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Präsidenten in Karikaturen – Rache ist süß

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Foto: Gergana Mantschewa und sbhart.com

Was haben ehemalige, amtierende und künftige Staatschefs, Fußballklub-Präsidenten und der französische Käsehersteller Président gemeinsam? Das sind die Helden einer Herbstausstellung bulgarischer Maler, die den unmissverständlichen Titel trägt: "Präsident".

Die bulgarische Öffentlichkeit steht heute ganz im Zeichen der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen am 6. November. Der Stichtag nähert sich und im Kampf wird das scharfe Geschütz herausgefahren. Und genau das ist der beste Nährboden für die Karikaturisten. Die Anwärter auf den höchsten Posten im Land sind bunt gemalt, meist mit pathetischem Gesichtsausdruck und in furcheinflössender Körperposition. Bekanntlich zählen die bulgarischen Karikaturisten zu den besten der Welt. Die Karikatur hat in Bulgarien lange Tradition und sie wird mit der aktuellen Ausstellung in Sofia fortgesetzt.

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Снимка"Die Politiker sind gezwungen, mit der Karikaturkunst zusammenzuleben, sie ist Teil ihrer Karriere. Wer klug und weltoffen ist, der hat damit auch keine Probleme", meint Iwajlo Zwetkow vom Verband der bulgarischen Maler. Für ihn unterscheidet sich die Karikatur eines Präsidenten von jeder anderen Figur überhaupt nicht. Er selbst ist Autor von tollen Zeichnungen des früheren französischen Staatschefs Charles De Gaul und der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff. Da Rousseff bulgarische Wurzeln hat, bekam sie bei ihrem Besuch 2011 eine Karikatur von Iwajlo Zwetkow geschenkt.

СнимкаIch kenne keinen Karikaturisten, dessen Ziel eine bösartige Beleidigung wäre“, sagt Iwajlo Zwetkow. „Wer sich aber viel zu ernst nimmt und keinen Sinn für Humor hat, ist leicht beleidigt. Im jetzt laufenden Wahlkampf hat mich ein Präsidentschaftskandidat tatsächlich angerufen, um sich wegen seiner zu kurzen Hose auf meiner Karikatur zu beschweren. Es wäre verständlich gewesen, wenn er eine längere Nase hätte, aber doch bitte keine kurze Hose. In meiner nächsten Darstellung habe ich die Hosenlänge nicht verändert. Aus Prinzip. Die bulgarischen Politiker sind für Karikaturen geradezu prädestiniert. Viele europäische Politiker sind mir zu trocken, aus ihnen ist kaum etwas herauszuholen. Während die aktuellen Präsidentschaftskandidaten meine Phantasie entfalten. Nehmen wir zum Beispiel die Kandidatin der Regierungspartei Zezka Zatschewa. Viele Botschaften, die wir in unseren Karikaturen zu sagen versuchen, kommen bei den Politikern leider nicht an. Wer weiß, vielleicht ändert die gerade eröffnete Ausstellung etwas daran. Sie ist aber für die kleinen Menschen gedacht. Die Karikaturen sind unser kleiner Racheakt dafür, dass die Spitzenpolitiker eigentlich uns im Dienste stehen, aber selten für unsere Interessen eintreten“, sagt der Karikaturist Iwajlo Zwetkow.

СнимкаIwajlo Ninow ist auch einer der bekannten Karikaturisten in Bulgarien. Seit Jahren veröffentlicht er in einer auflagenstarken Tageszeitung in Sofia.

Von morgens bis abends füllen die Medien – ob traditionell oder digital – die Köpfe der Menschen mit immer den gleichen Problemen und Persönlichkeiten“, sagt Ninow einleitend. „Egal, wie intelligent man ist, ist man schnell verwirrt. Der Humor und die Satire sind das Rezept dagegen. Die Karikatur hat den großen Vorteil, schnell verstanden zu werden. Man braucht keine Zeit, um sich einen langen Artikel zu verinnerlichen. Ein Blick reicht aus und die Karikatur zaubert ein Lächeln ins Gesicht. Jeder, der in der Presse veröffentlicht, muss sich in der Politik gut auskennen, eine lange Lebenserfahrung haben und eine klare Meinung äußern. Talent allein reicht nicht aus. Die Karikatur in der Presse gehört mehr der Journalistik an, als der Kunst“, meint Iwajlo Ninow.

Autor: Iwajlo Ninow

Übersetzung: Vessela Vladkova

Fotos: Gergana Mantschewa und sbhart.com



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