Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Historischer Uhrturm in Zlatiza schlägt seit 300 Jahren pünktlich zur vollen Stunde

БНР Новини
Foto: ranica.eu

Der Uhrturm von Zlatiza hat sich über die Jahre hinweg zum beliebtesten Ort, ja sogar zum Wahrzeichen der Stadt entwickelt. Auch anderswo halten über 300 Jahre alte Uhrtürme die Erinnerung an die Vergangenheit wach. Sie sind der Stolz einer jeden Ortschaft.

Die ersten Uhrtürme wurden in aufstrebenden Städten des Landes gebaut. Dazu gehörte u.a. das Balkanstädtchen Zlatiza, das sich 1777 ein solches Bauwerk zulegte. In jener Zeit kam der Bau von Uhrtürmen nach westlichem Vorbild in Mode. Zumal die Stadtuhr eine wichtige Funktion innehatte. Sie zeigte den Handwerkern den Beginn und das Ende des langen Arbeitstages an. Die korrekte Zeitmessung verdrängte den asiatischen Müßiggang und sorgte für einen neuen Arbeitsrhythmus. Die Handwerker und Kaufleute ließen sich zunehmend von der Maxime der Briten "Zeit ist Geld" leiten.

In der heutigen Zeit der Technologien sorgen historische Uhren für noch mehr Neugier und Begeisterung. Die Glocke des denkmalgeschützten Uhrturms misst bis heute die Zeit genau auf die Sekunde. Im 18. Jahrhundert war die Ortschaft das Zentrum der gesamten Okolia, also des gesamten Landkreises. Der Uhrturm wiederum war eine Zeichen für Fortschritt und den Stellenwert der Stadt.

Darüber hinaus diente der Uhrturm als Beobachtungs- und Wehranlage. Davon zeugen seine Bauweise sowie die Schießscharten. Im Rahmen seiner Bulgarien-Tour bereiste der tschechische Historiker Konstantin Irecek 1883 die Stadt. Seinen Aufzeichnungen nach zählte der Uhrturm von Zlatiza zu den ältesten des Landes und stammt in etwa aus derselben Zeit, in der die Uhrtürme in Schumen, Swischtow und Berkowitza gebaut wurden. Weitere Einzelheiten über die Geschichte des Uhrturms von Zlatiza erfahren wir vom Bibliothekar des örtlichen Kulturhauses Dimitar Owtscharow:

Снимка"Bereits in meiner frühen Kindheit lauschte ich, wie die Uhrturmglocke die Stunden zählte", erinnert sich der Bibliothekar Dimitar Owtscharow. "Überlieferungen nach war sie in der Vergangenheit bis zu den Gebirgspässen Galabetz und Koznitza zu hören. Damals wurde sie noch nicht vom Lärm vorbeifahrender Motorräder, Autos und Züge übertönt. Der 18 Meter hohe Uhrturm hat einen quadratischen Grundriss. Gebaut wurde er aus Holz und Stein. Das Spitzdach hatte eine Metalldeckung. Die Handwerksmeister aus Zlatiza und Umgebung waren Meister ihres Fachs. Sonst hätten die Gebäude wohl kaum die vielen Jahre überstanden. Der ursprüngliche Uhrmechanismus wurde nach der Befreiung demontiert. Leider ist uns sein Schicksal unbekannt. Der Turm kam allmählich herunter. Jedoch gelang es Pentscho Nedew aus Zlatiza, den Bau aus Eigenmitteln wiederherzustellen und zu verstreben. Dafür heuerte er Arbeiter an und bestellte im Ausland eine mit Steinen und Seilen betriebene Uhr. Heute ist das Betreten des denkmalgeschützten Uhrturms verboten. Denn der Raum ist sehr eng und nach oben gelangt man über eine alte Holztreppe."

Der Uhrturm von Zlatiza steht mitten im Stadtpark. Die gepflegten Grünflächen sind der Lieblingsplatz von Groß und Klein. Zudem gibt es hier ein Freiluftcafe. Die hohen Kiefern wiederum, die mit dem Uhrturm um die Wette gen Himmel ragen, vermitteln in der Sommerhitze das Gefühl angenehmer Kühle.

Übersetzung: Christine Christov



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Christo Botew (l.), Iwan Drassow und Nikola Slawkow

Christo Botew, der Aprilaufstand und die „Slawischen Komitees“

Die Erinnerungen der Teilnehmer an dem für Bulgarien schicksalhaften Ereignis 1876 sind zahlreich und oft widersprüchlich, aber die Briefe und Dokumente über den Aprilaufstand, der die Frage der Befreiung Bulgariens von der osmanischen Herrschaft auf die..

veröffentlicht am 02.06.24 um 09:05

König Ferdinands letzter Wille, in Bulgarien seine ewige Heimat zu finden, wurde 76 Jahre nach seinem Tod erfüllt

76 Jahre nach seinem Tod konnten die sterblichen Überreste von Ferdinand I., des ersten Zaren des Dritten Bulgarischen Zarenreichs, nach Bulgarien überführt und im Königspalast Wrana zur letzten Ruhe gebettet werden. Damit wurde sein letzter Wunsch..

veröffentlicht am 30.05.24 um 14:29

Abschied mit Gottesdienst von Zar Ferdinand I.

Gute Heimreise, Zar Ferdinand! Mit diesen Worten und einem feierlichen Gottesdienst nahm die Stadt Coburg Abschied von einem ihrer bedeutenden Mitbürger.  Die sterblichen Überreste des bulgarischen Zaren Ferdinand I. werden 76 Jahre..

veröffentlicht am 28.05.24 um 14:31