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Dobrina Entschewa und ihr Paradies auf Erden

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Foto: Gergana Mantschewa

„Vorbildliches Heim“ ist nicht der Titel eines Romans, in dem die Frage gestellt wird, wann wir glücklich sein werden. Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden kleine Schilder mit dieser Aufschrift an solchen Gebäuden in Bulgarien angebracht, die von ihren Bewohner tadellos in Schuss gehalten wurden – sie galten eben als Vorbild.

Ein solches Schild haben das Haus und der Garten von Dobrina Entschewa in der westbulgarischen Stadt Slatitza mit Sicherheit verdient. Dort herrschen Ordnung und Ästhetik, wie man sie heutzutage nur selten zu Gesicht bekommt. Dobrina Entschewa ist von Beruf her Chemikerin, ist aber bereits seit einigen Jahren im verdienten Ruhestand und hat sich voll und ganz der Haus- und Gartenarbeit gewidmet. Die Familie, das Haus und der Garten sind zu den drei wichtigsten Dingen in ihrem Leben geworden. Auch wenn sie ab und zu Sorgen bereiten, lohne sich die Mühe allemal. Ihr Garten ist ein wahres Paradies auf Erden – voller Blumen, Obstbäumen und natürlich einigen Gemüsebeeten. Tiere fehlen auch nicht – glückliche Hühner, wie auch ein Kalb und eine Kuh leben an diesem ort der Glückseligkeit. Von selbst ist aber nichts entstanden – dieses geordnete Fleckchen Boden hat sein Aussehen erst nach Jahren mühvoller Arbeit erhalten. In die Geheimnisse der Gartenkunst hatte sie ihre Mutter eingewiesen. Nun ist Dobrina Entschewa aber ein wenig traurig, weil die jungen Menschen weniger mit Gartenarbeit im Sinn haben. Und so ist die Zukunft ihres Paradieses ungewiss.

Ich bin lediglich eine Hobbygärtnerin“, sagt bescheiden Dobrina Entschewa. „Ich mag es, Gemüse anzubauen und stelle das entsprechende Saatgut selbst her. Die im Handel angebotenen Samen sind mir zu unsicher, zumal das meiste aus dem Ausland kommt und nicht für die hiesigen Bedingungen geeignet ist. Die Samen entnehme ich den reifen Tomaten, Paprikaschoten  und Kürbissen im Garten. Das gilt auch für die vielen Blumen, die ich züchte. Mittlerweile habe ich bereits jene ins Haus gebracht, die nicht winterhart sind. Bei uns ist es gebirgig und das Klima ist etwas rauer, als in der Ebene. Im Garten blühen nur noch die Chrysanthemen, doch auch sie benötigen Pflege. Jetzt ist die Zeit für das Auspflanzen der Zwiebeln für die Frühblüher, wie Tulpen, Hyazinthen und Narzisse gekommen. Außerdem müssen die Rosen geschnitten und das Unkraut beseitigt werden. Während ich die Gartenarbeit erledige, kümmert sich mein Mann um das Kalb, die Kuh und die Hühner. Wir haben auch ein kleines Feld, das wir mit einem kleinen Traktor bearbeiten; es ist auch die nötige Technik vorhanden, um das Stroh zu verwerten. Es würde uns in der Seele wehtun, das Feld brach liegen zu lassen. Und so produzieren wir wenigstens das Futter für die Tiere selbst. Eigentlich haben wir es materiell nicht nötig, so viel zu arbeiten – die Liebe zum Boden hält uns dazu an. Die Arbeit auf dem Land nimmt kein Ende – ständig gibt es etwas zu tun, vor allem im Sommer und im Herbst. Solange wird die Feldarbeit nicht beendet haben, gehen wir nicht nach Hause – egal ob es regnet oder die Sonne unerbittlich scheint. Jeden Tag stehen mein Mann und ich früh auf – etwa um 6 Uhr. Die Kuh muss gemolken, die Tiere gefüttert und auf die Weide geführt werden. Auch der Garten muss früh gegossen werden, bevor noch die Sonne kräftig scheint. Die Arbeit auf dem Land erfordert etliche Kenntnisse und muss ernsthaft und mit Erfahrung getan werden. Den Städtern ist das alles fremd. Wir leben aber in einem solchen Ort, in dessen Umgebung noch Landwirtschaft betrieben wird. Wir werden solange arbeiten, bis es unsere Kräfte erlauben. Und danach... ich weiß nicht, was die jungen Menschen mit unserem Boden anstellen werden...

Die vorbildliche Hausfrau hat sich bereits auf den Winter vorbereitet. Im Erdgeschoss, das als Vorratskammer dient, stehen in den Regalen die vollen Einmachgläser – sauber und geordnet wie in einer Apotheke. Das selbstproduzierte Obst und Gemüse kommt von nun an in Konservenform auf den Tisch. Besonders das sauer eingelegte Gemüse ist ein fester Bestandteil einer jeden Mahlzeit. In diesem Jahr hat Dobrina Entschewa wieder nach dem goldenen Rezept gegriffen, das sich „100 Paprikaschoten“ nennt. Gern verriet sie es uns:

Die Paprikaschoten werden zuerst geröstet, die Haut wird dann abgezogen und sie werden zusammen mit einer Marinade in Einmachgläser getan. Die Marinade besteht aus Essig, Öl, Salz und Zucker. Als Gewürze verwende ich Petersilie und Knoblauch. Die Gläser werden einfach in einem großen Kessel mit Wasser gekocht, um den Inhalt zu sterilisieren. Die Zubereitung ist einfach und gelingt immer und zudem schmecken die sauer eingelegten gerösteten Paprikaschoten ausgezeichnet“, sagte uns abschließend Dobrina Entschewa.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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