„Es war einmal ein Holzscheit. Es war kein besonders edles Holz, sondern ein Stück Brennholz, wie man es benutzte, um in der kalten Jahreszeit den Ofen zu schüren, damit die Stube behaglich warm wurde.“ So beginnt das Märchen von Pinoccio, das uns zeigt, dass selbst aus ganz unscheinbarem Material etwas Wundervolles entstehen kann, falls man ihm wie Meister Kirsche Leben einhauchen kann. Wlad Wladow verfügt mit Sicherheit über diese wundervolle Gabe.
Der 79jährige Holzschnitzer hat schon vielen achtlos herumliegenden Holzscheiten neues Leben eingehaucht und daraus bizarre Feuervögel, hübsche Mädchengestalten und vieles andere mehr gezaubert. Eigentlich deutete anfangs nichts darauf hin, dass Wlad Wladow sich eines Tages der Holzschnitzkunst widmen würde, mit Ausnahme der kleinen Flugzeugfiguren, die er als Kind geschnitzt hat. Die Flugzeuge hatten es ihm angetan und so machte sich der im Dorf Beli Osam bei Lowetsch geborene Junge nach Dolna Mitropolia auf, um dort an der Militärschule zum Flugzeugingenieur ausgebildet zu werden. Danach widmete er sich bis zur Rente seinem Traumberuf, stieg aber abends oft in den Keller, um seinem Hobby nachzugehen.
„Kurz, nachdem ich die Arbeit aufgenommen habe, wurde mir bewusst, dass mir das Holzschnitzen gut von der Hand geht“, erinnert sich Wlad Wladow. „Und so begann ich, verschiedene Bilder und Gegenstände aus Holz anzufertigen, wobei ich meiner Phantasie freien Lauf und mich durch alles inspirieren ließ. Beim Umgang mit dem Holz habe ich sehr viel gelernt, vor allem aber vermittelt er mir Ruhe und Gelassenheit. Ich spüre ich nicht, wie die Zeit vergeht, wenn ich mich in mein Hobby vertiefe. Oft musste meine Frau nach mir sehen und mich zum Abendbrot abholen.“
Wie geht der Meister bei der Wahl des Holzes vor?
„Ich entscheide zuerst, was für ein Bild ich schnitzen möchte, erst danach suche ich nach dem passenden Stück Holz“, erklärt der Holzschnitzmeister. „Ich brauche für ein Bild zwei bis drei Monate, die kleineren können aber auch in ca. 20 Tagen fertig sein. Die meisten Arbeiten sind recht aufwändig. Lindenholz ist am besten zum Schnitzen geeignet – es ist leicht, lässt sich gut bearbeiten, säubern und mattieren. Ich habe eine Zeitlang in Karlowo gelebt, wo im nahen Wald einige Lindenbäume gestürzt waren. Von ihnen habe ich mir Material geholt, dass ich über viele Jahre aufbewahrt habe.“
Der Keller von Wald Wladow ist heute vor allem mit Vorräten für den Winter gefüllt, doch in einer Ecke schlummern immer noch seine Instrumente, mit denen seine zahlreiche Werke kreiert hat. Obwohl er im Laufe langer Jahre an seinen Meisterstücken gearbeitet hat, hat er sie erst vor kurzem ausgestellt. Viele Gäste und Kenner fanden sich in der Plowdiwer Galerie „Aleko“ ein, um sie zu bewundern und den Meister mit Blumen und Komplimenten zu überschütten und ihm frischen schöpferischen Elan zu wünschen.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Privatarchiv
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