Die bulgarische Hauptstadt Sofia liegt an einem Kreuzweg; hier haben sich schon immer verschiedene Sprachen und Kulturen getroffen. In dieser Beziehung ist heute Sofia bunter denn je. Es reicht ein Spaziergang durch die Hauptstraßen der Innenstadt oder den großen Einkaufszentren, um sich davon zu überzeugen; von überall her erklingen fremde Sprachen, von denen man einige sogar nur schwer bestimmen kann.
Die Sprache dient nicht bloß der Kommunikation, sie erschließt uns fremde Kulturen, Bräuche und Geschichte. Nicht zufällig werden in den Ländern der Europäischen Union Feste organisiert, die den Sprachen gewidmet sind. Ziel ist, die Kinder, aber auch die Erwachsenen zum Sprachunterricht anzuspornen.
Am 1. Oktober kamen viele Hauptstädter zusammen, nicht nur um ihre Fremdsprachenkenntnisse unter Beweis zu stellen, sondern sich auch mit Lehrern zu treffen, die ihnen helfen können, eine weitere Sprache zu erlernen. Es war regelrecht eine Sprachen-Messe, bei der 19 europäische Sprachen für sich warben.
Der Direktor des Cervantes-Instituts in Sofia, Javier Valdivielso riet jenen, die gern Spanisch lernen wollen, mehr gute spanische Musik zu hören und spanische Fernsehserien zu verfolgen, um leichter in die Sprache einzusteigen.
„Die Europäische Union setzt derzeit darauf, dass jeder möglichst viele Sprachen lernt“, sagt der Institutsdirektor. „Natürlich ist Englisch eine internationale Kommunikationssprache. Doch Englisch reicht nicht mehr aus. Man muss eine zweite Fremdsprache erlernen. Spanisch ist sehr geeignet, weil es die zweite Kommunikationssprache in der Welt ist. Ich persönlich spreche neben Spanisch auch Baskisch, Französisch, Italienisch und Englisch und nun versuche ich auch Bulgarisch zu lernen.“
Rossiza Zwetanowa unterrichtet Skandinavistik. Ihre Lieblingssprache ist Schwedisch auch wenn den Bulgaren die Aussprache etwas schwer fällt.
„Das ist eine sehr schöne Sprache“, schwärmt sie. „Die Grammatik ist etwas leichter, als beispielsweise die deutsche. Die Sprachen sind meiner Ansicht nach ein Schlüssel für die entsprechenden Länder. Schwedisch ist eine wichtige und interessante Sprache.“
Am Stand der Slowakei treffen wir den Botschafter dieses Landes persönlich an. Marián Jakubócy ist seit drei Jahren in Bulgarien, spricht aber schon sehr gut Bulgarisch. Er liebe es, auf Bulgarisch zu lesen und Radio zu hören. Botschafter Jakubócy meinte, dass seine Sprache lediglich von 7 bis 8 Millionen Menschen in der Welt gesprochen wird. Dafür sei sie jedoch ein Sprungbrett für weitere Sprachen, wie Tschechisch, Polnisch, Russisch und Ukrainisch.
Welitschko Panajotow, den wir am slowakischen Stand antrafen, ist von Beruf Lehrer. Er sagte uns folgendes:
„Wenn man als Bulgare Slowakisch hört, kann man viele Worte entdecken, die es auch im Bulgarischen gibt. Es gibt aber auch eine Reihe sogenannter „falscher Freunde“. Diese Worte klingen auf dem ersten Blick ähnlich, haben aber ganz andere Bedeutungen.“
Das Institut für bulgarische Sprache in Sofia beteiligte sich am Sprachen-Fest unter dem Motto „Das geschriebene Wort hat Bestand, sei belesen!“. Vor dem bulgarischen Stand, an dem verschiedene Preisausschreiben organisiert wurden, standen die meisten Besucher. Warum ist die Rechtschreibung so wichtig, fragten wir Maria Todorowa vom Institut für bulgarische Sprache.
„Es ist sehr wichtig, richtig schreiben zu können“, betont sie. „Das ist eine Frage der Selbstachtung und des Ansehens. Den jungen Besuchern stellen wir verschiedene einfache Aufgaben in Verbindung mit den Buchstaben und Synonymen. Die älteren Schüler befragen wir auch nach der Rechtschreibung. Um sich zu bilden, muss man den Wunsch dazu haben. Es sind ferner Anstrengungen und Ausdauer erforderlich.“
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: Gergana Mantschewa
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