Der bulgarischer Maler Christo Gelov wird von Kritikern und Fans nicht zufällig „Funnycross“ genannt, denn er ist vor allem mit seinen Gestaltungen von Fußgängerüberweg bekannt geworden.
Christo Gelov wanderte 1989, unmittelbar nach der Wende in Bulgarien aus. In der Tasche hatte er einzig seinen Hochschulabschluss, den er an der Kunstakademie in Sofia gemacht hatte. Er ließ sich in Spanien nieder, wo er bis heute lebt und arbeitet. In seiner Wahlheimat ließ er sich in Graphischen Technologien weiterbilden und wirkte 20 Jahre lang im Medienbereich. Nachdem er genügend Erfahrungen gesammelt hatte, entschloss er sich, wieder zur Kunst zurückzukehren. Heute sieht er sich als „visuellen Künstler“.
„Ein visueller Künstler zu sein bedeutet, mit dem Publikum in direkten Kontakt zu treten“, sagt Christo Gelov. „Die traditionellen Richtungen der bildenden Kunst, wie Bildhauerei, Malerei und Wandmalerei, verfügen nicht über die gleichen Möglichleiten, die Menschen zu erreichen. Die Botschaften des visuellen Künstlers brauchen nicht „übersetzt“ zu werden; seine Werke erscheinen unverhofft mitten im Stadtbild – sie sollen überraschen und zu einer neuen Atmosphäre beitragen. Danach verschwinden sie wieder. Es ist eine vergängliche Kunst, die nur gewisse Zeit dem Publikum zur Verfügung steht.“
Zusammen mit anderen spanischen Künstlern gründete Christo Gelov ein Team, das den öffentlichen Raum aus seiner Sicht gestaltet. Es entsteht Motion-Design und ständig wird die Videosammlung mit den bewegten Bildern des Künstlers reicher.
„Ich bin in einer Künstlerfamilie aufgewachsen – mein Vater ist der Maler Nikola Gelov“, erzählt Christo. „Ich konnte schon früh sehen, wie ein Künstler nach neuen Ausdrucksmitteln sucht, um das Publikum zu erreichen. Die Kunst muss meiner Ansicht nach auf die Straße, muss die Stadtlandschaft bereichern, denn die meisten Menschen gehen nicht mehr in Museen und Galerien, die Kunstkenner und Künstler natürlich ausgenommen. Die jungen Künstler erobern sich daher die Straßen und Plätze und sind auch inmitten der Natur präsent.“
Ein Beispiel dafür ist die Installation, die Christo Gelov in der westbulgarischen Stadt Samokow gestaltet hat. Aus dem alten Stadtbrunnen machte er ein „Haus des Wassers“. Er hing 80 blaue Textilstreifen ans Dach des Brunnens, die frei nach unten hingen und Wind und Wetter ausgesetzt sind. Ihre Bewegung erinnert stark an Wasser, das sich aus Wasserspeiern ergießt. Damit machte er auf das kostbare Nass aufmerksam, das in manchen Ländern eine Mangelware ist.
Fühlt er sich mit dem Verpackungskünstler Christo seelenverwandt, der viele Menschen förmlich auf dem Wasser wandeln ließ?
„Als sein Landsmann zweifelsohne“, sagt der visuelle Künstler. „Es ist so etwas wie eine unterbewusste Nähe und dennoch gehe ich andere Wege. Mein nächstes Projekt wird eine bewegliche Installation sein. Den Zuschauern will ich die Willkürlichkeit der Naturgewalten, wie Wind und Regen verdeutlichen. Ihre kinetische Energie wird andere Dinge in Bewegung setzten, was die Menschen zum Nachdenken anregen soll.“
Einen Monat bevor der Verpackungskünstler Christo seine „Schwimmenden Stege“ auf dem Iseo-See in Italien kreierte, schuf Christo Gelov ebenfalls eine Wasserinstallation mit orangefarbenen Elementen. Als Aufstellungsort wählte er den Jantra-Fluss der durch seine Geburtsstadt Weliko Tarnowo fließt.
„Mit diesem Werk wollte ich die Menschen zum Umdenken hinsichtlich der Flüchtlinge bewegen – sie fliehen nicht grundlos“, sagt der Künstler. „Mitten im Fluss verankerte ich zwölf orangefarbene Reifen, die an Rettungsringe erinnern. Sie schwimmen im Wasser und erreichen keines der beiden Ufer. Die Betrachter sollten zum Nachdenken angeregt werden – Was passiert mit den Flüchtlingen? Auch sollten sie sich in ihre Lage versetzen. Immer hat es Flüchtlinge gegeben und auch Bulgaren waren in ihrer Geschichte mehrmals zur Flucht veranlasst worden. Die Dinge wiederholen sich ständig und das wollte ich den Menschen vor Augen führen.“
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: Privatarchiv
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