass diese Kinder langsam aber sicher ihre Muttersprache vergessen, weil sie nicht in ihr lernen. Dieser Tendenz sollen speziell gegründete bulgarische Schulen entgegenwirken. Zur Einrichtung einer solchen Schule trug Nina Borissowa bei, mit der wir uns unterhielten.
Seit nunmehr zwei Jahren existiert in Cambridge die bulgarische Schule, getauft auf den Heiligen Iwan Rilski. Mit jedem Jahr wächst zwar die Zahl der Schüler, ein großes Problem ist jedoch nach wie vor, die Kinder zu motivieren, gerade diese Schule zu besuchen. Die meisten Schüler gehen dorthin, weil es ihre Eltern wollen; sie selbst sind nicht so sehr davon überzeugt. Und wie allseits bekannt, wird die Pflicht schnell zur Qual. Gerade das soll aber vermieden werden.
„Selbst wenn die Kinder nicht in England geboren sind, passen sie sich sehr schnell an; das ist ein ganz natürlicher und ungewollter Prozess“, erzählt Nina Borissowa. „Die Kinder saugen förmlich die andere Kultur und Sprache auf und identifizieren sich schließlich mit ihr. Gleichzeitig damit entfremden sie sich von ihrer Muttersprache und Kultur. Und so ist ihnen nicht besonders klar, warum sie unbedingt Bulgarisch lernen müssen. Und obwohl die Eltern Bulgaren sind, bezeichnen sich die Kinder oft nicht als solche. Als Muttersprache geben sie dann die Sprache an, mit der sie aufgewachsen sind.“
Den bulgarischen Schulen im Ausland fehlt es an speziellen Lehrprogrammen; die verkürzten herkömmlichen Programme haben sich als ungeeignet erwiesen. Es ist nämlich so, dass die Kinder in verschiedenem Grade Bulgarisch können. Damit wird die Aufgabe der Lehrer zusätzlich erschwert.
„Die Lehrer müssen sich individuell an jedes einzelne Kind anpassen“, erläutert Nina Borissowa. „Es ist nicht einfach, den Lehrstoff zu vermitteln, wenn in ein und derselben Klasse Kinder sind, die ein wenig Bulgarisch sprechen, andere wiederum zwar verstehen, was man ihnen sagt, es ihnen jedoch leichter fällt, in Englisch zu antworten. Dritte können zwar sprechen, dafür können sie aber weder auf Bulgarisch lesen, noch schreiben.“
Die Lehrer sind gezwungen, äußerst flexibel zu sein und verschiedene Unterrichtsformen anzuwenden. Auch muss der Lehrstoff dem der englischen Schulen angepasst werden.
„Der Unterricht in Bulgarien ist traditionell akademischer“, erzählt Nina Borissowa. „Es wird viel gelesen, geschrieben und die Schüler verbringen mehr Zeit in der Schule. In England hingegen gleicht der Unterrichtsprozess einem Spiel und ist bei weitem interaktiver. Wenn wir also die Kinder 3 oder 4 Stunden lang zwingen, die Schulbank zu drücken, verlieren wir sie sehr schnell. Der Lehrstoff muss so vermittelt werden, wie sie es gewohnt sind. Und das erschwert die Arbeit der Lehrer. Zudem müssen sie die Kinder zusätzlich motivieren, die Bulgarisch-Schule zu besuchen. Wir müssen sie dazu bringen, Interesse an der Erlernung der eigenen Muttersprache, unserer Traditionen und unserer Kultur zu zeigen.“
Nina Borissowa und ihr Team der Bulgarisch-Schule in Cambridge setzen alles drauf und dran, mit den gestellten Aufgaben fertig zu werden. Für das neue Schuljahr wurde die Erlernung von bulgarischen Volkstänzen als Pflichtfach aufgenommen. Bleibt zu hoffen, dass es auch die Lehrer der vielen anderen Bulgarisch-Schulen auf der Welt schaffen, den bulgarischen Geist ihrer Zöglinge aufrechtzuerhalten.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: ivanrilskischool.com
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