Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Nedko Solakow – die Kunst, Geschichte mit der Sprache der Kunst zu erzählen

БНР Новини
Foto: BGNES und Privatarchiv

Nedko Solakow stellt man oft die Frage, womit er sich eigentlich beschäftigt – Bildhauerei, Malerei oder Installationen? Er aber antwortet: „Ich erzähle Geschichte“. In der Kunst sieht er ein Mittel zum Zweck. Und dennoch! Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Nedko Solakow einer der populärsten bulgarischen bildenden Gegenwartskünstler ist.

Seit 25 Jahren stellt er überaus erfolgreich in Europa, Asien und Amerika aus. 1992 beteiligte er sich zum ersten Mal an der Biennale in Venedig; es folgten Teilnahmen an der 3. und 4. Kunst-Biennale in Istanbul und selbständige Ausstellungen in Sao Paulo, Guangzhou, Lyon, Lissabon, Amsterdam und Rotterdam sowie in Madrid. Zurzeit stellt er in der Galerie „SARIEV Contemporary“ der südbulgarischen Stadt Plowdiw aus. Dort lernt ihn das Publikum jedoch von einer anderen Seite kennen: nicht als Maler-Konzeptualist, sondern als Naturalist, der die Freilichtmalerei wieder für sich entdeckt hat. Die Kunstwissenschaftlerin Jara Bubnowa analysiert:

Allen, die die Werke von Nedko Solakow nicht kennen, sei gesagt, dass er in der Lage ist, ausgesprochen interessante und altertümlich anmutende Geschehnisse zu erzählen, die mit unserem realen Leben in Verbindung stehen“, erzählt die Expertin. „Er ist ein Maler, der ungemein großen Erfolg hat und sich an den bedeutendsten internationalen Kunstausstellungen beteiligt hat. Seine jüngste Exposition beeindruckt um so mehr, weil sie den kurzen Titel „Natur“ trägt. Das ist ganz und gar nicht typisch für ihn. Für gewöhnlich wählt er ein solches Motto, das dem Betrachter seiner Arbeiten einen Einstieg in seine Installationen gestattet, mit denen er das Thema auf ungewöhnliche Weise weiterentwickelt oder auch widerlegt. Die Natur ist ein äußerst traditionelles, man könnte heutzutage sogar sagen triviales Kunstthema. Es passt nicht zu einem Künstler, der sich der modernen visuellen Sprache bedient.

Das gewählte Thema weist darauf hin, dass Nedko Solakow dem Stadtleben mit seiner Entfremdung und seinen Konflikten ganz einfach entrinnen wollte. Und tatsächlich – 12 Tage lang unternahm er in den Gebirgswäldern in der Nähe von Gabrowo ausgedehnte Spaziergänge. Insgesamt legte er 147 Kilometer zurück; dabei fertigte er jeden Tag eine Zeichnung an.

Er koppelte beides – seine Rolle als Maler, der eine Ausstellung vorbereitet und die Freude, mitten in der Natur, der Natur seiner Heimat, zu sein“, erzählt weiter Jara Bubnowa. „In den entstandenen 12 Zeichnungen kommen die Großartigkeit und die Größe der Natur, ihre scheinbare Unendlichkeit und Vollkommenheit sowie ihre Eigenschaft zum Ausdruck, als Metapher zu dienen. Obwohl Nedko Solakow bestrebt war, hauptsächlich die guten Seiten der Natur hervorzuheben, erinnert die Realität und das Leben auf brutale Weise an sich. Neben den Naturschönheiten gibt es etliche Dinge, die dem Künstler missfallen. Ihm reichen die Mittel der Grafik nicht aus und er ergreift zwangsläufig das Wort. Mit dem Wort beginnt laut der Bibel nicht nur die Welt, es ist ein Ausdruck der Emotion, einem Fluch gleich. Aus meiner Sicht ist die Ausstellung insbesondere für Bulgarien bestimmt; sie bringt das Können des Künstlers und die Realität der Arbeit zum Ausdruck. Gleichzeitig damit ist sie auch amüsant, modern und kritisch. Sie richtet sich an uns alle, zielt auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen, unsere Assoziationen, aber auch Verantwortungen.

Das ist die Botschaft der jüngsten Ausstellung des Avantgardisten Nedko Solakow, der 2009 laut dem „Kunstkompass“ zu den 100 weltweit gefragtesten Künstlern der Gegenwart gehörte. Welcher Herausforderung er sich als nächstes stellen wird, kann nur schwer vorausgesagt werden. Nedko Solakow hat bisher immer für Überraschungen gesorgt und das ist vielleicht auch einer der Gründe für seinen stetigen Erfolg.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow

Fotos: SARIEV Contemporary Gallery und Privatarchiv



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Kino für alle Altersgruppen auf dem Festival „Goldener Rhython“ 2024

Bis zum 19. Dezember findet in Plowdiw das jährliche Festival des bulgarischen Dokumentar- und Animationsfilms „GoldenerRhyton“ statt. Die diesjährige Auswahl ist vielversprechend: Über 50 Filme laufen im Wettbewerbsprogramm, während die..

veröffentlicht am 14.12.24 um 10:10

Sonja Jontschewa: Kultur ist nicht nur unsere Zukunft, sondern der Schlüssel zu einer besseren Gesellschaft

„Entweder man wird als Künstler geboren, oder man wird gar keiner“. Die Wahrheit dieser Worte der am 2. Dezember in New York geborenen Weltoperndiva Maria Callas hallt noch heute nach. Genau 101 Jahre nach der Geburt von Callas ist eine..

veröffentlicht am 03.12.24 um 12:46
Prof. Bettany Hughes

Prof. Bettany Hughes: Bulgarien ist ein ganz besonderer Ort

In der bulgarischen Botschaft in London präsentierte Prof. Bettany Hughes Auszüge aus ihrer neuen BBC-Serie - „Wonders of Bulgaria“ - „Die Schätze Bulgariens“. Prof. Bettany Hughes ist Autorin von zwei Folgen der Dokumentarserie „Die Schätze..

veröffentlicht am 01.12.24 um 08:40